Smart Air Quality Monitor im Test: Amazons Luft­qualitäts­sensor misst nicht fürs Smart Home

Frank Hüber
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Smart Air Quality Monitor im Test: Amazons Luft­qualitäts­sensor misst nicht fürs Smart Home

Der Amazon Smart Air Quality Monitor ist ein Luftqualitätssensor mit Alexa-Anbindung, der Feinstaub, flüchtige organische Verbindungen (VOCs), Kohlenmonoxid (CO), die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit misst. Die Smart-Home-Integration ist jedoch sehr schlecht umgesetzt.

Mit dem Smart Air Quality Monitor hat Amazon einen smarten Sensor zur Messung der Luftqualität vorgestellt. Hierfür greift er auf fünf Einflussfaktoren zurück: Feinstaub (PM 2,5), flüchtige organische Verbindungen (VOCs), Kohlenmonoxid (CO), die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Diese Faktoren werden einzeln ausgegeben und zudem in einem zentralen Wert für die Innenraumluftqualität zusammengefasst, dem IAQ-Wert. Der Amazon Smart Air Quality Monitor ist dabei ein reiner Sensor im Smart Home. Er verfügt nicht über Lautsprecher, ein Mikrofon oder eine Alexa-Sprachsteuerung.

Im Vergleich zum Eve Room (Test), der flüchtige organische Verbindungen, die Temperatur und die Feuchtigkeit misst, weist Amazons Luftqualitätssensor sowohl bei der Hardware als auch bei der Integration ins Smart Home einige Unterschiede auf, die näher beleuchtet werden.

Der Smart Air Quality Monitor ist für 79,99 Euro direkt bei Amazon erhältlich*. Anders als Grafikkarten ist er sofort und zum UVP lieferbar.

Details zum Smart Air Quality Monitor

Dauerhafte Stromversorgung über Micro-USB

Der Smart Air Quality Monitor misst 65 × 65 × 45 mm (B × L × H), wiegt 120 g und erfordert eine dauerhafte Stromversorgung über ein Netzteil. Amazon legt dem Sensor dieses Netzteil und das passende Micro-USB-Kabel bei. Hierin liegt abseits der verschiedenen Messgrößen der erste Unterschied zum Eve Room, der über einen integrierten Akku verfügt, der in der Praxis etwa alle zehn Wochen geladen werden muss. So lässt sich aber auch eine Leistungsaufnahme bestimmen, die beim Amazon Smart Air Quality Monitor im Test bei durchschnittlich 1,3 Watt liegt.

Amazon Smart Air Quality Monitor

Anbindung per WLAN

Als Funkstandards setzt der Sensor von Amazon auf WLAN mit 2,4 GHz und Bluetooth 4.2. Eve nutzt ebenfalls Bluetooth, als Alternative kommt jedoch das energieeffizientere Thread zum Einsatz.

Eine LED zeigt die Luftqualität in drei Stufen an

An der Vorderseite ziert den Luftqualitätssensor ein vergleichsweise großer Lüftungsschlitz. Direkt darüber hat Amazon eine kleine LED platziert, die die aktuelle Luftqualität optisch anzeigt – Grün für gut, Gelb für mäßig und Rot für schlecht. So lässt sich die Tendenz der Luftqualität auch ohne Blick in die Alexa-App erkennen. Auf Wunsch kann die Anzeige in der App aber auch deaktiviert werden, etwa wenn der Sensor im Schlafzimmer stehen soll. Blinkt die LED lila, hat das Gerät Verbindungsprobleme.

An der Rückseite des Geräts ist eine Aktionstaste untergebracht, die man im Alltag eigentlich nie benötigt, wenn man die LED nicht deaktiviert hat. Denn ein kurzes Drücken der Taste aktiviert in diesem Fall die LED und die aktuelle IAQ-Farbe wird dargestellt. Zudem lässt sich der Amazon Smart Air Quality Monitor über diese Taste zurücksetzen und ausschalten.

Ein Gewinde an der Unterseite des Sensors ermöglicht seine Befestigung auf einem Stativ oder einer anderen passenden Halterung.

Einzelne Messwerte nur per App einsehbar

Eine Anzeige der anderen Messwerte abseits der farblich codierten Luftqualität ist über den Sensor selbst mangels Display nicht möglich. Informationen zur Temperatur und Luftfeuchtigkeit etwa lassen sich nur über die Alexa-App einsehen. Hier zeigt Eve Room mit seinem E-Ink-Display dem Nutzer mehr Informationen auf einen Blick.

Smart Air Quality Monitor in der Alexa-App
Smart Air Quality Monitor in der Alexa-App

Die Skalen und Genauigkeiten der Messwerte

Anders als Eve Room misst Amazons Luftsensor VOC nicht als parts per billion (ppb), sondern gibt sie auf einer Skala von 0 bis 100 an, wobei bis 25 als gut gilt, zwischen 26 und 65 als mittel und 66 bis 100 als schlecht. Die Genauigkeit gibt Amazon mit ±10 Punkte maximal über die Gesamtlebensdauer des Geräts an.

Der Wert für die Luftqualität (IAQ) wird hingegen auf einer Skala von 0 bis 100 angegeben, bei der 100 bis 65 als gut gilt, Werte zwischen 64 und 35 als mittelmäßig und Werte unter 35 als schlecht.

Kohlenmonoxid (CO) wird in ppm auf einer Skala bis 50 gemessen, wobei unter 10 als gut gilt. Werte über 15 sind schlecht. Die Genauigkeit beträgt laut Amazon ±5 ppm maximal über die Gesamtlebensdauer des Geräts.

Feinstaub wird in der für Schadstoffe in der Luft üblichen Einheit µg/m³ angegeben. Die Skala liegt zwischen 0 und 500, wobei Werte bis 35 als gut gelten. Die Genauigkeit liegt bei ±20 µg/m³ maximal über die Gesamtlebensdauer des Geräts.

Die Temperatur wird im Bereich von 15 bis 30 °C mit einer Genauigkeit von ±1,0 °C gemessen, den Betriebsbereich gibt Amazon jedoch von 0 bis 40 °C an. Bei der Luftfeuchtigkeit liegt die Genauigkeit hingegen im Bereich von 30 bis 70 % relativer Luftfeuchtigkeit nur bei ±10 % bei 25 °C. Zum Vergleich: Eve Systems gibt die Messgenauigkeit beim Eve Room (Test) mit ±0,3 °C bei der Temperatur und ±3 % bei der Luftfeuchtigkeit an.

Kein Kohlenmonoxidmelder

Und auch wenn der Sensor den CO-Gehalt misst, ist er nicht als Kohlenmonoxidalarm oder Kohlenmonoxidmelder zertifiziert, sollte also nicht anstelle eines zertifizierten Kohlenmonoxidalarms oder Kohlenmonoxidmelders verwendet werden. Somit entfällt aber auch die Empfehlung, ihn nach spätestens zehn Jahren auszutauschen.

Kein CO2-Messgerät

Sensoren, die die Luftqualität messen, sind angesichts der Pandemie derzeit in aller Munde. Den CO2-Gehalt in der Luft, der dabei häufig als Indikator genutzt wird, wann ein Raum wieder gelüftet werden sollte, misst Amazons Smart Air Quality Monitor jedoch nicht. Die Annahme, dass der CO2-Gehalt als einziger Indikator für die Aerosol-Last in der Luft herangezogen werden sollte und generell als Indikator für die Luftqualität ausreicht, ist in Studien inzwischen jedoch ohnehin widerlegt worden.

Die Einrichtung ist schnell erfolgt

Die Inbetriebnahme des Smart Air Quality Monitor ist unkompliziert und in wenigen Minuten erledigt. Der Aufstellort des Sensors sollte so gewählt werden, dass der Lufteinlass nicht verdeckt und eine gute, repräsentative Stelle im Raum gewählt wird – hier macht sich die notwendige Stromversorgung unter Umständen negativ bemerkbar, denn gänzlich frei in der Wahl des Standorts ist man so nicht. Nachdem der Sensor mit Strom versorgt wurde, geht die Einrichtung in der Alexa-App weiter. Unter dem Reiter „Geräte“ wird über das „+“ ein neues Gerät hinzugefügt und den Anweisungen gefolgt, wobei im Laufe der Installation der QR-Code an der Unterseite des Smart Air Quality Monitor zur Authentifizierung gescannt werden muss.

Der Sensor startet nach der Einrichtung eine Kalibrierung und gibt nach wenigen Minuten die ersten Messwerte aus. Amazon weist darauf hin, dass die gesamte Kalibrierung rund zwei Tage dauert, in denen sich das Gerät auf die Umgebung einstellt.

Ein Dauerlüfter mit Selbstreinigung

Bei der Kalibrierung fällt das erste Mal auf, dass der Smart Air Quality Monitor von Amazon über einen eingebauten Lüfter verfügt, der kontinuierlich dreht. Im Alltag ist die Drehzahl so gering, dass man ihn schon aus 20 cm nicht mehr wahrnimmt. Gelegentlich dreht der Lüfter jedoch deutlich hörbar auf. Hierbei handelt es sich um eine automatische Selbstreinigung mit höherer Lüftergeschwindigkeit, um potenziellen Staub aus dem Gerät zu entfernen. Dieser Prozess dauert etwa zehn Sekunden und wird zunächst direkt nach dem ersten Einschalten durchgeführt – und danach bei ununterbrochener Nutzung wieder eine Woche später zu ungefähr derselben Uhrzeit. Man sollte die Erstinstallation somit nicht in der Nacht vornehmen, da sonst auch nachts die Selbstreinigung erfolgt. Möchte man den Zeitpunkt der Selbstreinigung ändern, muss der Sensor vom Strom getrennt und der Betrieb zu einer passenden Uhrzeit fortgesetzt werden, zu der dann auch das Intervall wieder neu beginnt.

Amazon Smart Air Quality Monitor
Amazon Smart Air Quality Monitor

Auch wenn der Lüfter im Alltag nicht auffällt und nicht störend in Erscheinung tritt, ist er über Jahre betrachtet eine potenzielle Fehlerquelle. Auf der anderen Seite reagiert der Smart Air Quality Monitor schneller auf Veränderungen als der Eve Room.

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