Nvidia GeForce Now RTX 3080 im Test: FPS, Bildqualität und Latenz im Vergleich zum Gaming-PC
Nvidia GeForce Now bietet ab sofort einen neuen „Premium-Tarif“, der GeForce-RTX-3080-Leistung für Game-Streaming auf dem PC bis hinauf auf 1.440p mit 120 FPS, Raytracing und DLSS verspricht. ComputerBase hat die Leistung zu der einer echten GeForce RTX 3080 verglichen und ruft zur Bewertung der Bildqualität auf.
UHD-Streaming mit bis zu 60 Hertz ist seit Mai 2022 nicht mehr auf Nvidias Shield-Konsole beschränkt, sondern kann von GeForce-Now-RTX-3080-Abonnenten auch über den PC-Client genutzt werden. Der Videostream wird – sofern möglich – mit bis zu 75 Mbit/s bereitgestellt. Zum Zeitpunkt, als dieser Test erstellt wurde, war das noch nicht möglich.
Wie der Test der Redaktion im Dezember 2021 gezeigt hatte, steht in der Cloud in der Tat die Leistung einer GeForce RTX 3080 zur Verfügung, je nach gewählten Grafikeinstellungen sind „4K60“ also durchaus kein Problem. Weil die GPU in der Cloud in WQHD und insbesondere FHD in vielen Titeln von der Zen-2-Threadripper-CPU gebremst wird, könnte der Leistungsverlust in einigen Titeln sogar geringer ausfallen, als das von aktuellen Gaming-PCs mit Zen-3- oder Alder-Lake-Prozessor bekannt ist: Sie liefern dank schnellerer CPU-Architektur in FHD und WQHD bessere Ergebnisse, nähern sich in UHD dann aber dem Cloud-System an.
Der neue RTX-3080-Tarif im Überblick
Die höchste Qualitätsstufe für GeForce Now lag bislang bei 1080p mit 60 FPS sowie Unterstützung für Raytracing und DLSS, sofern ein Abonnement der Stufe „Priority“ abgeschlossen wurde, das bis zu sechs Stunden lange Sessions für 9,99 Euro pro Monat oder 49,99 Euro für ein halbes Jahr ermöglicht. Darunter wird mit „Free“ noch eine kostenlose Version ohne RTX-Features mit maximal eine Stunde langen Sessions sowie längeren Wartezeiten ohne Priorität bis zum Zugriff auf den Dienst angeboten.
Mit GeForce Now RTX 3080 wird jetzt ein noch größeres Abonnement am oberen Ende ergänzt, das 99,99 Euro für ein halbes Jahr Nutzung kostet und ab sofort von jedermann in Europa bestellt werden kann. Ein nur monatliches statt halbjährliches Abonnement gibt es für die neue Stufe nicht, es könne aber zu einem späteren Zeitpunkt folgen, erklärte Nvidia auf Nachfrage.
Höhere Grafikqualität in WQHD bei mehr FPS
Der neue Tarif soll höhere Grafik-Presets in WQHD statt FHD bei bis zu 120 FPS möglich machen, exklusiv für Nvidia Shield gibt es sogar UHD mit bis zu 60 FPS und HDR. Aber das ist nicht die einzige Neuerung.
Eine weitere betrifft Adaptive Sync. Nvidia schaltet dafür einen Feedback-Loop zwischen Server und Client-Bildschirm, der ausgelassene („dropped“) und wiederholte Frames vollständig eliminieren und für einen synchronisierten Betrieb ohne Stottern sorgen soll.
Bei den Anforderungen für „GeForce Now RTX 3080“ nennt Nvidia eine Anbindung mit 35 Mbit/s für 1440p mit 120 FPS und 40 Mbit/s für 4K mit 60 FPS und HDR auf der Shield, auf der H.265 für die Übertragung des Streams genutzt wird.
Grafikeinstellungen werden erstmals gespeichert
Ein interessantes, aber schnell viel Zeit sparendes Detail: Veränderungen an den Grafikeinstellungen werden beim RTX-3080-Abonnement nach Schließen des Spiels gespeichert und mit der nächsten Session wiederhergestellt. Bei den bisherigen Abonnements verhält sich der Dienst so, dass Nvidia zwar Veränderungen an den voreingestellten optimierten Einstellungen zulässt, mit dem Start der nächsten Sitzung aber wieder die Settings von Nvidia geladen werden.
Threadripper Pro trifft „RTX 3080 mit 24 GB“
Technische Grundlage für das neue Angebot sind auch neue Server, die auf einen Ryzen Threadripper Pro der 3000er-Generation, zwei „Ampere-GPUs der Server-Klasse“ – die eine „vergleichbare Gaming-Experience wie eine RTX 3080 auf dem Desktop“ bieten sollen (melden sich als Nvidia A10G) – und 64 GB RAM setzen. Jeweils zwei Spieler teilen sich ein System, bekommen vom Ryzen Threadripper Pro 3955WX also jeweils 8 Kerne (ein CCD), 28 GB RAM und eine GPU zur Verfügung gestellt.
Benchmarks im Vergleich zum RTX-3080-Gaming-PC
Die Redaktion hat sich GeForce Now RTX 3080 im Vorfeld der Markteinführung aus drei Perspektiven angesehen: Wie steht es um Leistung, Latenz und Bildqualität?
Auf die ersten zwei Aspekte liefert ComputerBase klare Antworten. Zur Beantwortung der Frage, wie es um die Bildqualität bestellt ist, steht wiederum umfangreiches Material zur Begutachtung durch die Community zur Verfügung. Denn ob zwischen Streaming und lokaler Berechnung ein Qualitätsunterschied existiert, der für den Spieler von Relevanz ist, hängt durchaus von demjenigen ab, der das zu beurteilen hat.
Was bedeutet RTX-3080-Leistung?
Nvidia verspricht für den neuen Tarif eine Leistung auf RTX-3080-Niveau und zeigt auf begleitendem Bildmaterial die Desktop-Version dieser Leistungsklasse und kein mobiles, wesentlich langsameres Pendant. Aber was kommt davon beim Kunden an?
Zunächst hatte die Redaktion GeForce Now RTX 3080 mit der Leistung einer GeForce RTX 3080 in Kombination mit einem Core i9-12900K (Test) verglichen – also dem aktuell schnellsten CPU-Unterbau in einem Gaming-PC. Hier kamen die integrierten Benchmarks von sechs Spielen zum Einsatz, und zwar sowohl in FHD als auch WQHD.
Die Ergebnisse sehen erst einmal ernüchternd aus: Das Gespann aus Core i9 und GeForce RTX 3080 hängt GeForce Now RTX 3080 in WQHD um bis zu 70 und in FHD sogar um bis über 100 Prozent ab. Und auch wenn der Gaming-PC mit einem FPS-Limit von 120 FPS läuft, ist er noch flotter unterwegs. Doch liegt das an der in der Cloud verwendeten GPU? Zwei Aspekte sprechen dagegen.
- In Full HD wird der Abstand größer und dort hat die CPU einen größeren Einfluss.
- In Watch Dogs: Legion mit Ultra-Preset und Ultra-Raytracing-Option ohne DLSS liegen der Gaming-PC und die Cloud quasi gleichauf – und hier liegt die Last fast ausschließlich auf der GPU.
Für einen zweiten Vergleich hat die Redaktion daher noch einen Gaming-PC mit GeForce RTX 3080 und Ryzen 7 3800X zusammengestellt. Die CPU setzt wie der Ryzen Threadripper bei GeForce Now auf die Zen-2-Architektur, die in Spielen und insbesondere neueren Titeln klar langsamer ist als Zen 3 und damit erst recht langsamer als Alder Lake. Das Ergebnis spricht für sich.
GeForce Now RTX 3080 mit Zen-2-Prozessor und der Gaming-PC mit GeForce RTX 3080 und Zen-2-CPU liegen in vielen Titeln jetzt dicht beieinander, maximal 20 Prozent trennen die lokale Maschine vom Streaming-Server. Der Unterschied dürfte weiterhin im Wesentlichen auf die CPU zurückzuführen sein, denn der 8-Kern-Prozessor Ryzen 7 3800X taktet höher als der Threadripper.
Fazit zur Leistung von GeForce Now RTX 3080
In der Tat erhält der Abonnent in der Cloud eine GPU, deren Leistung in Spielen mit einer GeForce RTX 3080 gleichzusetzen ist. Im Vergleich zu aktuellen High-End-Gaming-PCs mit Ryzen 5000 oder Intel Core der zwölften Generation fällt die Performance trotzdem zum Teil deutlich niedriger aus, weil die CPU in Nvidias Rechenzentrum noch auf Zen 2 basiert. Je stärker die GPU zum Flaschenhals wird, desto näher sind sich Gaming-PC mit schnellerer CPU und Nvidia GeForce Now RTX 3080, denn die GPU in der Cloud liefert in der Tat die Leistung der gleichnamigen Desktop-Version.
Dass die Kombination aus GPU und Zen-2-CPU am Ende in keinem aktuellen Spiel die 120 FPS erreicht, muss sich Nvidia als kleinen Kritikpunkt gefallen lassen, zumal das eben nicht durch weniger Details aus der Welt zu schaffen ist, weil die CPU die Bremse ist. Am Ende wird dem Kunden aber etwa suggeriert, was die GPU zwar leisten könnte, der SuperPOD aber nicht leisten kann.
Ob GeForce Now RTX 3080 mit WQHD oder FHD läuft, macht im Test interessanterweise aufgrund der gewählten CPU zumeist gar keinen Unterschied: Da der Prozessor in beiden Auflösungen der Flaschenhals ist, gibt es WQHD in der Regel ohne wesentlichen FPS-Verlust.