Anker Soundcore Liberty 3 Pro im Test: BA-Treiber und LDAC sorgen für einen sehr guten Klang
Die Soundcore Liberty 3 Pro setzen auf einen dynamischen, einen Balanced-Armature-Treiber und den Audiocodec LDAC. Klanglich zahlt sich dies aus. Mit ANC, HearID, Transparenzmodus, Multipoint, Wireless Charging und Trageerkennung bieten die kabellosen In-Ear-Kopfhörer viele weitere Vorzüge.
Die Soundcore Liberty 3 Pro sind Ankers neue Flaggschiff-In-Ear-Kopfhörer, die für eine unverbindliche Preisempfehlung von 159,99 Euro viel bieten. Sie tragen die Hi-Res-Audio-Zertifizierung, indem sie neben AAC auch den hochwertigen LDAC von Sony bieten, den einzigen Audiocodec neben LHDC, der hierfür zertifiziert ist. Er beherrscht bis zu 990 kbit/s bei 24 Bit/96 kHz. Doch die Liberty 3 Pro bieten noch weit mehr, etwa die verbesserte Koaxial-Treiber-Technologie, die Anker als „Astria Coaxial Acoustic Architecture 2.0“ (ACAA 2.0) bezeichnet, bei der ein 10,6 mm großer dynamischer Treiber mit einem Balanced-Armature-Treiber kombiniert wird, eine aktive Geräuschunterdrückung und eine persönliche Klanganpassung über die Soundcore-App.
Der Lieferumfang ist dabei erneut reichhaltig. Neben den Ohrhörern, dem Ladecase mit Wireless Charging und einem USB-C-auf-USB-A-Ladekabel legt Anker wie gehabt eine Fülle an Ohrpassstücken bei. Je vier unterschiedlich große Silikon-Passstücke und Ear-Wings liefert der Hersteller mit, die unabhängig voneinander gewechselt werden können, so dass nach Möglichkeit für jeden und jedes Ohr eine passende Kombination herausspringt.
Technische Daten und Funktionen der Soundcore Liberty 3 Pro
Bluetooth 5.2, LDAC, AAC und Multipoint
Die Soundcore Liberty 3 Pro setzen auf Bluetooth 5.2 und somit den aktuellsten Bluetooth-Standard. Neben dem obligatorischen Audiocodec SBC bringen sie AAC und LDAC von Sony mit, der je nach Signalqualität zwischen den Bitraten 330, 660 und 990 kbit/s wechseln kann. Maximal werden 24 Bit und 96-kHz-Sampling unterstützt, wobei es vom Endgerät abhängig ist, ob der Codec eingesetzt werden kann. Auf dem iPhone von Apple steht er generell nicht zur Verfügung, hier bleibt nur AAC. Qualcomms aptX Adaptive als konkurrierende Alternative wird nicht geboten, weil dafür Lizenzgebühren anfallen.
Auch auf Multipoint müssen Kunden nicht verzichten, so dass die Liberty 3 Pro mit zwei Endgeräten gleichzeitig über Bluetooth verbunden sein können, was einen nahtlosen Wechsel zwischen diesen beiden Geräten ermöglicht, ohne zunächst manuell die Bluetooth-Verbindung zu wechseln. Dies ist insbesondere dann nützlich, wenn man die In-Ear-Kopfhörer häufig am Smartphone und Notebook oder Tablet einsetzt und jederzeit auf eingehende Anrufe oder bei der Musikwiedergabe zwischen den Geräten wechseln möchte.
Balanced-Armature- und dynamischer Treiber
Wie beim Vorgänger setzt Anker erneut auf Koaxial-Dual-Treiber in den Ohrhörern, deren verbesserte Version das Unternehmen als „Astria Coaxial Acoustic Architecture 2.0“ (ACAA 2.0) bewirbt. Wie gehabt wird dabei ein 10,6 mm großer dynamischer Treiber mit einem Balanced-Armature-Treiber (BA) von Knowles kombiniert. Diese sind in Reihe angeordnet, was in einer geringeren Frequenzauslöschung und einem geringeren Versatz zwischen beiden Treibern resultieren soll. Der BA-Treiber sitzt dabei vor dem dynamischen Treiber. Durch diese Kombination sollen Nutzer von den meist überlegenen Höhen des BA-Treibers und dem besseren Bass des dynamischen Treibers gleichermaßen profitieren.
ANC und Transparenz mit sechs Mikrofonen
Mit dem neu hinzugekommenen ANC erhöht Anker auch die Anzahl der Mikrofone von vier auf sechs. Das hybride ANC, bei dem nach innen und nach außen gerichtete Mikrofone für die Geräuschreduzierung eingesetzt werden, nennt der Hersteller „HearID ANC“, da es sich nicht nur automatisch den Umgebungsgeräuschen anpasst, sondern auch berücksichtigt, wie die Musik im Ohr des Trägers klingt, um ein individuelles Profil für den Nutzer zu erstellen.
Auch einen Transparenzmodus bieten die Kopfhörer, wobei dieser in Verbindung mit der App über zwei Profile angepasst werden kann. „Vollständige Transparenz“ gibt alle Umgebungsgeräusche wieder, der „Stimm-Modus“ reduziert hingegen niedrige Frequenzen und betont Stimmen.
Großes, aber flaches Schiebe-Ladecase
Mit 27,8 × 70,9 × 55,6 mm gehört das der Form eines Steines nachempfundene Ladecase der Soundcore Liberty 3 Pro erneut nicht zu den kleinsten Exemplaren. Das Ladecase wird nicht aufgeklappt, sondern der Deckel nach hinten geschoben, so dass die Ohrhörer freigelegt werden. Die Größe des Ladecases ist unter anderem notwendig, da auch die ausladenen Ear-Wings Platz darin finden müssen. Etwas umständlich erweist sich zunächst, dass die Ohrhörer vor dem Zurücklegen und beim Herausnehmen jedes Mal gedreht werden müssen. Mit der Zeit passt man die Art und Weise, wie man die Ohrhörer hält, jedoch daran an.
Das Ladecase kann wahlweise über den UBS-C-Anschluss an der Rückseite oder kabellos nach Qi-Standard geladen werden. Eine Schnellladefunktion über USB-C sorgt dafür, dass nach 15 Minuten Laden Energie für drei weitere Stunden Musikwiedergabe bereitsteht. Die Taste neben dem USB-C-Anschluss dient zum Starten des Kopplungsvorgangs, wenn nach dem ersten Koppeln ein weiteres Gerät verbunden werden soll.
Jeder Ohrhörer wiegt inklusive mittlerer Passstücke und Ear-Wings etwas über 7 g, was vergleichsweise schwer ist.
Bis zu 8 Stunden Musik ohne ANC
Die Akkulaufzeit der Soundcore Liberty 3 Pro wird mit bis zu 8 Stunden ohne ANC angegeben. Durch das Ladecase verlängert sie sich auf insgesamt bis zu 32 Stunden. Die Ohrhörer können also drei Mal voll aufgeladen werden, bevor auch das Ladecase leer ist.
Im Test wird die Akkulaufzeit bei mittlerer Lautstärke und der Nutzung von AAC in einem bunten Musikmix getestet. Dabei erreichen die Liberty 3 Pro eine Akkulaufzeit von 6:27 Stunden bei aktiviertem ANC. Ein guter und leicht überdurchschnittlicher Wert.
Anker Soundcore Liberty 3 Pro | Anker Soundcore Liberty 2 Pro | |
---|---|---|
Bluetooth-Standard: | 5.2 | 5.0 |
Audio-Codecs: | SBC, AAC, LDAC | SBC, AAC, aptX |
Bedienung: | Touch | Tasten |
Akkulaufzeit der Ohrhörer: | 8,0 h | |
Akkulaufzeit mit Ladecase: | 32,0 h | |
Wireless Charging: | Ja | |
ANC: | Ja | – |
Einzelnutzung: | Ja | |
IP-Zertifizierung: | IPX4 | |
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: | 7,3/43,0 g | 8,5/53,0 g |
USB-Ladeanschluss: | USB-C | |
Abmessungen Ladecase: | 27,80 × 70,90 × 55,60 mm | 31,00 × 78,50 × 57,00 mm |
Preis: | 159,99 € | 150 € |
IPX4 gegen Schweiß und Regen
Wie der Vorgänger sind die Soundcore Liberty 3 Pro nicht wasserdicht, sondern nach IPX4 gegen allseitiges Spritzwasser geschützt. Sie können so zwar problemlos im Regen oder beim Sport getragen werden, sollten aber nicht unter fließendem Wasser gereinigt oder untergetaucht werden.
Anpassbare Steuerung über Touch
Die Außenseite der Liberty 3 Pro dient als Touchfläche zur Steuerung der Funktionen. Auf dem rechten Ohrhörer wird durch zweifaches Tippen die Wiedergabe gestartet oder pausiert. Auf dem linken Ohrhörer wird durch diese Geste einen Track vorgesprungen. Wird die Touchfläche zwei Sekunden gedrückt gehalten, wird zwischen ANC und Transparenzmodus hin und her gewechselt. Zudem können über beide Ohrhörer Anrufe angenommen, beendet oder abgelehnt werden. Einfaches und dreifaches Tippen sind im Auslieferungszustand zunächst nicht belegt, Funktionen wie die Lautstärkesteuerung oder das Aufrufen des Sprachassistenten des Smartphones fehlen. Fehleingaben werden so jedoch effektiv verhindert.
Wird nur ein Ohrhörer genutzt, wird die Steuerung insofern angepasst, dass unabhängig davon, welcher Ohrhörer genutzt wird, zweifaches Tippen immer die Wiedergabe startet oder pausiert. Im Mono-Modus lässt sich auch der Sprachassistent aufrufen, indem die Touchfläche rund eine Sekunde gedrückt gehalten wird.
Auto-Play/Auto-Pause
Infrarotsensoren an den Ohrhörern sorgen für eine Trageerkennung, über die die Wiedergabe pausiert wird, wenn ein Ohrhörer herausgenommen wird, und fortsetzt, wenn er wieder eingesetzt wird. Das Pausieren der Wiedergabe erfolgt mit 1 bis 2 Sekunden Verzögerung beim Herausnehmen. Auf Wunsch kann die Trageerkennung in der App deaktiviert werden.
Umfangreiche Anpassung in der App
Über die Soundcore-App kann die Steuerung angepasst werden. Zunächst schon, indem sich einfaches und dreifaches Antippen aktivieren und belegen lassen. Die Vorauswahl für einfaches Antippen ist die Lautstärkesteuerung (links leiser, rechts lauter). Alternativ kann aber auch „Weiter“, „Zurück“, „Wiedergabe/Pause“, „Sprachassistent“ oder „Umgebungsgeräusche“ auf diese Funktion gelegt werden.
Die bereits vergebenen Funktionen Doppeltippen und Gedrückthalten lassen sich damit ebenfalls anders belegen. Wer zudem nicht nur zwischen Transparenzmodus und ANC umschalten, sondern auch den normalen Modus nutzen möchte, in dem beide Funktionen deaktiviert sind, kann dies als dritte Option beim Durchschalten aktivieren.
So lässt sich über die App eine vollständige, den eigenen Bedürfnissen angepasste Steuerung konfigurieren.
Sehr gute Einzelnutzung
Die Einzelnutzung ist sehr gut umgesetzt, der Wechsel der Belegung erfolgt mit minimaler Verzögerung auch dann, wenn zuvor beide Ohrhörer genutzt wurden. Ist die Trageerkennung aktiviert, wird beim Wechsel von Stereo zu Mono die Wiedergabe pausiert und muss manuell fortgesetzt werden. Der Wechsel von Mono zu Stereo erfolgt unterbrechungsfrei.
Umfangreiche App
Über die App kann nicht nur wie gerade beschrieben umfangreich die Steuerung angepasst und die Trageerkennung deaktiviert werden, sondern es stehen auch einige weitere Funktionen zur Verfügung – von obligatorischen Firmware-Updates ganz abgesehen. Hierzu gehört der Akkustand der beiden Ohrhörer und des Ladecases und abseits der Steuerung über die Ohrhörer können das ANC, der Transparenzmodus und der Normal-Modus auch in der App umgestellt werden. Beim ANC und Transparenzmodus lässt sich in der App zudem eine Windgeräuschreduzierung einschalten.
HearID und HearID ANC
HearID steht bei Soundcore für das persönliche Klangprofil, das für den Nutzer über die App erstellt wird. Der Nutzer muss im Hörtest bestätigen, welche Töne er auf dem jeweiligen Ohr wahrnimmt. Anhand des Ergebnisses wird die Frequenzkurve angepasst. Bei den Liberty 3 Pro gibt es neben dem normalen HearID auch ein „HearID ANC“, bei dem das ANC an den persönlichen Sitz der Ohrhörer angepasst werden soll, indem Messungen über die Mikrofone in lauter Umgebung vorgenommen werden.
Equalizer und 3D-Sound
Um den Klang generell anzupassen, steht ein Equalizer zur Verfügung, der entweder Presets zur Anpassung des Klangs bietet oder eine individuelle Anpassung in acht Bändern zwischen 100 Hz und 12,8 kHz erlaubt, die abgespeichert werden kann. Diese Optionen verbergen sich hinter dem Menüeintrag „Soundeffekte“, in dem auch das HearID-Profil wieder aktiviert werden kann. Neben dem Equalizer mit Presets, dem benutzerdefinierten Equalizer und HearID steht hier zudem ein 3D-Surround-Sound zur Auswahl, der einen räumlichen Klang nachahmt – mit dem Spatial Audio von Apple ist dies aber nicht zu vergleichen und eher als Spielerei denn als wirkliche 3D-Sound-Option zu sehen.
Auch ein Passtest kann durchgeführt werden, der in ruhiger Umgebung durchgeführt werden muss und bei dem eine Melodie abgespielt wird, um die Isolierung zu testen.
LDAC kostet Multipoint
Unter Android kann über den Menüpunkt „Sound Mode“ zudem der Audiocodec LDAC aktiviert werden, was in der iOS-App mangels Unterstützung des Codecs nicht möglich ist. Ist LDAC aktiviert, wird kein Multipoint mehr unterstützt und auch der 3D-Surround-Sound kann nicht mehr genutzt werden.
Fester, angenehmer Halt
Die Soundcore Liberty 3 Pro bieten wie erwähnt viele Optionen zur Anpassung des Sitzes. Vier Silikon-Passstücke und vier Ear-Wings wollen vom Nutzer in der jeweils richtigen Größe gewählt werden, um für einen optimalen Halt zu sorgen. Wie immer kann es dabei durchaus sein, dass für das linke und rechte Ohr unterschiedliche Konfigurationen gewählt werden müssen.
Findet man die für sich richtige Kombination, sitzen die Soundcore Liberty 3 Pro fest im Ohr, auch wenn das Tragegefühl dies aufgrund der Form nicht immer vermittelt. Denn durch die vergleichsweise große Bauform, die weit aus dem Ohr ragt, liegt der Schwerpunkt weiter außen. Dennoch hielten sie im Test selbst beim Sport an Ort und Stelle. Bei längerem Tragen stellt sich ein leichtes Druckgefühl ein.
Ihre Größe macht sie für Mützen jedoch ungeeignet und auch Wind findet eine gute Angriffsfläche.