Verwaltung und Schule: Schleswig-Holstein setzt auf LibreOffice und Open Source

Sven Bauduin
305 Kommentare
Verwaltung und Schule: Schleswig-Holstein setzt auf LibreOffice und Open Source
Bild: Jan Philipp Albrecht

Im Rahme der Initiative „digital + souverän“ setzt das Bundesland Schleswig-Holstein in der Verwaltung und an Schulen zukünftig auf LibreOffice und FOSS. Bis Ende 2026 soll auf allen Rechnern der rund 25.000 Beamten und Lehrkräften Microsoft Office durch LibreOffice abgelöst und Windows durch Linux ersetzt werden.

Schleswig-Holstein will sich von Microsoft lösen

Wie die „The Document Foundation“, die Macher und Community hinter LibreOffice, in einem Beitrag auf ihrem Blog bekanntgegeben hat, hat der zuständige Digitalminister Jan Philipp Albrecht die Planungen des Landtags (PDF) in einem Interview mit der Zeitschrift c't entsprechend erläutert.

In unserer IT-Abteilung testen wir Libre Office nun seit zwei Jahren. Und unsere Erfahrungen sind klar: Das funktioniert. Das gilt auch, wenn man zum Beispiel Microsoft-Word-Dokumente mit Kommentaren bearbeitet. Seit einem halben Jahr läuft auch die Schnittstelle zwischen Libre Office und unserer Software für die E-Akte stabil.

Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen), Digitalminister, Schleswig-Holstein

Das Land Schleswig-Holstein will damit seine Abhängigkeit von proprietärer Software wie zum Beispiel solcher von Microsoft reduzieren und schließlich ganz beenden, heißt es dort.

Mit den Verträgen für proprietäre Software stoßen wir an unsere Grenzen. Erstens finanziell, weil die Lizenzgebühren in den vergangenen Jahren immer weiter angehoben wurden.

Zweitens hinsichtlich unserer Ziele für die Digitalisierung der Verwaltung. Open Source bietet uns da einfach mehr Flexibilität. Gleichzeitig gelten all die Vorteile, die Open Source immer hat: Souveränität, Datensicherheit und Datenschutz.

Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen), Digitalminister, Schleswig-Holstein

Bereits im Juni 2020 hatte ComputerBase die Open-Source-Strategie für mehr freie Software und mehr Souveränität im Bereich des IT-Sektors genauer beleuchtet und den entsprechenden Migrationsplan im Detail vorgestellt.

Der Plan der Landesregierung unterscheidet hierbei zwischen Frontend- und Backend-Migration.

Backend-Migration auf Open Source
Open Source Produkt Ersetztes Produkt Betroffene Schicht
Ubuntu Server Windows Server Server-Betriebssystem
Suse Linux Enterprise Edition (SLES)
Red Hat Enterprise Linux (RHEL)
MariaDB Microsoft SQL
Oracle DB
Datenbank
PostgreSQL
Apache HTTP-Server IIS Web-Server
Tomcat Application Server
Nextcloud Microsoft SharePoint Datenaustausch
OpenLDAP Microsoft Active Directory Verzeichnisdienst
Open-Xchange Microsoft Exchange Groupware

Auch im Frontend von Verwaltungen und Behörden wurden bereits zahlreiche Microsoft-Anwendungen durch Open-Source-Lösungen ersetzt, weitere sollen dem Bericht nach bis spätestens Ende 2026 folgen.

Frontend-Migration auf Open Source
Open Source Produkt Ersetztes Produkt Betroffene Schicht
Mozilla Firefox Microsoft Edge
Internet Explorer
Webbrowser
VLC Media Player Windows Media Player Medienwiedergabe
OnlyOffice Microsoft Office Office Paket
LibreOffice
Matrix Messenger Skype for Business Kommunikation

Linux als alternatives Client-Betriebssystem

Auch der Einsatz von Linux als alternatives Client-Betriebssystem auf den Arbeitsplätzen der Landesverwaltung und Behörden werde zurzeit bereits „konzeptionell erarbeitet“, um einen „hochintegrierten und automatisierten Betrieb für Linux herzustellen“, wie er bereits mit Windows 10 erreicht wurde, so der schleswig-holsteinische Landtag in seinem aktuellen Bericht.

Fahrplan der Landesregierung von Microsoft hin zu Open Source
Fahrplan der Landesregierung von Microsoft hin zu Open Source (Bild: Schleswig-Holsteinischer Landtag)

Mit dem Dataport-Projekt „Phoenix“ sei die Entwicklung eines Web-basierten Verwaltungsarbeitsplatzes bereits im vollen Gange, der durch seinen modularen Aufbau auch Groupware-Dienste wie E-Mail, Kalender und ein zentrales Dashboard, sichere und verschlüsselte Kommunikationsdienste wie Chats und Videokonferenzen sowie eine gemeinsame Dokumentbearbeitung per Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen ermöglichen soll.

Bis spätestens Ende 2026 will das Bundesland seine Pläne umgesetzt und alle Computersysteme in der Verwaltung und an Schulen auf LibreOffice und Open-Source-Lösungen umgestellt haben.