Bundesgesundheitsministerium: Laufzeit für die Corona-Warn-App verlängert
Das Bundesgesundheitsministerium hat den Vertrag mit SAP und der Telekom für die Corona-Warn-App verlängert, berichtet der Spiegel. Für die weitere Entwicklung erhalten die Konzerne demnach ein Budget in Höhe von 25,2 Millionen Euro.
Die Verlängerungsoption wurde nach Informationen des Spiegels bereits zwei Tage vor der Bundestagswahl gezogen. Bislang wurde die App seit dem Start im Juni 2020 knapp 40 Millionen Mal heruntergeladen, die Kosten für Entwicklung und Betrieb beliefen sich bis Ende 2021 auf 67,5 Millionen Euro.
Bemerkbar macht sich bei der App bereits die Omikron-Welle. Laut Spiegel erhielten am vergangenen Mittwoch 230.000 Nutzer eine rote Warnung, die für „Erhöhtes Risiko“ steht. Betroffene haben sich in diesem Fall in unmittelbarer Nähe zu einer mit Covid-19 infizierten Person aufgehalten und sollten sich sowohl isolieren als auch testen lassen.
Neue Risikoberechnung für Omikron-Variante
Offen ist dem Spiegel-Bericht zufolge aber noch, inwieweit die App an die neuen Omikron-Varianten angepasst wird. Das letzte größere Update der Risikoberechnung erfolgte im April. Seitdem beträgt die Mindestdauer für eine kritische Begegnung 9 Minuten bei einem Abstand von 1,5 Metern, um ein „erhöhtes Risiko“ und somit rote Warnstufe auszulösen. Die Delta- und insbesondere die Omikron-Varianten sind allerdings deutlich ansteckender. Im Gespräch ist daher, die Risikoberechnung anzupassen.
Bislang wurde darauf aber verzichtet. Einer der Gründe: Niedrigere Schwellenwerte könnten zu mehr Fehlalarmen führen, was nach Ansicht von einigen der Beteiligten das Vertrauen in die App beschädigen würde. Weitere Experten erklären, auch nach wissenschaftlichem Stand wäre kein Update erforderlich. Das Gesundheitsministerium erklärt derweil, das RKI beobachte die Grundlagen der Risikoberechnung fortlaufend.
In der Vergangenheit forderte etwa der heutige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine schnellere Weiterentwicklung. Nützlich wären zudem weitere Funktionen wie eine automatische Cluster-Erkennung, bei der die App große Menschenansammlungen für die Risikoberechnung registriere. Das verbessere die Chance, Superspreading-Events zu erkennen und wäre eine automatisierte Ergänzung zur Check-in-Funktion.
Zukunft der Luca-App entscheidet sich im Februar
Neben der Corona-Warn-App entscheidet sich auch bald, wie es mit der Luca-App weitergeht. Die Bundesländer müssen in den kommenden Wochen entscheiden, ob sie die Verträge mit der Betreiberfirma verlängern, berichtet Netzpolitik.org. Aufgrund der im letzten Jahr bekannt gewordenen Sicherheitslücken ist die App ohnehin äußerst umstritten, zudem bestehen immer mehr Zweifel am Nutzen. Dass viele Gesundheitsämter die Daten kaum nutzen, habe sich mit der Überlastung durch die Omikron-Welle nochmals verschärft.
Einige der Kernprobleme beschrieb die Entwicklerin und IT-Expertin Bianca Kastl in einem Vortrag auf dem rc3 2021. Demnach sind die Gesundheitsämter mit der Masse der Daten überlastet, weil die technische Infrastruktur in den Ämtern fehle, um diese adäquat verarbeiten zu können. Nun seien die Ämter überlastet, die Luca-Daten würden demnach kaum noch eine Rolle spielen.
Die Betreiber der Luca-App bestreiten das. Demnach haben die Entwickler viel Arbeit investiert, damit „die Gesundheitsämter in Zeiten sehr hoher Inzidenzen, in der nicht mehr jede gefährdete Person telefonisch kontaktiert werden kann, trotzdem noch ihrem Auftrag der Kontaktnachverfolgung nachkommen können“, sagte eine Sprecherin laut dem Bericht von Netzpolitik.org.