Arbeiten DDR4 oder DDR5 nach Intels Vorgaben zeigt sich in Spielen eine identische Performance und das gilt auch, wenn der Speicher übertaktet wird. DDR4-3800 (Gear 1) bringt bei gleichen Timings von 14-14-32-1T auf dem Core i9-12900K im Durchschnitt einen Leistungsschub von 5 bis 6 Prozent, während DDR5-6200 bei 40-40-40-76-2T (Gear 2) gegenüber DDR5-4400 bei 32-32-32-61-2T ein Plus von 7 Prozent bringt.
Mit dem Endergebnis, dass das Alder-Lake-Flaggschiff mit dem übertakteten DDR5-Speicher 1 Prozent mehr AVG-FPS und gleich viele Perzentil-FPS wie mit übertaktetem DDR4-Speicher bringt. Auch mit manueller Übertaktung kann sich DDR5 damit derzeit nicht von DDR4 absetzen – entsprechend wird eine weitere Entwicklungsrunde mit nochmals deutlich höheren Taktraten nötig sein, damit DDR5 auch mehr Performance als DDR4 bieten kann. Getestet wurden die Frequenzen mit DDR4-4000-Speicher (14-14-14-32-1T bei 1,55 Volt) von G.Skill beziehungsweise DDR5-6000-Speicher (40-40-40-61-2T bei 1,25 Volt) vom selben Hersteller.
Mit DDR5-4800 wird DDR4-3200 überholt
Wer den Core i9-12900K mit DDR5-4800 betreibt und damit den Takt, den quasi alle Mainboards werksmäßig nutzen, erhält gegenüber Intels DDR5-4400 einen kleinen Leistungsschub von 2 Prozent, mit dessen Hilfe aus einem minimalen Rückstand zu DDR4-3200 ein minimaler Vorsprung wird.
Intels Alder Lake kann mehr Speicherbandbreite besser umsetzen als der Vorgänger Rocket Lake und kommt damit auf dasselbe Ergebnis wie AMDs Ryzen-CPUs auf Basis von Zen 3. So profitiert der Core i9-11900K von DDR4-3733 – ein höherer Takt läuft mit Gear 1 nicht mehr stabil – nur um 2 bis 3 Prozent von der höheren Speicherbandbreite, während der Ryzen 9 5950X genau wie Alder Lake durch DDR4-3800 (mit Infinity Fabric auf synchronen 1.900 MHz) um 5 bis 6 Prozent zulegt und damit genau um denselben Wert wie der Core i9-12900K mit DDR4-Speicher.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Wie die einzelnen Spiele zeigen, reagieren manche Titel quasi gar nicht auf eine höhere Speicherbandbreite, andere hingegen deutlich. Marvel's Guardians of the Galaxy zeigt dabei die beste Skalierung. DDR5-6200 bringt gegenüber DDR5-4400 ein Leistungsplus von 11 Prozent bei den Durchschnitts-FPS und um 13 Prozent bei den Perzentil-FPS. Bereits mit DDR5-4800 gibt es 5 und 6 Prozent mehr Performance, DDR5-6200 bringt dann nur noch ein weiteres Plus von 6 und 7 Prozent.
Mit DDR4-3800 anstatt DDR4-3200 legt der Core i9-12900K in dem Superheldenspiel um 7 und 8 Prozent an FPS zu. Speicherbandbreite scheint in dem Titel mehr zu zählen als Latenzen, entsprechend liegt das übertaktete DDR5-System mit einem Vorsprung von 4 und 6 Prozent klar vor dem DDR4-System mit OC.
Rocket Lake und Zen 3 profitieren in anderen Spielen mehr
Guardians of the Galaxy ist dabei ein Spezialfall von Alder Lake. Rocket Lake und Zen 3 profitieren deutlich weniger von Speicher-OC in diesem Spiel. Der Core i9-11900K liefert in Age of Empires 4, Cyberpunk 2077 sowie Watch Dogs Legion das beste Ergebnis mit 4 Prozent mehr Performance ab, der Ryzen 9 5950X in Watch Dogs Legion mit 8 Prozent.
Die Efficiency-Cores bringen zwar unter Volllast auf Alder Lake einen Vorteil, in Spielen sind diese aber meistens entweder nicht von Vorteil oder gar hinderlich. Und das ergibt auch Sinn. Denn Spiele benötigen nur selten mehr als 8 Kerne beziehungsweise 16 Threads. Ist das doch der Fall, dann sind die Efficiency-Cores natürlich eine Hilfe. Sind 16 Threads für die maximale Leistung aber ausreichend, muss der Scheduler von Windows schon absolut perfekt arbeiten, um auch nur dieselbe Leistung aus dem Spiel zu quetschen – und das ist eben auch trotz aller Optimierungen nur selten der Fall.
Das hat zur Folge, dass die Performance des Core i9-12900K in Spielen mit abgeschalteten Efficiency-Cores gar um 1 Prozent ansteigt, die Perzentil bleiben gleich. Age of Empires 4 läuft 5 Prozent schneller, wenn ausschließlich die Performance-Cores arbeiten, Cyberpunk 2077 7 Prozent und in einigen anderen Spielen gibt es 1, 2 und auch mal 3 Prozent mehr FPS.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Kann ein Spiel dann doch mal etwas mit mehr als 8 Kernen anfangen, sind die Efficiency-Cores natürlich von Vorteil. In Marvel's Guardians of the Galaxy kann der Prozessor um 3 Prozent an FPS durch die E-Cores zulegen, in Far Cry 6 sind es 5 Prozent.
Nur in Einzelfällen von Vorteil
Trotzdem ist es schlussendlich nicht ratsam, für Spiele generell die E-Cores abzuschalten. Ja, in manchen Spielen resultiert dies in einer Handvoll mehr FPS, das kann beim nächsten Titel aber auch wieder nach hinten losgehen. Hinzu kommt, dass man theoretisch bei jedem neuen Spiel zuerst prüfen müsste, was die schnellere Variante ist. Ein Aufwand, den wohl niemand auf sich nehmen möchte. Zudem sichern die E-Cores auch die Hintergrundlast des Systems ab. Wer noch einige andere Programme offen hat, kann so durch diese auftretende Lastspitzen besser abfangen.
Auch wenn es daher immer mal wieder langsamer sein mag, neben den Performance- auch die Efficiency-Cores für Spiele aktiv zu haben, sollten diese aktiviert bleiben. Der Vorteil durch ausschließlich angeschaltete P-Cores ist meistens gering und mit der Zeit und der Spieleentwicklung wird sich das Bild vermutlich ohnehin öfter drehen. Jedoch zeigt das Bild auch, dass für reines Spielen ein Prozessor mit 10 P-Cores und ohne jegliche E-Cores die bessere Lösung gewesen wäre.
Intel empfiehlt offiziell, Resizable BAR auf Alder Lake abzuschalten. Einen Grund dafür nennt man nicht, sondern gibt einzig an, dass sich die Situation mit zukünftigen Treibern und BIOS-Versionen wieder ändern könnte. Eine merkwürdige Situation, so hat Intel doch selbst mit der Unterstützung von rBAR auf Rocket-Lake-Systemen in Verbindung mit GeForce-Grafikkarten geworben.
Nun stellt sich aber die Frage, ob diese Empfehlung überhaupt ernst genommen werden sollte. Nachvollzogen werden kann sie anhand von Benchmarks in Verbindung mit der eingesetzten GeForce RTX 3090 nicht. Denn mit Resizable BAR zeigt der Core i9-12900K zwar dieselben Durchschnitts-FPS, aber um 2 Prozent bessere Perzentil-FPS.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Schlussendlich ist das zwar ein überraschend geringer bis nicht vorhandener Gewinn an Performance, aber es ist auch keine Regression. Im Gegenteil sogar, es gibt kein einziges Spiel, wo rBAR nennenswert schlechter läuft als ohne. Anders dagegen in Marvel's Guardians of the Galaxy, das mit Resizable BAR 8 Prozent bessere Perzentil-FPS als ohne zeigt, Kena: Bridge of Spirits bietet derweil eine 4 und 6 Prozent höhere Leistung.
Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass es in speziellen Hardware- und Softwarekombinationen Probleme mit rBAR auf Alder Lake gibt. Ein generelles Problem mit Nvidia-Grafikkarten gibt es aber nicht, auch wenn das Feature aktuell nicht die Vorteile bringt, die es eigentlich bringen sollte.
Intel hat das selbst auferlegte Ziel erreicht und stellt mit Alder Lake die schnellsten Gaming-CPUs. Selbst der kleine Core i5-12600K ist in Spielen genauso schnell wie der Ryzen 9 5950X, das Flaggschiff-Modell ist etwa 10 Prozent schneller und der Core i7-12700K liegt mit 8 Prozent mehr FPS dazwischen. Damit ist Alder Lake automatisch die beste CPU, die Intel seit mehreren Generationen auf den Markt gebracht hat – und auch generell gut.
Aber zugleich nicht übermächtig gut. 10 Prozent mehr Bilder pro Sekunde in Spielen als AMDs schnellster Prozessor ist ein ordentliches Ergebnis. Nur ist dieser auch schon wieder fast ein Jahr alt und mit Zen 3 3D wurde ein Leistungsschub zumindest angekündigt. Die Spitzenposition wird die Core-12000-Serie daher vermutlich nur kurz innehaben.
Das soll Intels Erfolg aber nicht schmälern, Stand jetzt gibt es keine bessere CPU fürs Spielen. Dabei muss es auch gar nicht der Core i9-12900K fürs Gaming sein, bei den aktuellen Titeln fährt man mit dem Core i7-12700K fast genauso gut und bezahlt mit 409 zu 589 US-Dollar einen deutlich geringeren Preis. Denn die E-Cores von Alder Lake bringen in Spielen oft gar nichts und wenn doch, dann nur wenig – und da beide CPUs 8 schnelle P-Kerne haben, gibt es auch in Spielen kaum Unterschiede. Erst mit dem Core i5-12600K wird es langsamer, zumal die nur 6 Performance-Kerne in Zukunft vermutlich recht schnell knapp werden können. Sonderlich attraktiv ist der Core i5 aufgrund der mit 289 US-Dollar geringen Kostenersparnis zum Core i7 daher nicht.
Für Spieler wenig sinnvoll ist hingegen DDR5, denn der neue Speicherstandard bringt in Spielen derzeit absolut nichts, erhöht die Kosten aber massiv. Dabei ist es auch egal, ob nach Intels Vorgaben nur DDR5-4400 oder gleich hochgezüchteter DDR5-6200-Speicher genutzt wird, DDR4 ist absolut konkurrenzfähig. Hier benötigt es nochmal deutlich schnelleren Speicher in Richtung DDR5-7000, damit der neue Standard einen Vorteil erzielen können wird. Wer bereits halbwegs flotten DDR4-Speicher besitzt, sollte aus Spielersicht über DDR5 gar nicht erst nachdenken. Aber auch beim Neukauf sollte kein hoher Aufpreis gegenüber DDR4 in Kauf genommen werden. Weder beim Speicher selbst, noch beim Mainboard.
In Sachen Leistungsaufnahme hat Intel mit Alder Lake in Spielen Fortschritte gegenüber Rocket Lake gemacht. Die Package Power beträgt beim Core i9-12900K im Durchschnitt 109 Watt und damit 6 Watt weniger als beim Core i9-11900K, obwohl sich die Leistung gleichzeitig verbessert. Die Effizienz ist gestiegen und im Schnitt nun vergleichbar mit dem zwar langsameren AMD Ryzen 9 5950X, der mit 100 Watt aber nochmal etwas weniger benötigt.
Noch mehr Analysen und Benchmarks zu Alder Lake
In diesem Artikel ging es um Spiele. Wer sich für die Alder-Lake-Technik an sich interessiert, wissen möchte wie die neuen Features funktionieren und wie sich Alder Lake gegen Zen 3 in Sachen Anwendungsgeschwindigkeit, Leistungsaufnahme, Temperaturentwicklung, IPC, P- vs. E-Cores und noch mehr schlägt, sollte unbedingt einen Blick in das ausführliche Review zum Core i9-12900K, Core i7-12700K sowie Core i5-12600K werfen. Der Test enthält unter anderem:
Auch Spiele-Benchmarks mit älteren Titeln, dafür aber auch noch mehr CPUs im Vergleich, finden sich dort.
ComputerBase hat die Hardware für diesen Test unter NDA erhalten. Core i9 und Core i5 kamen von Intel, der Core i7 von Caseking, DDR5 von Kingston sowie zwei Z690-Platinen von MSI. Asus hat weitere zwei Z690-Platinen und DDR5 von Kingston beigesteuert, Corsair und G.Skill weitere DDR5-Speicher-Kits. Zwei weitere Core i9 wurden von der Redaktion aus alternativer Quelle bezogen. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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