NZXT H510 Flow im Test: Testergebnisse, Messwerte und Fazit
2/2Testsystem und Methodik
Das verwendete Testsystem ist mit einem Ryzen 9 3900X und einer Radeon RX 6800 XT im gehobenen Leistungssegment angesiedelt. Dementsprechend ist auch die Wärmeentwicklung des Systems, die es im Zusammenhang mit dem verwendeten Gehäuse zu beobachten gilt. Neben den ab Werk verbauten Gehäuselüftern werden zur Ermittlung eines Referenzwertes alternative Lüfter vom Typ Noctua NF-A14 PWM und Noctua NF-A12 PWM verbaut.
Alltagserfahrungen beim Einbau
Der Hardware-Einbau geht äußerst leicht vonstatten. Alles ist gut erreichbar, die Kabel lassen sich einfach verstecken, die Kabel vom I/O-Panel sind ausreichend lang und es gibt genügend Kabeldurchführungen.
Für etwas Frustration haben indes die 8-Pin-ATX-Stromstecker gesorgt. Da sich der Deckel des NZXT H510 Flow nicht abnehmen lässt, sollten die Stecker bereits vor dem Einbau des Mainboards angebracht und später durch die Kabelöffnung geführt werden. Doch auch das Durchfädeln ist unbequem. Beim Anbringen des oberen Lüfters sollte außerdem bei der Verwendung eines 140-mm-Modells auf die Kabel und den Spannungswandler geachtet werden. Erstere müssen gut beiseite gelegt werden, was im Nachhinein – wie zuvor beschrieben – schwierig ist.
Ungünstig ist zudem die Verschraubung des am Boden angebrachten (unentkoppelten) Festplattenkäfigs. Zum Ausbau muss das Gehäuse auf die Seite gelegt und am Gehäuseboden vier äußerst stark angezogene Schrauben gelöst werden.
Komponente | |||
---|---|---|---|
CPU | Ryzen 9 3900X, 105 Watt TDP | ||
Mainboard | MSI X470 Gaming M7 AC | ||
Arbeitsspeicher | Corsair Vengeance RGB DDR4-3200 | ||
Grafikkarte | ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi (Länge 330 mm) | ||
SSD | Muskin Helix-L 1 TB, M.2 | ||
CPU-Kühler | be quiet! Dark Rock Pro 4 (Höhe 163 mm) | ||
Netzteil | Seasonic Platinum Series 1200W (Tiefe 190 mm) | ||
Gehäuselüfter | ab Werk | Front: 1 × NZXT AER F12 (3-Pin), Heck: 1 × NZXT AER F12 (3-Pin) | |
Referenz | Front: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin) | ||
Referenz mit Top | Front: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin), Deckel: 1 × Noctua NF-A14 (4-Pin) |
Zwei Szenarien mit drei Belüftungskonstellationen
Gegenüber punktuellen Temperaturmessungen zu einem willkürlichen Zeitpunkt werden alle ermittelten Temperaturen und GPU-Lüfter-Drehzahlen im Zeitverlauf protokolliert und dargestellt. Ermittelt werden die Messwerte über einen Zeitraum von 30 Minuten, der vom Start des Spiels Cyberpunk 2077 (WQHD, volle Details) bis zu dessen Beendigung reicht. Dabei werden zwei Betriebsmodi untersucht:
- Mit einer Gehäuse-Lüfterdrehzahl, die in 30 cm Abstand zur Front bei gemessenen 32 dB(A) liegt und damit als noch flüsterleise zu bezeichnen ist. Jedwedes Nebengeräusch im Raum lässt das Gehäuse aus der Wahrnehmung verschwinden.
- Mit höchster Drehzahl der Gehäuselüfter, also bei maximaler Gehäuse-Kühlleistung.
Gegenüber der sonstigen Herangehensweise, bei der die beiden Szenarien jeweils mit den ab Werk verbauten Lüftern und mit einer Referenzbelüftung überprüft werden, kam beim NZXT H510 Flow die Frage nach dem Einfluss des Lüfterplatzes im Deckel auf, sodass dieser gesondert untersucht wird.
- Messlauf mit den ab Werk verbauten Lüftern
Front: 1 × NZXT AER F12 (3-Pin), einsaugend
Heck: 1 × NZXT AER F12 (3-Pin), ausstoßend - Messlauf mit Referenzlüftern
Front: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), einsaugend
Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin), ausstoßend - Messlauf mit Referenzlüftern, Top
Front: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), einsaugend
Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin), ausstoßend
Deckel: 1 × Noctua NF-A14 (4-Pin), ausstoßend
Der CPU-Lüfter mit fixer Drehzahl
Damit die CPU-Temperatur ohne den Einfluss einer automatischen Steuerung gemessen werden kann, wird der CPU-Lüfter mit festen 600 U/min betrieben. Die GPU-Lüftersteuerung wird hingegen aktiv gelassen. Im Leerlauf stehen die Lüfter also still, unter Spiele-Last versuchen sie die GPU knapp unter der kritischen Zieltemperatur zu halten.
Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum beträgt 32,0 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Die Raumtemperatur beträgt zum Testzeitpunkt 21,0 °C.
Lautstärke im Leerlauf und in Spielen
Bevor es an die Temperaturen geht, gilt der erste Blick der Lautstärke in den beiden Situationen. Beide Szenarien werden jeweils bei der 33,5 dB vor dem Gehäuse ergebenden Lüfterdrehzahl und bei voller Drehzahl erhoben.
Drehzahl für 32-dB-Modus | Maximale Drehzahl | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Front | Heck | Top | Front | Heck | Top | |
NZXT H510 Flow | 680 U/min | 772 U/min | / | 1.215 U/min | 1.280 U/min | / |
NZXT H510 Flow (Ref.) | 550 U/min | 900 U/min | / | 1.500 U/min | 2.100 U/min | / |
NZXT H510 Flow (Ref. mit Top) | 550 U/min | 900 U/min | 550 U/min | 1.500 U/min | 2.100 U/min | 1.480 U/min |
Interessant ist hierbei vor allem das Zusammenspiel mit der Grafikkarte und den einzelnen Betriebsmodi. Während das System im Leerlauf bei 32 dB verweilt, steigt es mit Zuspiel der Grafikkarte und im lautlosen Modus auf bis zu 36,2 dB an. Die beiden ab Werk verbauten Gehäuselüfter verursachen bei maximaler Drehzahl eine Geräuschimmission (Gesamtsystem) von 39,3 dB. Unter Last mitsamt der Grafikkarte steigt dieser Wert nur wenig auf 40,6 dB. Sobald mehrere Gehäuselüfter verbaut sind und mit hohen Drehzahlen betrieben werden, ist die Grafikkarte nur Nebenspieler und reicht nicht an 48,9 und 50,2 dB heran.
CPU-, VRM-, SSD- und RAM-Temperatur
Die hitzköpfige Hardware entlarvt die beiden ab Werk verbauten Gehäuselüfter schnell als Schwachstelle. Im lautlosen Betriebsmodus steigt die Prozessortemperatur im Schnitt auf 85 bis 86 °C, was für ein luftiges Gehäuse zu hoch ist. Selbst mit maximaler Drehzahl bekommen die Lüfter die Temperatur nicht wirklich in den Griff. Sichtbar wird dieser Fakt vor allem beim Vergleich mit der Referenzbelüftung. Jene ist im lautlosen Modus genauso effektiv (68 bis 70 °C) wie die ab Werk verbauten Ventilatoren mit maximaler Umdrehung. Die Ursache hierfür ist schnell gefunden: Im Auslieferungszustand ist der vordere Lüfter im unteren Bereich verbaut und fördert die Luft eher zur Grafikkarte. Mit zwei Ventilatoren in der Front ist dieses Problem einfach überwunden.
In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage nach dem oberen Lüfter auf. Im Vergleich zur „herkömmlichen“ Referenzbelüftung hat er zumindest bei der Prozessortemperatur keinen Mehrwert. Bei dem Arbeitsspeicher und den Spannungsreglern auf dem Mainboard bewirkt er nur minimal bessere Temperaturen.
Mit Ausnahme der SSD-Temperatur zeigt sich bei allen übrigen Messungen das gleiche Bild. Bei dem M.2-Laufwerk sind die Temperaturen bei der Standard- und Referenzbelüftung unter maximaler Drehzahl nahezu auf demselben Niveau. Im Lautlosmodus liegt die Temperatur der Referenz sogar über der der Standardlüfter.
GPU-Temperatur und -Lüfterdrehzahl
Die Grafikkarte zeigt sich abermals von ihrer eigenwilligen Art. Egal in welchem Szenario, sie arbeitet beinahe ausschließlich am Temperaturlimit zur Taktdrosselung. Zwischen dem lautlosen und dem maximalen Testmodus liegen im Durchschnitt 5 °C. Die automatischen Einstellungen halten die Grafikkartenlüfter permanent im Bereich zwischen 1.500 und 1.600 U/min – also etwa um 50 Prozent.
Fazit
Das NZXT H510 Flow hätte das Zeug zu einem Geheimtipp für Nutzer von Luftkühlungen. Ein ansprechendes, minimalistisches Design mitsamt getöntem Seitenteil trifft den Zeitgeist. Der geräumige Innenraum nimmt mit wenigen Ausnahmen jede aktuelle Hardware auf und die Kabelführung ist hervorragend. Die Temperaturen sind, sofern in der Front zwei Lüfter agieren, sehr gut.
So weit, so gut, wäre da nicht eine Vielzahl von kleineren Patzern, die dem H510 Flow anlasten. Ein zweiter Lüfter in der Front und allgemein Lüfter mit PWM-Anschluss sollten bei einem Gehäuse mit Auslegung auf Luftkühlung ab Werk vorhanden sein. Der Kunde kann hier immerhin nachbessern.
Gravierender ist dagegen der Mangel in der Verarbeitungsqualität. Äußerlich steht das NZXT H510 Flow sehr gut da, doch im Inneren lauern teils scharfe Kanten, schlechte Nietpunkte und zu dünnes Blech, sodass sich Bauteile beim Einbau von Hardware bereits beim Anziehen der Schrauben durchbiegen. Dem Festplattenkäfig würden obendrein Gummi-Entkoppler gut stehen.
Zusammenfassend ist das NZXT H510 Flow ein gutes Gehäuse mit deutlichen Abzügen in der B-Note. Nutzer, die ihr Gehäuse nur selten öffnen und Hardware tauschen, können über die mangelnde Verwindungssteifigkeit und die schlechten Nietpunkte hinwegsehen und erhalten dafür ein optisch ansprechendes und gut belüftetes Gehäuse.
Preis und Verfügbarkeit
Das NZXT H510 Flow ist bereits verfügbar. Bei der Farbauswahl kann zwischen Schwarz und Schwarz/Weiß entschieden werden. Als Preisempfehlung orientiert sich NZXT am „einfachen“ H510 und ruft rund 110 Euro auf. Im Einzelhandel wird dieser Preis bereits unterboten. Hier ist das NZXT H510 Flow ab rund 98 Euro erhältlich.
ComputerBase wurde das H510 Flow leihweise von NZXT zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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