HTC Vive Flow: Die VR-Brille mit Sci-Fi-Optik braucht eine Powerbank
Die HTC Vive Flow richtet sich mit ausgefallenem Design, hoher Portabilität und dem Fokus auf Medienkonsum an eine neue Zielgruppe. Dank der starken Integration mit dem Smartphone soll sich die Brille insbesondere für den Videokonsum und einfache Anwendungen zum Abschalten und Runterkommen eignen.
Das Design überzeugt
Das Erste, das bei der Vive Flow ins Auge sticht, ist das auffällige Design, das in der Produktvorstellung deutlich besser rüberkommt und aussieht als auf den Herstellerbildern. Mit den Bügeln wie bei einer klassischen Brille und der verspiegelten Front wirkt die „immersive Brille“ auf den ersten Blick tatsächlich wie die Sci-Fi-Version einer Sonnenbrille statt wie ein VR-Headset. Ein Eindruck, der sich noch verstärkt, da die Brille dank des Formfaktors und des geringen Gewichts problemlos auf den Kopf geschoben werden kann oder gar um den Hals oder am T-Shirtkragen hält. Mit unter 200 Gramm Kampfgewicht spielt die Vive Flow dann auch in einer ganz anderen Klasse als andere VR-Headsets und liegt auf dem Niveau klassischer Over-Ear-Kopfhörer.
Die Stromversorgung erfolgt extern
Um dieses Gewicht zu ermöglichen, kommt die Vive Flow nur mit einem sehr kleinen eingebauten Akku und verlässt sich bei der Stromversorgung auf ein angeschlossenes Smartphone oder eine Powerbank. Aus beiden soll die VR-Brille im Betrieb maximal rund 7,5 Watt ziehen. Der integrierte Akku hält im Betrieb nur wenige Minuten und dient in erster Linie für Hot-Swaps zwischen verschiedenen Stromquellen. HTC bietet für die Flow eine eigene besonders kleine Powerbank an, verweist aber darauf, dass die Brille mit nahezu allen handelsüblichen Powerbanks betrieben werden kann. Beides bedeutet jedoch eine permanente Kabelverbindung und mehr Gewicht. Im Vergleich zu anderen Standalone-Headsets ein Nachteil, der gegen das geringere Gewicht abgewogen werden muss und dieses, wenn auch an anderer Stelle des Körpers, wieder aufheben kann.
Konsum statt Interaktion
Warum das Kabel jedoch bei der Vive Flow weniger stören soll als bei anderen VR-Brillen, erläutert HTC anhand der Namensgebung. Diese stammt nämlich laut HTC-Marketing vom angedachten Hauptanwendungsbereich: „Getreu dem Motto „Go with the Flow“ wurde die VIVE Flow entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, abzuschalten, zu entspannen und Spaß im Alltag zu haben.“ Gemeint ist hiermit, dass die Vive Flow sich vor allem zum passiven Konsum eignet. Als Beispiel werden hier Videos oder VR-Meditations-Apps, sowie allgemein Anwendungen die dem persönlichen Wohlbefinden und Abschalten dienen sollen, genannt. Mit diesem Statement erklärt HTC auch, warum für die Vive Flow, außer dem Smartphone, kein weiteres Steuergerät oder Handtracking nötig sei. Die angedachte eher passive, konsumierende Nutzung mache diese überflüssig. HTC bemüht hier den Vergleich von Laptop zu Tablet. Während der Laptop zum Arbeiten oder Spielen überlegen sei, biete ein Tablet dank des Formfaktors und der Fokussierung ein besseres Erlebnis bei einfachen Anwendungen und lasse sich noch besser mobil nutzen. Ähnlich soll sich die Vive Flow im Vergleich zu klassischen VR-Headsets wie der Oculus Quest 2 oder der HTC Vive Pro 2 verhalten.
Schwache Rechenleistung und starke Smartphoneintegration
Auch wenn sich HTC bei der Präsentation nicht genau festlegen lassen will, lassen Andeutungen erahnen, dass das in der Brille verbaute SoC nicht mir der puren Rechenleistung der Konkurrenz wie der Oculus Quest 2 mithalten kann und will. Hier spielt einerseits der geplante Anwendungsbereich eine Rolle. Andererseits soll ein großer Teil des verwendeten Contents vom verbundenen Smartphone kommen.
Ein solches ist schon bei der Einrichtung zwingend notwendig und die Brille wird auch fix mit einer Companion-App gekoppelt. Ein schneller Wechsel zwischen verschiedenen Smartphones ist somit nicht möglich. Dafür können dank dieser Integration Benachrichtigungen, Kalenderereignisse oder Ähnliches direkt in die Brille übertragen werden. Inhalte, wie Beispielsweise Videos lassen sich dank Miracast vom Smartphone auf die Brille streamen. Sofern es sich bei dem verwendeten Smartphone um ein halbwegs aktuelles Android-Gerät handelt. Apples iPhones bleiben außen vor und HTC sagt hierzu auch nur, dass sich dies eventuell in Zukunft ändern könnte. Auch abgesehen vom Streaming spielt das Smartphone eine wichtige Rolle. Es dient nämlich auch als Controller für die VR-Brille. Hierfür werden die Bewegungssensoren im Smartphone genutzt und der Touchbildschirm verwandelt sich in eine reduzierte Fernbedienung mit einigen wenigen großen Touchfeldern.
Mit 3,2K für den Videokonsum
Als Auflösung nennt HTC 3,2K. Gemeint sind hiermit 1.600 × 1.600 Pixel pro Auge für eine Gesamtauflösung von 3.200 × 1.600. Diese verteilen sich auf ein Field of View von 100°. Genauer spezifiziert HTC diese Angabe nicht, spricht aber zusätzlich von einem, im Vergleich zu anderen Headsets, sehr großen Sweetspot. Laut HTC sei Text nahezu über das gesamte Sichtfeld lesbar und beim Videoschauen auf der virtuellen Kinoleinwand müsse der Kopf nicht oder nur kaum mitbewegt werden. Das Display arbeitet mit LCD-Technologie, besitzt eine volle RGB-Subpixelmatrix und eine Bildwiederholrate von 75 Hertz. Auf Grund des kleinen Designs und den damit entstehenden Problemen für Brillenträger gibt es bei der Vive Flow eine integrierte Dioptrieneinstellung von 0 bis -6 Dioptrien.
Für die Tonausgabe sind zwei in den Bügeln verbaute Lautsprecher zuständig. Zusätzlich können eigene Kopfhörer per Bluetooth gekoppelt werden.
Vorbestellung jetzt, Auslieferung ab November für 549 Euro
Die Vorbestellerphase beginnt heute und als Vorbestellerbonus legt HTC eine Transportbox bei. Den hohen Preis rechtfertigt HTC damit, dass die Vive Flow eine komplett neue Kategorie von VR-Brille sei und HTC, anders als beispielsweise Facebook, Geld mit Hardware und nicht mit Daten verdiene. Ein Statement, das die Situation massiv vereinfacht darstellt, aber in Anbetracht der andauernden Datenschutzbedenken bei Oculus nicht völlig aus der Luft gegriffen scheint.
Der freie Verkauft beginnt im November für 549 Euro. Im Lieferumfang ist dann die Brille selbst, ein USB-C-Kabel sowie eine Transporttasche vorhanden. Das abwaschbare Gesichtspolster gibt es in zwei Versionen, ein schmaleres für den europäischen und nordamerikanischen Markt sowie ein breiteres für den asiatischen Markt. Eine Auswahl direkt bei der Bestellung ist nicht möglich, so dass hier eventuell unnötige Zusatzkosten entstehen. Das jeweils andere kann über den Onlineshop als Zubehör bestellt werden .