Im Test vor 15 Jahren: Platz da, hier kommt die GeForce 8800 GTX
Vor 15 Jahren stellte Nvidia mit der GeForce 8800 GTX (Test) eine noch heute legendäre Grafikkarte vor. DirectX-10-Unterstützung, eine Unified-Shader-Architektur, 768 MByte Grafikspeicher und 128 Shader-Einheiten bei 681 Millionen Transistoren waren damals eine kleine Revolution.
Die G80-GPU war ein wahres Monster
Das Herzstück der GeForce 8800 GTX war die neue G80-GPU, die in einem 90-nm-Verfahren hergestellt wurde und 681 Millionen Transistoren in sich vereinte. Zum Vergleich: Eine GeForce 7900 GTX der Vorgängergeneration kam auf 278 Millionen Transistoren und ein Quad-Core-Prozessor von Intel auf 582 Millionen Transistoren (in 65 nm gefertigt).
Eine der bedeutendsten Neuerungen der G80-GPU war die Unified-Shader-Architektur. Traditionell verfügten GPUs über mehrere spezialisierte Einheiten (Vertex-Shader, Pixel-Shader, ROPs), die eine Pipeline durchliefen. Das konnte darin resultieren, dass beispielsweise ein Teil des Vertex-Shaders brach lag, da der Pixel-Shader überlastet war. Bei einer Unified-Shader-Architektur konnte jede Shader-Einheit alle Aufgaben übernehmen und daraus sollte eine theoretisch bessere Auslastung der GPU resultieren. Eine weitere Änderung war, dass Nvidia Skalar- statt wie bisher Vektoreinheiten verwendete. Das bedeutete, dass eine Shader-Einheit immer nur eine Skalarberechnung (1D) statt einer 4D-Vektorberechnung durchführen konnte – die Motivation hinter dieser Entscheidung war, dass oft Skalarberechnungen durchgeführt und die Vektoreinheiten dann nicht vollständig ausgenutzt wurden.
Auch abseits dieser (und weiterer) Neuerungen war die GeForce 8800 GTX technologisch auf dem neuesten Stand. Der 900 MHz schnelle und 768 MByte große GDDR3-Grafikspeicher war über einen 384 Bit breiten Bus an die GPU angebunden, was in einer Speicherbandbreite von 86,4 GByte/s resultierte. Die Texelfüllrate belief sich mit 36,8 MTex/s auf die doppelte Menge des Vorgängers, der GeForce 7900 GTX. Das Gleiche galt für die Anzahl der Fließkommaoperationen pro Sekunde (FLOPS).
Radeon X1950 XTX | GeForce 7900 GTX | GeForce 7950 GX2 | GeForce 8800 GTX | GeForce 8800 GTS | |
---|---|---|---|---|---|
Chip | R580+ | G71 | G80 | ||
Transistoren | ca. 384 Mio. | ca. 278 Mio. | ca. 2 × 278 Mio. | ca. 681 Mio. | |
Fertigung | 90 nm | ||||
Chiptakt | 650 MHz | 500 MHz | 575 MHz | 500 MHz | |
Shadertakt | 650 MHz | 650 MHz | 500 MHz | 1.350 MHz | 1.200 MHz |
Pixel-Pipelines | 16 | 24 | 2 × 24 | – | |
Shader-Einheiten (MADD) |
48 (4D) | 128 (1D) | 96 (1D) | ||
FLOPS (MADD/ADD) | 374 GFLOPS | 250 GFLOPS | 2 × 192 GFLOPS | 518 GFLOPS | 346 GLOPS |
ROPs | 16 | 2 × 16 | 24 | 20 | |
Pixelfüllrate | 10.400 MPix/s | 2 × 8.000 MPix/s | 13.800 MPix/s | 10.000 MPix/s | |
TMUs | 16 | 24 | 2 × 24 | 64 | 48 |
Texelfüllrate | 10.400 MTex/s | 15.600 MTex/s | 2 × 12.000 MTex/s | 36.800 MTex/s | 24.000 MTex/s |
Vertex-Shader | 8 | 2 × 8 | – | ||
Unified Shader in Hardware |
– | ✓ | |||
Pixel-Shader | PS 3.0 | SM 4 | |||
Vertex-Shader | VS 3.0 | SM 4 | |||
Geometry-Shader | – | ✓ | |||
Speichermenge | 512 MByte GDDR4 | 512 MByte GDDR3 | 2 × 512 MByte GDDR3 | 768 MByte GDDR3 | 640 MByte GDDR3 |
Speichertakt | 1.000 MHz | 800 MHz | 600 MHz | 900 MHz | 800 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 384 Bit | 320 Bit | ||
Speicherbandbreite | 64.000 MByte/s | 51.200 MByte/s | 2 × 38.400 MByte/s | 86.400 MByte/s | 64.000 MByte/s |
König in den Benchmarks
Die GeForce 8800 GTX lag in den Benchmarks nicht nur vor allen anderen Grafikkarten – inklusive derer mit zwei GPUs –, sondern deklassierte sie über alle Auflösungen hinweg. Im schlechtesten Fall – niedrige Auflösung ohne Anti-Aliasing und anisotrope Filterung – platzierte sie sich im Durchschnitt 33 Prozent vor der GeForce 7900 GTX und 26 Prozent vor der Radeon X1950 XTX. Bei steigender Auflösung sah es für die GeForce 8800 GTX immer besser aus: In 1.600 × 1.200 Bildpunkten steigerte sich der Vorsprung auf 50 respektive 39 Prozent, in 2.560 × 1.600 auf 93 respektive 66 Prozent. Das Gleiche galt bei der Zuschaltung von Anti-Aliasing und anisotroper Filterung – im besten Fall arbeitete die GeForce 8800 GTX 137 Prozent schneller als die GeForce 7900 GTX.
Abgesehen von der erstklassigen Spieleleistung konnte die GeForce 8800 GTX auch in den B-Noten überzeugen. Die Lautstärke im Leerlauf war als „unhörbar“ zu beschreiben und obwohl sie unter Last hörbar war, agierte sie im oberen Drittel aller Grafikkarten und war keinesfalls störend laut. Zugleich konnte der Referenzkühler die GPU unter Last mit 81 °C auf einer guten Temperatur halten. Einzig beim Stromverbrauch musste sich Nvidia Kritik gefallen lassen: Die 681 Millionen Transistoren der GeForce 8800 GTX sorgten dafür, dass sie sowohl im Leerlauf als auch unter Last die Rangliste anführte.
Fazit
Die GeForce 8800 GTX ist auch heute noch eine der bekanntesten Grafikkarten des Herstellers. Aufgrund ihrer absolut hervorragenden Leistung in Spielen, der DirectX-10-Unterstützung, der guten Kühlung und der angenehmen Lautstärke war sie vor 15 Jahren der neue König unter den Grafikkarten. Mit einem Preis von etwa 580 Euro war sie eine der teuersten Modelle, bot dafür aber auch mehr als jedes andere.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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