Intel Alder Lake im Test: Leistungsaufnahme, Temperaturen und OC
7/8Die Leistungsaufnahme moderner Prozessoren ist stark von Einsatzgebiet und Anforderung abhängig. Typische Szenarien reichen von kleinen Lastszenarien mit Anforderungen an einen CPU-Kern über Spiele mit Mehr-Kern-Teillast bis hin zu Vollast-Anwendungen wie dem Rendern in Blender oder der Video-Konvertierung in Handbrake.
Leistungsaufnahme in Spielen
Bei der Leistungsaufnahme beim Spielen, das Kerne nur zum Teil auslastet, macht der Core i9-12900K Fortschritte gegenüber dem Core i9-11900K. Die Package Power beträgt im Durchschnitt 109 Watt, beim Vorgänger waren es noch 115 Watt. Das ist ein kleiner Fortschritt in Anbetracht der reinen Zahl, doch wenn man bedenkt, dass zugleich die Leistung steigt, ist das ein guter Schritt bezüglich der Effizienz.
Damit schafft es Intel die Konkurrenzmodelle von AMD einzuholen: Der Ryzen 9 5950X ist zwar etwas langsamer in Spielen als der Core i9-12900K, benötigt mit durchschnittlich 100 Watt aber analog auch weniger Energie. Schlussendlich ist die Effizienz beim Spielen vergleichbar.
Core i9-12900K Package Power (AVG/Max) |
Core i9-11900K Package Power (AVG/Max) |
Ryzen 9 5950X Package Power (AVG/Max) |
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Age of Empires 4 | 67/70 Watt | 79/110 Watt | 82/86 Watt |
COD Black Ops Cold War | 113/128 Watt | 131/141 Watt | 101/113 Watt |
Cyberpunk 2077 | 133/143 Watt | 142/149 Watt | 112/121 Watt |
Cyberpunk 2077 + RT | 136/150 Watt | 127/144 Watt | 111/122 Watt |
Deathloop | 110/117 Watt | 105/116 Watt | 102/108 Watt |
Diablo II: Resurrected | 84/92 Watt | 92/103 Watt | 92/105 Watt |
F1 2021 | 114/120 Watt | 133/159 Watt | 105/112 Watt |
Far Cry 6 | 101/106 Watt | 106/123 Watt | 94/102 Watt |
Guardians of the Galaxy | 114/127 Watt | 118/128 Watt | 98/110 Watt |
Guardians of the Galaxy + RT | 111/123 Watt | 114/121 Watt | 95/110 Watt |
Kena: Bridge of Spirits | 98/107 Watt | 104/114 Watt | 93/108 Watt |
Life is Strange: True Colors | 107/115 Watt | 110/121 Watt | 97/106 Watt |
Metro Exodus PC Enhanced | 100/110 Watt | 103/115 Watt | 99/106 Watt |
Resident Evil Village | 105/113 Watt | 111/115 Watt | 92/97 Watt |
The Ascent | 112/120 Watt | 119/136 Watt | 109/116 Watt |
Watch Dogs Legion | 123/129 Watt | 126/133 Watt | 101/107 Watt |
Watch Dogs Legion + RT | 128/139 Watt | 128/142 Watt | 101/116 Watt |
Durchschnitt | 109/118 Watt | 115/128 Watt | 100/109 Watt |
Spiele zeigen dabei erneut, dass sie die Aufhebung aller Powerlimits überhaupt nicht nötig haben. Denn im Durchschnitt liegen sie nahezu immer unterhalb von 125 Watt und selbst wenn es zwischendurch zu einer Überschreitung von PL1 kommt, wird die CPU ja erst dann auf 125 Watt festgesetzt, wenn der gewichtete gleitende Durchschnitt bei 125 Watt liegt.
- Package Power (Cyberpunk 2077, 720p, Ultra & RT Mittel)
- Package Power (Doom Eternal, 720p, Ultra & RT)
- max. CPU-Takt (Cyberpunk 2077, 720p, Ultra & RT Mittel)
- max. CPU-Takt (Doom Eternal, 720p, Ultra & RT)
Leistungsaufnahme in Anwendungen
Um maximale Leistung zu liefern, lässt Intel auch Alder Lake in Form des Core i9 wieder von der Leine. Für diese letzten rund zehn Prozent Leistung unter Multi-Core-Dauerlast verdoppelt sich dann auch die Leistungsaufnahme der CPU, an der Steckdose heißt es dann 340 statt 200 Watt. Wird die CPU sogar gänzlich ohne Limit gefahren, also über 241 Watt, sind 350 Watt und mehr in Anwendungen wie Blender, Handbrake und Co. für einen kompletten PC nicht unmöglich. Damit hat sich der Maximalverbrauch kaum geändert, da es nun aber durchweg mehr Leistung gibt, ist immerhin die Effizienz gestiegen.
Im Leerlauf und bei Teillast gibt es nichts zu beanstanden, hier zeigte sich DDR5 als Plattform etwas stromhungriger, werden Limits aufgehoben, geht es ebenfalls leicht nach oben. Am besten ist es auch hier, wenn die Limits einfach die alten gewesen wären.
Wie beeindruckend AMDs Ryzen 5000 bei der Energieaufnahme und letztlich Effizienz sind, zeigen die Mehr-Kern-Szenarien dabei erneut. Der Ryzen 9 5950X verbraucht nicht nur 40 Prozent weniger als ein unlimitierter 12900K, er ist auch noch schneller. Und wird der 12900K limitiert, zieht der 5950X in Sachen Leistung weit davon. Dagegen kann Intel heute nichts tun und das wird sich auch erst einmal nicht ändern.
Temperaturen wieder im Grenzbereich
Derart hohe Leistungsaufnahmen fordern nicht nur einen Tribut an den Stromzähler, sondern auch an die Kühlung. Diese sollte bei hohen Multi-Core-Lasten erneut sehr gut ausfallen, denn bis zu 100 Grad sind selbst mit guter Kühlung kein Einzelfall, wenn die Limits aufgehoben werden.
Erst wenn die CPUs so betrieben werden, wie Intels Support-Dokumente mit PL1 von 125 Watt es vorsehen, aber nicht Intels Marketing-Abteilung PL1=PL2 definiert, liegen die Temperaturen auf gutem Niveau.
Overclocking: CPU kaum, Speicher umso mehr
CPU-Overclocking bewirbt Intel wie zum Start fast jeder Prozessor-Generation als ein wichtiges Feature, unterm Strich bleibt das aber auch bei Alder Lake ein nahezu aussichtsloses Spiel, wenn nicht absolutes Ausnahme-Equipment zur Verfügung steht. Der unlimitierte Modus bei den großen CPUs zeigt ja bereits, dass 100 Grad problemlos erreicht werden können, wirklich Luft nach oben ist hier mit Hausmitteln nur vorhanden, wenn keine Last anliegt. Erst mit guter 360er AiO kann beispielsweise der Single-Core-Takt auf alle Kerne umgelegt und auch die E-Cores noch um ein paar MHz nach oben gezogen werden. Das alles bringt im Alltag herzlich wenig.
Beim Speicher ist das wie zuletzt üblich eine andere Geschichte. DDR4 gibt es zuhauf und in sehr schneller Form, selbst DDR4-3800 läuft problemlos noch im schnellsten Gear-1-Modus. Die Aussagen lassen sich auch auf DDR5 umlegen: Mit DDR5-6200 gewinnt Alder Lake gegenüber der Referenz ebenso einige Prozent. Problematisch ist bei DDR5-Speicher aber der hohe Preis, für derart hoch getakteten RAM wird er zum Start jenseits von Gut und Böse rangieren und keine Option für jedermann sein.