Enfusion Engine: Bohemia enthüllt den Motor kommender Spiele
Bohemia Interactive, das Studio hinter den Militärsimulationen der Arma-Serie sowie dem Survival-Game DayZ, hat mit der Enfusion Engine die neue Basis für kommende Spiele angekündigt. Neben grafischen Verbesserungen stehen die Multi-Plattform-Entwicklung und Modding-Tools im Fokus.
Enfusion Engine ist jetzt das wichtigste Projekt
Bereits seit vier Jahren befindet sich die Enfusion Engine in der Entwicklung, ist aber noch lange nicht vollendet, schreibt Bohemia im eigenen Blog. Derzeit sollen 30 Entwickler an der Engine arbeiten, die jetzt zum „wichtigsten Projekt“ des Unternehmens geworden sei. Dennoch soll eine erste Version inklusive Entwicklertools und spielbarer Demo zeitnah veröffentlicht werden.
Der Name symbolisiert die Fusion von Elementen der bisherigen Enforce- und der Real-Virtuality-Engine von Bohemia. Ein Teil der Neuerungen sei bereits bei DayZ (Standalone) eingeflossen; im Grunde sei das Spiel „ein Hybrid aus alter und neuer Technik“.
Native Entwicklung für PC und Konsole
Natürlich ist die Enfusion Engine wieder ein Werkzeug für die Entwicklung von Spielen für den PC. Doch eine wesentliche Neuerung ist, dass Spiele gleichzeitig auch für Spielkonsolen entwickelt werden können. Bohemia spricht dabei pauschal von „Xbox und PlayStation“, ohne eine Generation zu nennen. Für den PC und die Xbox soll es außerdem „volle DirectX-12-Unterstützung“ geben. Die Arma-Reihe gab es bisher abseits von Mobile-Ablegern nur für den PC. Lediglich bei DayZ folgten Portierungen für PlayStation 4 und Xbox One.
Erste Screenshots mit neuer Grafik
Ein „zukunftssicheres audio-visuelles Design“ verspricht das tschechische Studio mit der neuen Engine und gibt in Form von Screenshots und einem kurzen Teaser zumindest einen optischen Einblick. Die Engine soll von der gestiegenen Leistungsfähigkeit von Prozessoren und Grafikkarten profitieren und diese besser ausnutzen. Aber auch leistungsschwächere Systeme sollen nicht ganz vergessen werden. Für Mehrspielermodi werden Verbesserungen am Netzwerkcode in Aussicht gestellt.
Mit Enfusion erstellte Spiele laufen viel besser als zuvor. Wir möchten, dass eure 16-Kern-PC-Master-Race-Builds ins Schwitzen kommen, aber wir möchten auch sicherstellen, dass jeder seine Inhalte über verschiedene Builds und Konsolengenerationen hinweg genießen kann.
Bohemia Interactive
Workbench: Tools für Entwickler und Modder
Die Entwicklung von Modifikationen ist ein Herzstück der Arma-Reihe. Das heutige DayZ hatte zum Beispiel seinen Ursprung in einer Arma-2-Mod. So soll es auch mit der Enfusion Engine vielfältige Möglichkeiten zur Anpassung der Bohemia-Spiele geben. Vorgestellt wird der Enfusion Workbench, der laut Bohemia kreativen Spielern die gleichen Werkzeuge in die Hände gibt, die die Entwickler auch selbst nutzen. Folgende Module werden genannt:
- World Editor: this is where our virtual worlds are created.
- Particle Editor: visual effects editor.
- Animation Editor: editor for configuring character and object animations.
- Script Editor: place for writing and debugging scripts in the Enforce language.
- Audio Editor: editor for audio effects and music.
- Behavior Editor: editor for defining the behavior of game-controlled characters (AI).
- Procedural Animation Editor: editor for simpler, game-driven animations.
- String Editor: editor for language localization.
- Layout Editor: editor for creating game user interface
- and others.
Bohemia Interactive
Prinzipiell sollen mit den Tools auch eigene Spiele geschaffen werden können, doch erwäge Bohemia derzeit nicht, die Engine an externe Entwickler zu lizenzieren: „Technisch gesehen wird die Entwicklung eines vollständigen, eigenständigen Spiels mit den Tools von Enfusion möglich sein, aber wir planen derzeit nicht, die Engine für eigenständige Projekte von Drittanbietern zu lizenzieren“. Kommerzielle Mods schließt Bohemai aber nicht gänzlich aus. Zumindest sind erneut kostenpflichtige DLCs denkbar, wie sie derzeit im Rahmen des Programms „Creator DLC“ für Arma 3 möglich sind.
Enfusion für ein potenzielles „Arma 4“
Bohemia gibt sich weiterhin verschwiegen in Bezug auf einen neuen Titel der Arma-Reihe und hat nach eigenen Worten „nichts neues“ mitzuteilen. Dass die Enfusion Engine bei einem potenziellen Nachfolger zum Einsatz kommt, liegt aber auf der Hand und wurde bestätigt.
Im Januar tauchten Hinweise in Form von Screenshots mit dem Titel „Arma Reforger“ auf, die anfangs schon als „Arma 4“ gehandelt wurden. Der mutmaßliche Leaker, bei dem es sich um einen Bohemia-Mitarbeiter gehandelt haben soll, hatte später aber erklärt, dass es sich dabei noch nicht um ein vollständiges neues Arma und vielmehr um eine Testumgebung mit zwei Multiplayer-Modi handele. Der für die Leaks genutzte Twitter-Account existiert nicht mehr.
Klar ist aber, dass „Arma Reforger“ als eingetragene Marke von Bohemia existiert. Sofern die Hinweise stimmten, könnte es vielleicht ein Wiedersehen mit der angekündigten Demo der Enfusion-Engine geben.
Bohemia hat der neuen Engine eine eigene Website spendiert, die mit weiteren Infos, Bildern und Antworten auf viele Fragen aufwartet.