Kindle Paperwhite 2021 im Test: Das erste Update seit Jahren, das wirklich etwas ändert

Mit dem aktualisierten Paperwhite offeriert Amazon seit Langem wieder eine neue Generation des beliebten E-Book-Readers, bei dem sich eine Neuanschaffung lohnt – vorausgesetzt, der Nutzer profitiert vom auf 6,8 Zoll angewachsenen Display. Die deutlich teurere Signature-Edition dürfte sich dagegen nur für wenige Käufer lohnen.

Design und Verarbeitung

Ende September hat Amazon die nunmehr fünfte Generation seines meistverkauften E-Book-Readers vorgestellt, mit der einige Änderungen eingeführt wurden und Amazon gleichzeitig mit einigen Traditionen gebrochen hat: So hat der Online-Händler nach drei Jahren dem Paperwhite nicht nur eine Aktualisierung, sondern auch ein größeres Display mit 6,8 statt 6,0 Zoll verpasst – eine Domäne, die bisher dem High-End-Reader Oasis (Test) aus eigenem Hause vorbehalten war.

Damit erhalten Gerüchte neue Nahrung, dass dieser, um den deutlich höheren Preis zu rechtfertigen, in der nächsten Generation ebenfalls ein größeres Display erhalten wird. Dadurch würde Amazon zudem nach Herstellern wie PocketBook, Kobo und Tolino ebenfalls in den Bereich der 8-Zoll-Lesegeräte vordringen.

Unterschieden sich die Geräte der Vorgängerversion nur durch ihre Speichergröße, kommt bei der aktuellen Generation ein weiteres Unterscheidungsmerkmal hinzu.

Varianten und Preise

Ab sofort bietet die Grundversion des neuen Paperwhites einen internen Speicher für eigene Inhalte von 8 GB, für den Amazon nunmehr 129,99 Euro inklusive „Sonderangebote“ ausruft – für ein Gerät ohne Werbung werden 20 Euro mehr fällig. Die Signature-Edition, die für stolze 189,99 Euro mit 32 GB angeboten wird, besitzt zusätzlich noch einen Helligkeitssensor zur automatischen Anpassung der Beleuchtungsstärke und die Möglichkeit zum drahtlosen Laden.

Darüber hinaus ist der Paperwhite erstmals in einer Kids-Version erhältlich, die neben dem Reader eine für Kinder angepasste Hülle, ein Jahr die Content-Flatrate Kids+ kostenlos und die gewohnte zweijährige Sorglos-Garantie mit sich bringt und für 149,99 Euro zu erstehen ist. Beide Editionen werden generell ohne Werbung angeboten, wobei die Werbung bei bisherigen Modellen ohnehin nur auf dem Lockscreen angezeigt wurde.

Wählerisches drahtloses Laden

Beim drahtlosen Laden erweist sich die Umsetzung der Signature Edition als wählerisch: Eine Qi-Ladestation vom Typ Chargeplay Base von HyperX, die mit anderen Geräten bisher keinerlei Probleme gezeigt hat, wurde vom Paperwhite nicht erkannt. Die Ladestation, die von Amazon für das Fire HD 8 Plus (Test) vertrieben wird und laut dem Online-Händler nicht für den E-Book-Reader geeignet sein soll, lädt den Reader jedoch anstandslos – zumindest wenn der Paperwhite entweder kopfüber gestellt oder seitlich in die Ladeschale gelegt wird, ansonsten scheint er keinen Kontakt zu bekommen.

Zuwachs mit Verschlankungskur

Äußerlich hat sich viel und gleichzeitig wenig geändert. So reiht sich auch der neue Sprössling der Reader-Familie in Gestaltungsfragen nahtlos in das restliche Portfolio ein. Amazon hat die mit der letzten Paperwhite-Generation eingeführte plane Front und die abgerundeten Kanten beibehalten. Letztere sorgen auch beim neuen Reader für ein bequemes Halten, die leicht gummierte Rückseite lässt das Lesegerät selbst bei längeren Badewannen-Sitzungen oder am heimischen Planschbecken – dank Schutz nach IPX8 gegen ein Untertauchen von bis 60 Minuten bei 2 m Tiefe problemlos machbar – nicht aus der Hand rutschen. Geändert hat sich aufgrund des nunmehr auf 6,8 Zoll angewachsenen Displays unweigerlich die Größe. Der Unterschied fällt mir 124 × 174 mm und einer Dicke von 8 mm jedoch geringer aus als zunächst angenommen werden sollte. Dafür sorgen die um rund 10 mm schmaleren seitlichen Ränder, aber auch über dem Bildschirm wurde der neue Paperwhite einer Schlankheitskur unterworfen. Der Zuwachs ist somit also geringer, als es die Spezifikationen vermuten lassen.

Die Verarbeitung ist wie für einen Paperwhite gewohnt sehr gut. Die einzelnen Segmente des Readers gehen fast nahtlos und mit geringen Spaltmaße ineinander über, was das ganze Gerät wie aus einem Guss wirken lässt.

Das Gewicht ist zwar aufgrund der neuen Größe auf 208 g angestiegen, bequemes längeres Lesen stellt jedoch nach wie vor kein Problem dar. Dazu könnten eher die schmaleren Ränder werden, bei denen nun der Daumen beim normalen Halten leicht auf das Display gelangt, was unter Umständen ungewollte Seitenwechsel auslösen kann. Um dies zu verhindern, bietet Amazon dem Nutzer an, den Touchscreen temporär zu deaktivieren – auch wenn diese Beschreibung nicht wirklich stimmig ist. So ist der Reader nach wie vor per Berührung steuerbar, aber die unterstützten Gesten werden stark eingeschränkt.

Für einen Seitenwechsel reicht nun nicht mehr lediglich ein Tipp auf den linken oder rechten Rand des Displays aus, sondern es bedarf in der Einstellung einer Wischgeste in die entsprechende Richtung. Soll die Sperre aufgehoben werden, muss der Reader mittels des am unteren Gehäuserand angebrachten Einschalters in den Schlafmodus gebracht und dann wieder aufgeweckt werden. An gleicher Stelle befindet sich der USB-Anschluss zum generellen Laden des Geräts und Aufspielen von Inhalten, bei dem Amazon nun erstmals auch beim Paperwhite auf den USB-C-Standard setzt.

Das Zubehör besteht beim neuen Paperwhite lediglich aus einem USB-C-Kabel, für ein Ladegerät muss der Nutzer selbst sorgen. Bei dem kleinen verbauten Akku kann aber auch schon der heimische Rechner für einen Ladevorgang ausreichend sein. Das gleiche Bild setzt sich bei den Inhalten fort: Während andere Anbieter wie PocketBook oder Tolino ihre Lesegeräte zumindest mit einigen, wenn auch bereits älteren und eher klassischen digitalen Büchern ausliefern, sind die Geräte von Amazon, von der Gebrauchsanweisung einmal abgesehen, grundsätzlich leer.