Foundry-Gerüchte: AMD geht (vielleicht) zu Samsung
Seit zehn Tagen treibt das taiwanische Branchenblatt DigiTimes mit mehreren Berichten sprichwörtlich die Sau durchs Dorf, AMD gehe zu Samsung. Fakten gibt es dabei quasi keine, so schwarz-weiß dürfte es ohnehin nicht sein. Denn streng genommen ist AMD ja auch schon lange ein Samsung-Kunde. Eine Kurzanalyse.
AMD geht zu Samsung, heißt es plötzlich in den Medien. Beim kommenden 3-nm-Prozess soll es soweit sein. Das erklärte DigiTimes am 16. November das erste Mal, bis zum 25. November folgten weitere Berichte. Die Faktenlage ist dabei extrem dünn, vieles fußt auf rein logischen Mutmaßungen: Sollte sich AMD nach einem weiteren Foundry-Partner neben TSMC umsehen? Natürlich, das müssen sie, alles andere wäre vermutlich ziemlich fahrlässig. Doch diese Behauptungen gab es auch schon im Januar dieses Jahres, ohne Fakten zu liefern.
AMD wird erst einmal weiterhin bei TSMC bleiben
Heißt das nun, wie zum Teil suggeriert wird, AMD wird komplett zu Samsung wechseln? Eher nicht. Ihren sehr guten und jahrelang aufgebauten Stand beim weltbesten Hersteller TSMC werden sie nicht aufgeben. Samsung war in der Vergangenheit auf der positiven Seite zwar durch niedrige Preise für Chips aufgefallen, doch die andere Seite wiegt für Produktstarts deutlich schwerer: Verspätungen, schlechte Ausbeute und irgendwie doch immer mindestens einen Schritt hinter TSMC hinterher.
AMD setzt für die Jahre 2022 und 2023 zu großen Teilen auf TSMCs N5-Prozess und deren Ableger, vor allem im PC-Umfeld. Hier muss Samsungs neuer Prozess 3GAE erst einmal beweisen, dass er gegen diese bestehen kann. Und das könnte er frühestens ab Ende 2023, wenn die zweite Generation 3GAP zur Verfügung steht. Qualcomm, ebenfalls schon viele Jahre Großkunde bei Samsung, erwartete dies realistisch gesehen zuletzt erst für das Jahr 2024.
Samsung könnte in Zukunft aber eine Rolle spielen
Schwarz-weiß ist die Lage letztlich schlichtweg nicht, es gibt viele Möglichkeiten und AMD dürfte sich diverse Optionen offen halten. Der Multi-Chip-Ansatz für viele kommende Produkte, die Chiplets in unterschiedlichen Fertigungsstufen enthalten, die dann wiederum in einer Packaging-Anlage erst zusammengesetzt werden, erlaubt natürlich den Einsatz unterschiedlicher Hersteller. Aktuell ist das bei AMD TSMC und Globalfoundries, Chips aus Taiwan und den USA werden in China aufs Package gesetzt.
Das hier plötzlich auch mal ein Chip von Samsung kommen kann, ist natürlich leicht vorstellbar und könnte sogar passieren. Denn Globalfoundries wird ab der kommenden Generation nach und nach ausscheiden, denn bei 14/12 nm ist dort Schluss – nicht mehr konkurrenzfähig für die Zukunft. Vorerst soll das dann alles TSMC machen. Ein weiteres und möglichst starkes Standbein für AMD muss hier am Ende her, das weiß auch AMD, schließlich hieß es vor fünf Jahren schon einmal:
AMD has strong foundry partnerships and our primary manufacturing partners are GLOBALFOUNDRIES and TSMC. We have run some product at Samsung and we have the option of enabling production with Samsung if needed [..]
Samsung war letztlich schon immer irgendwie da, fertigte angeblich beispielsweise bis 2018 einige Polaris-GPUs für AMD, wenngleich Globalfoundries mit Samsungs IP den Großteil der Produktion stemmte. Die Partnerschaft wurde seitdem auch noch an anderer Stelle ausgebaut, Samsung setzt auf RDNA-IP für kommende Smartphones. Hier wird AMD-Technologie zweifelsohne bald vermehrt in Samsungs Werken für neue SoCs produziert.
AMD und Samsung in Zukunft: Mit Sicherheit. Doch der genaue Umfang bleibt unbekannt.
Die ComputerBase-Redaktion dankt „konkretor“ für den Hinweis zur Meldung und Anstoß zur Recherche.