Telekom Joint Venture: 12 Millionen FTTH-Anschlüsse für ländlichen Raum geplant
Die Deutsche Telekom will den FTTH-Ausbau im Rahmen eines Joint Ventures mit dem IFM Global Infrastructure Fund, der von australischen Pensionsfonds kontrolliert wird, über das bereits selbst gesteckte Ziel erweitern. Die Kooperation sieht vor, zusätzlich vier Millionen FTTH-Anschlüsse vor allem im ländlichen Raum zu verlegen.
Das bereits zuvor kommunizierte Ziel der Deutschen Telekom liegt bei 10 Millionen Haushalten mit FTTH-Anschluss bis 2024. Bis 2030 sollen sogar alle Haushalte in Deutschland einen direkten Glasfaseranschluss erhalten. Auf dem Weg zu diesem langfristigen Ziel kommt jetzt ein Joint Venture mit dem australischen IFM ins Spiel.
Investor steuert zum Start 900 Millionen Euro bei
IFM investiert aber nicht einfach nur in die Deutsche Telekom, sondern angekündigt wurde die Gründung einer neuen Ausbaugesellschaft namens GlasfaserPlus GmbH, an der Deutsche Telekom und IFM jeweils 50 Prozent halten. Für diesen 50-Prozent-Anteil zahlt IFM 900 Millionen Euro, weil sich Gesamtbewertung des Joint Ventures aus Sicht des Investors auf 1,8 Milliarden Euro beläuft. Die Deutsche Telekom wiederum geht nicht direkt mit Eigenkapital in das Joint Venture, sondern finanziert die Eigenkapitalverpflichtungen im Wesentlichen durch die anfängliche Kaufpreiszahlung des Co-Investors. Die Telekom sprach auf Nachfrage von 500 Millionen Euro Eigen- und somit 400 Millionen Euro Fremdkapital. Nach einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren kann sich die Telekom einen Anteil von IFM sichern. Damit würde eine zusätzliche Optionalität auf die zukünftige Vollkonsolidierung der Gesellschaft einhergehen.
Im ersten Jahr 100.000 neue FTTH-Anschlüsse
Für das Joint Venture steht noch eine behördliche Genehmigung aus. Sollte die Kooperation wie geplant grünes Licht erhalten, wird mit dem Ausbau ab 2022 mit zunächst 100.000 geplanten Anschlüssen begonnen und sich dabei auch an staatlichen Förderausschreibungen beteiligt. Um 2023 soll das Ausbauvolumen auf knapp 500.000 Anschlüsse erhöht werden. Dabei soll ein Glasfasernetz aufgebaut werden, das der Telekom wie auch Wettbewerbern „diskriminierungsfrei und zu wirtschaftlichen Bedingungen geöffnet“ werden soll (Open Access). Die GlasfaserPlus GmbH soll der Deutschen Telekom und Drittanbietern aktive Bitstream Access (BSA) Dienstleistungen anbieten, jedoch nicht mit einem eigenem Produktportfolio auf Endkunden zugehen.
Dieses Jahr 2,5 Millionen FTTH-Anschlüsse
Das Ausbauvorhaben im Rahmen der GlasfaserPlus GmbH nimmt 20 Prozent des gesamten FTTH-Ausbaus der Deutschen Telekom ein, 80 Prozent sind über den eigenen Ausbau geplant. Für den eigenen Ausbau sind Investitionen von 6 Milliarden Euro pro Jahr ab 2022 vorgesehen, ganzheitlich inklusive der GlasfaserPlus GmbH betrachtet sind bis 2030 Investitionen in Höhe von insgesamt mehr als 30 Milliarden Euro geplant, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, alle Haushalte und Unternehmen mit gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen anzubinden. Ab 2024 sollen durchschnittlich pro Jahr 2,5 Millionen neue FTTH-Anschlüsse hinzukommen. Bis Ende dieses Jahres werden insgesamt 1,2 Millionen neue Anschlüsse prognostiziert, um damit auf bis dahin insgesamt 2,5 Millionen FTTH-Anschlüsse in Deutschland zu kommen.
50 Prozent mehr FTTH für ländlichen Raum
Mit dem Joint Venture zielt die Telekom vor allem auf den Ausbau im ländlichen Raum, wo sonst niemand ausbauen will oder nur sehr wenig investiert wird. Die Definition dafür sind Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern. „Wir haben im August gesagt, dass der ländliche Raum bei uns dieselbe Priorität genießt wie die urbanen Zentren und dass wir dort bis 2028 insgesamt acht Millionen Haushalte mit Glasfaser versorgen wollen“, sagte Srini Gopalan, im Vorstand der Deutsche Telekom für das Deutschland-Geschäft verantwortlich. Die vier Millionen Anschlüsse über das Joint Venture sollen die Anzahl der FTTH-Anschlüsse im ländlichen Raum auf zwölf Millionen erhöhen. Das Zwischenziel bis 2025 lautet 4,5 Millionen FTTH-Anschlüsse im ländlichen Raum.
Telekom fordert Freigaben für alternative Verlegemethoden
Entscheidend für das Erreichen der Ziele seien laut Gopalan aber nicht nur die Milliardeninvestitionen, sondern auch schnellere und weniger bürokratische Genehmigungsverfahren für das Verlegen im Allgemeinen, aber vor allem auch für neue respektive alternative Verlegemethoden wie der Ausbau in Mindertiefen oder oberirdisch entlang Masten verlegte Kabel. Im März dieses Jahres hatte die Telekom erklärt, dass der klassische Tiefbau eine Tagesleistung von nur 150 Metern bei einem Preis von 85 Euro pro Meter habe. In Mindertiefen seien hingegen 400 Meter pro Tag bei 65 Euro pro Meter zu schaffen. Und für oberirdische Leitungen wurden nur 10 Euro pro Meter bei 500 Metern pro Tag genannt. Drei- bis zehnmal schneller könne man mit diesen Verlegemethoden Glasfaser ausbauen, sagte heute Srini Gopalan.