Radeon vs. GeForce im Test: RX 6900 XT „XTXH“ und RTX 3090 im (OC-)Spitzenduell
Radeon RX 6900 XT bzw. GeForce RTX 3090 sind AMDs und Nvidias Flaggschiff-Gaming-Grafikkarten. Dass AMD die 6900 XT dabei noch einmal in Versionen mit „XTX-GPU“ und „XTXH-GPU“ unterteilt, ist allerdings vielen nicht bekannt. ComputerBase hat ein solches Modell im Duell mit einer RTX 3090 Strix OC im Test.
Bei Nvidia ist die Situation klar geregelt: Die GeForce RTX 3080 Ti (Test) ist mehr oder weniger das Flaggschiff-Modell für Spieler. Darüber gibt es die minimal schnellere GeForce RTX 3090 (Test), die sich zwar ebenso an Gamer richtet, mit dem 24 GB großen Speicher und einem hohen Aufpreis aber eher professionelle Käufer anvisiert, auch wenn Nvidia diese Linie mit der Einordnung als „GeForce“ so schwach gezogen hat wie nie zuvor.
Die GeForce RTX 3090 unterteilt sich dann wie gehabt in eher schlicht gehaltene Modelle sowie Premium-Varianten, die in Sachen Übertaktung und Ausstattung ans maximal Mögliche gehen. Die GPU ist immer die gleiche.
„XTXH“: Wenn die beste Radeon kaum einer kennt
Bei AMD ist das etwas anders, doch nur wenig wissen von diesem Unterschied, der erst mit etwas Zeitversatz geschaffen wurde, denn AMD wollte mit der Radeon RX 6900 XT auch die GeForce RTX 3090 schlagen.
Schon für die Ur-Radeon-RX-6900XT selektiert AMD die Navi-21-GPUs (Navi 21 „XTX“), etwaige schlechtere Exemplare konnten problemlos in der Radeon RX 6800 oder Radeon RX 6800 XT eingesetzt werden. Die Fertigung verläuft aber offenbar schon lange gut, sodass AMD damit begann die selektierten GPUs noch einmal zu selektieren. Und die Besten der besten Chips setzte AMD dann erneut unter dem Namen Radeon RX 6900 XT als Navi 21 „XTXH“ ein.
Die GPU ist identisch konfiguriert wie das XTX-Pendant auf einer normalen Radeon RX 6900 XT, jedoch fallen die Taktraten auf den entsprechenden Custom-Designs noch einmal höher aus. Mehr Spannung ist möglich, dasselbe gilt für Power-Limits und die manuell einstellbaren OC-Werte.
Kommuniziert hat das Unternehmen diesen Unterschied aber nicht, weil im Frühjahr kaum eine Grafikkarte lieferbar gewesen ist und man nicht weiter Öl ins Feuer gießen oder die gereizte Stimmung bei den Spielern weiter anfachen wollte. Umso ärgerlicher ist es jetzt, dass kaum einer weiß, was genau AMD da überhaupt verkauft. Mit der Entscheidung, damals zu schweigen, haben die Radeon-Entwickler sich ein wenig ins eigene Knie geschossen.
Die Vorteile der XTXH-Ausbaustufe im Detail
Doch was bedeutet „XTXH“ statt „XTX“ im Detail? Jedes Custom-Design ist natürlich ein wenig anders, doch folgendermaßen sehen die Unterschiede bei der im Test genutzten XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming – ja, so heißt die Grafikkarte wirklich – mit XTXH-GPU und der XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Black Gaming mit einer normalen XTX-GPU aus.
Der offensichtlichste Unterschied ist natürlich in der GPU-Taktrate zu finden. Die normale Radeon RX 6900 XT von XFX arbeitet mit einem Game-Takt von 2.135 MHz und einem Boost-Takt von 2.365 MHz, während die XTXH-Variante mit höheren 2.325 MHz bzw. 2.495 MHz läuft.
RX 6900 XT „XTX“ | RX 6900 XT „XTXH“ | |
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Maximale GPU-Spannung | 1,175 Volt | 1,2 Volt |
Maximal einstellbarer GPU-Takt | 3.000 MHz | 5.000 MHz |
Maximal einstellbarer Speicher-Takt | 8.600 MHz | 12.000 MHz |
Maximale GPU-Power | +15 Prozent | +15 Prozent |
Ermöglicht wird dies unter anderem durch eine höhere maximale Leistungsaufnahme. 289 Watt darf sich die GPU der Black Edition maximal genehmigen, bei der Limited Edition sind es bis zu 311 Watt. Darüber hinaus wird die maximale GPU-Spannung von 1,175 auf 1,2 Volt angehoben – etwas, das es abseits des Topmodells im RDNA-2-Lager sonst nicht gibt.
Auch beim manuellen Übertakten gibt es andere Limits. Bei einer gewöhnlichen Radeon RX 6900 XT lassen sich im Treiber maximal 3.000 MHz einstellen, bei der XTXH geht der Regler bis utopische 5.000 MHz. Ähnliches gilt beim Speicher, wo nicht schon bei 8.600 MHz Schluss ist, sondern erst bei 12.000 MHz. Damit gibt es auf einer XTXH weder bei der GPU noch beim Speicher eine wirklich relevante OC-Limitierung – abseits der GPU selbst und des Stromverbrauchs. Denn gleich geblieben ist, dass das Power-Limit immer noch nur um 15 Prozent angehoben werden kann, wobei bei der XTXH eben der Basiswert bereits höher ist.
Die Preisunterschiede zwischen den Versionen sind gering
Preislich liegen die besten Modelle natürlich etwas höher als die „einfachen“, doch hält sich der Aufpreis in Grenzen. Die günstigste Radeon RX 6900 XT kostet aktuell 1.529 Euro, während die XFX Radeon RX 6900 XT Black Edition mit normaler XTX-GPU ab 1.599 Euro den Besitzer wechselt. Und die XFX Radeon RX 6900 XT Limited Black Gaming mit XTXH-GPU ist für 1.679 Euro erhältlich. Für denselben Preis gibt es noch mehrere weitere XTXH-Modelle. Das ist dann ein Aufpreis von 150 Euro zwischen den einfachsten und den besten Modellen der Radeon RX 6900 XT.
Im Vergleich dazu: Die günstigste konkurrierende GeForce RTX 3090 ist mit 2.828 Euro bereits deutlich teurer und auch die günstigste GeForce RTX 3080 Ti kostet mit 1.889 Euro mehr.
Das sind die XTXH-Custom-Designs
Spielern ist nicht nur unklar, was ein XTXH-Modell genau ist, sondern auch, welche Grafikkarten überhaupt auf eine solche GPU setzen. Das ist auch für den Profi gar nicht so einfach zu erkennen, selbst die Hersteller sind sich bei der Frage teils nicht völlig sicher. Das kommt mit daher, dass weder aus der Produktbeschreibung AMDs noch aus der der Boardpartner wirklich hervorgeht, ob eine Grafikkarte nun eine normale Radeon RX 6900 XT oder eine mit der besseren GPU ist. Denn wer rechnet schon damit, dass die XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Black Gaming eine normale XTX-GPU hat, die XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming aber plötzlich die XTXH-Ausbaustufe?
Doch nicht nur anhand der Produktnamen lässt sich dies nicht erkennen, auch die Herstellerseiten verraten nicht, was denn nun eigentlich verbaut ist. Selbst wer sich jede Unterseite und jedes Informations-PDF genauer anschaut, wird nicht fündig werden.
Das muss man den Boardpartnern, primär aber AMD ankreiden. Dass die besten Produkte nicht explizit gekennzeichnet werden und folglich keiner weiß, was da eigentlich verkauft wird – sonst schwer vorstellbar. Hier ist AMDs Strategie, die besten Radeon RX 6900 XT quasi unter den Tisch zu kehren, um die Internetstimmen nicht allzu negativ werden zu lassen, schlussendlich völlig nach hinten losgegangen.
Dabei gibt es genügend XTXH-Modelle im Handel, selbst AMD hat ein eigenes. Denn die eigentlich nur für OEM-Systeme gedachte Radeon RX 6900 XT Liquid Cooled setzt auf Navi 21 XTXH. Hinzu kommen die Boardpartner, die auch eine normale Radeon RX 6900 XT im Portfolio haben. Folgende Modelle sind explizit mit einer XTXH-GPU ausgestattet:
- ASRock Radeon RX 6900 XT OC Formula
- Asus ROG Strix LC Radeon RX 6900 XT Top
- Gigabyte Aorus Radeon RX 6900 XT Xtreme Waterforce WB
- MSI Radeon RX 6900 XT Gaming Z Trio
- PowerColor Radeon RX 6900 XT Red Devil Ultimate
- PowerColor Radeon RX 6900 XT Liquid Devil Ultimate
- Sapphire Radeon RX 6900 XT Toxic Air Cooled
- XFX Merc 319 Radeon RX 6900 XT Limited Black Gaming
- XFX Zero Radeon RX 6900 XT RGB EKWB Waterblock Limited Edition
Die XFX RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming im Detail
Die XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming ist die luftgekühlte Variante von XFXs XTXH-Ablegern und aktuell ab 1.679 Euro im Handel gelistet und für diesen Preis auch lieferbar. Wie quasi alle anderen Grafikkarten auch ist das Modell in den letzten Wochen damit teurer geworden. Viele Shops haben das Flaggschiff aktuell zwar nicht auf Lager, mit Lieferschwierigkeiten ist aber dennoch nicht zwingend zu rechnen.
XFX hat der Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming wenig verwunderlich kein neues Design spendiert, die Grafikkarte ist bezüglich Kühlsystem und PCB bis auf kleine Ausnahmen absolut identisch zur bereits von ComputerBase getesteten Radeon RX 6800 XT Merc 319 Black Gaming und zur Radeon RX 6900 XT Merc 319 Black Gaming. Entsprechend ist eine erneute Produktbeschreibung an dieser Stelle nicht notwendig. Für Details ist ein Blick in den oben verlinkten Custom-Design-Test der Radeon RX 6800 XT Merc 319 Black Gaming empfehlenswert.
Beim BIOS gibt es größere Unterschiede
Einen erwähnenswerten Unterschied gibt es aber natürlich beim BIOS, denn auch die Flaggschiff-Grafikkarte bietet wieder zwei verschiedene Versionen. Werkseitig ist das XTXH-BIOS aktiviert, das auf eine maximale Performance getrimmt ist. Das fängt beim Game-Takt von 2.325 MHz und Turbo-Takt von 2.495 MHz an, geht über die maximale GPU-Power von 311 Watt inklusive maximaler Spannung von 1,2 Volt und hört bei der Lüftersteuerung auf, die wirklich sehr aggressiv konfiguriert ist.
Mit dem alternativen BIOS verhält sich die XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming dagegen mehr wie ein klassisches Custom-Design mit XTX-GPU. Der Game-Takt liegt dann noch bei 2.135 MHz und der Turbo bei 2.365 MHz, während die GPU-Power auf 289 Watt und die maximale Spannung auf die gewohnten 1,175 Volt reduziert worden ist. Zugleich arbeitet auch die Lüftersteuerung deutlich zurückhaltender und versucht nicht mehr krampfhaft, die GPU so kühl wie möglich zu halten.
XFX 6900 XT Limited Black Gaming Primär-BIOS |
XFX 6900 XT Limited Black Gaming Sekundär-BIOS |
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Base-Takt | 2.150 MHz | 1.950 MHz |
Game-Takt | 2.325 MHz | 2.135 MHz |
Turbo-Takt | 2.495 MHz | 2.365 MHz |
GPU-Power | 311 Watt | 289 Watt |
GPU-Spannung | 1,2 Volt | 1,175 Volt |
Maximaler GPU-Takt | 5.000 MHz | 3.000 MHz |
Maximaler Speicher-Takt | 8.600 MHz | 12.000 MHz |
Lüftersteuerung | Auf Performance optimiert | Performance-Lautstärke-Mischung |