Cooler Master HAF 500 im Test: Erfahrungen, Messergebnisse und Fazit
2/2Testsystem und Methodik
Ein Ryzen 9 3900X und eine Radeon RX 6800 XT bilden die Kernelemente des verbauten Testsystems. Die Wärmeentwicklung wird dabei sowohl mit den ab Werk verbauten als auch mit Referenzlüftern beobachtet.
Alltagserfahrungen beim Einbau
Der Hardware-Einbau geht dank des üppigen Innenraums merklich leicht von der Hand. Die Verwindungssteifigkeit ist gut, sodass sich beim Einbau keine Bauteile durchbiegen. Gut gelöst: Um Lüfter zu montieren und die oberen Mainboard-Anschlüsse besser zu erreichen, kann außerdem der Deckel mitsamt vorderer Querstrebe entfernt werden.
Weniger gelungen ist das Kabelmanagement. Über der Netzteilabdeckung ist lediglich eine Durchführung für sämtliche unteren Mainboard-Anschlüsse. Hier müssen einige Kabel sehr gestreckt werden. Ebenfalls unschön ist der große Spalt zwischen Netzteilabdeckung und Festplattenkäfig, aus dem unweigerlich Kabel hervorblitzen. Eine geschlossene Abdeckung würde hier mit Leichtigkeit Abhilfe schaffen. Auch die vorderen I/O-Kabel lassen sich aufgrund fehlender Abdeckmöglichkeiten nur unansehnlich verlegen. Ein beinahe gleiches Bild zeigt sich auf der Rückseite. Zwar sind ausreichend Ösen für Kabelbinder vorhanden, doch würden dem Cooler Master HAF 500 Kabelkanäle, wie sie beim NZXT H510 Flow (Test) vorhanden sind, überaus gut stehen – genügend Platz wäre vorhanden.
Der Lüfter- und Beleuchtungs-Hub ergänzt das HAF 500, wenn auch schlecht platziert, sehr gut. Neben der PWM-Lüftersteuerung können angeschlossene Beleuchtungselemente entweder über das Mainboard oder manuell gesteuert werden. Für Letzteres wird der Hub mit dem Reset-Switch des I/O-Panels gekoppelt. Mit Drücken der Reset-Taste am Gehäuse kann zwischen insgesamt 14 Beleuchtungsszenarien gewählt werden.
Komponente | |||
---|---|---|---|
CPU | Ryzen 9 3900X, 105 Watt TDP | ||
Mainboard | MSI X470 Gaming M7 AC | ||
Arbeitsspeicher | Corsair Vengeance RGB DDR4-3200 | ||
Grafikkarte | ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi (Länge 330 mm) | ||
SSD | Muskin Helix-L 1 TB, M.2 | ||
CPU-Kühler | be quiet! Dark Rock Pro 4 (Höhe 163 mm) | ||
Netzteil | Seasonic Platinum Series 1200W (Tiefe 190 mm) | ||
Gehäuselüfter | ab Werk | Front: 2 × Cooler Master MF200R ARGB (3-Pin), einsaugend Heck: 1 × Cooler Master SickleFlow ARGB (4-Pin), ausstoßend Innen: 1 × Cooler Master SickleFlow (4-Pin), einsaugend |
|
Referenz | Front: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), einsaugend Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin), ausstoßend Innen: 1 × Cooler Master SickleFlow (4-Pin), einsaugend Deckel: 2 × Noctua NF-A12 (4-Pin), ausstoßend |
Zwei Szenarien auf dem Prüfstand
Gegenüber punktuellen Temperaturmessungen zu einem willkürlichen Zeitpunkt werden alle Systemdaten im Zeitverlauf protokolliert und dargestellt. Ermittelt werden die Messwerte über einen Zeitraum von 30 Minuten, der vom Start des Spiels Cyberpunk 2077 (WQHD, volle Details) bis zu dessen Beendigung reicht. Dabei werden zwei Betriebsmodi untersucht:
- Mit einer Gehäuse-Lüfterdrehzahl, die in 30 cm Abstand zur Front bei gemessenen 33,5 dB(A) liegt und damit als noch flüsterleise zu bezeichnen ist. Jedwedes Nebengeräusch im Raum lässt das Gehäuse aus der Wahrnehmung verschwinden.
- Mit höchster Drehzahl der Gehäuselüfter, also bei maximaler Gehäuse-Kühlleistung.
Der CPU-Lüfter mit fixer Drehzahl
Damit die CPU-Temperatur ohne den Einfluss einer automatischen Steuerung gemessen werden kann, werden die CPU-Lüfter mit einer festen Umdrehungsgeschwindigkeit von 600 U/min betrieben. Die GPU-Lüftersteuerung wird hingegen aktiv gelassen. Im Leerlauf stehen die Lüfter also still, unter Spiele-Last versuchen sie die GPU knapp unter der kritischen Zieltemperatur zu halten.
Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum beträgt 33,0 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Die Raumtemperatur beträgt zum Testzeitpunkt 20,5 °C.
Lautstärke im Leerlauf und in Spielen
Bevor es an die Temperaturen geht, gilt der erste Blick der Lautstärke in den beiden Situationen. Beide Szenarien werden jeweils bei der 33,5 dB vor dem Gehäuse ergebenden Lüfterdrehzahl und bei voller Drehzahl erhoben.
Drehzahl für 33,5-dB-Modus | Maximale Drehzahl | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Front | Heck | Top | Innen | Front | Heck | Top | Innen | |
Cooler Master HAF 500 | 450 U/min | 650 U/min | / | 660 U/min | 750 U/min | 1.800 U/min | / | 1.840 U/min |
Cooler Master HAF 500 (Ref) | 500 U/min | 550 U/min | 660 U/min | 1.500 U/min | 2.050 U/min | 1.500 U/min | 1.840 U/min |
Die Messung der Lautstärke in den beiden Betriebsmodi gibt insbesondere Aufschluss über das Geräuschzuspiel der Grafikkarte. Während diese im Systemleerlauf keinen Ton von sich gibt und das gesamte System im „lautlosen Modus“ bei 33,5 dB verweilt, steigert die Grafikkarte die Systemlautstärke unter Last auf 42,4 dB. Die wahrgenommene Lautstärke wird also beinahe verdoppelt. Werden die Gehäuselüfter hochgedreht, übernehmen sie die Klangkulisse und die Grafikkarte spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.
CPU-, VRM-, SSD- und RAM-Temperatur
Ohne frontseitigen Staubfilter und mit großzügigem Platzangebot im Inneren entfaltet das Cooler Master HAF 500 ungeahnte Kühlergebnisse, die durch die Bank ausgezeichnet sind. Bereits mit den ab Werk verbauten Lüftern lässt sich das HAF 500 hervorragend kühlen. Die beiden 200-mm-Lüfter sind im lautlosen Betrieb durchweg sogar besser als die Referenzbelüftung. Wenngleich die beiden getesteten Szenarien die absoluten Extreme widerspiegeln und ein gedrosselter Mittelweg eher Anwendung finden dürfte, zeigen die Messwerte, dass Cooler Masters Konzept voll aufgeht.
Bei der CPU-Temperatur erreicht das HAF 500 mit den Standardlüftern Werte zwischen durchschnittlich 67 und 58 °C. Mit der Referenzbelüftung kann dies zumindest unter voller Umdrehung noch auf 56 °C verbessert werden. Die Spannungsregler nahe der CPU freuen sich sichtlich über die Platzfreiheit nach oben und liegen mitsamt Werkslüftung auf einem sehr guten Niveau, das andere Gehäuse oftmals erst mit Referenzbelüftung erreichen. Auch der Arbeitsspeicher profitiert hiervon. In beiden Betriebsmodi und mit den herkömmlichen Lüftern liegt die Speichertemperatur im Schnitt 10 °C hinter den Messwerten des NZXT H510 Flow (Test) und des Fractal Design Meshify 2 (Compact) (Test).
Bei Betrachtung der SSD-Temperatur stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Nutzen des internen Lüfters. Im lautlosen Betriebsmodus beträgt die Temperatur 60 bis 65 °C. Mit maximaler Lüfterdrehzahl sinkt dieser Wert sowohl mit Standard- als auch mit Referenzbelüftung um beinahe 20 °C und liegt weit unter den Referenzwerten der obigen Konkurrenz. Wird der Innenraumlüfter indes deaktiviert (grün, Cooler Master HAF 500 Ref o. i., max. U/min), während die übrigen Lüfter weiterhin auf maximaler Drehzahl laufen, steigt die SSD-Temperatur wieder auf das normale (lautlose) Niveau an.
GPU-Temperatur und -Lüfterdrehzahl
Bei Beobachtung der Grafikkartenwerte bestätigt sich diese Erkenntnis. Der auf die Grafikkarte ausgerichtete Lüfter bewirkt auf ein Minimum gedrosselt oder deaktiviert kaum etwas. Mit höheren Umdrehungen hält er die Grafikkarte und die darunter liegende M.2-SSD jedoch gut in Schach. Die verbaute ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi ist ein Hitzkopf und schrammte mit einer Temperatur von 77 bis 83 °C in bisher allen vorherigen Gehäusetests stets an der Grenze zur Taktdrosselung – und das unabhängig vom Betriebsmodus und von den verbauten Lüftern.
Ist dieser Fakt im lautlosen Modus zwar auch gegeben, zeigt sich bei voller Drehzahl der Gehäuselüfter eine Grafikkartentemperatur von durchschnittlich 74 bis 75 °C. Ein Temperaturabfall von 3 °C ist einzeln betrachtet keine Hausnummer, doch zeigt der Blick auf die Lüftergeschwindigkeit der Grafikkarte die Kuriosität dahinter. Wie schon in den vorherigen Gehäusetests beobachtet, ist die Grafikkarte stets bestrebt, auf etwa 40 % (ca. 1.500 u/min) der Lüftergeschwindigkeit zu laufen, und wich hiervon auch nie ab. Die direkte Befeuerung vom internen Lüfter bringt die ansonsten sehr sture Grafikkarte jedoch aus dem Lüftergleichgewicht. Die Lüfterdrehzahlen schwanken stark. Die automatische Lüftersteuerung scheint verwirrt, muss sie doch sonst nur mit 0 oder 1.500 Umdrehungen arbeiten. Die kuriosen Drehzahlsprünge und die wenigen Grad Temperaturabfall bestätigen zusammengefasst jedoch, dass der interne Lüfter tatsächlich etwas bewirkt. Je nach verwendeter Grafikkarte könnte jene davon durchaus profitieren. Eine M.2-SSD freut sich hingegen auf alle Fälle über den internen Lüfter.
Fazit
Auch nach einigen Jahren Ruhe steht Cooler Masters HAF-Serie selbst im Jahr 2022 noch für „High Air Flow“. Das Cooler Master HAF 500 ist dank des Verzichts auf einen frontseitigen Staubfilter und mit üppigem Platzangebot ein sehr luftdurchflutetes und damit kühles Gehäuse. Die niedrigen Temperaturen werden jedoch durch ein erhöhtes Staubrisiko erkauft.
Bereits mit den ab Werk verbauten Lüftern können sehr gute Temperaturwerte erreicht werden. Der ungewöhnliche interne und justierbare Lüfter bietet ab einer höheren Drehzahl einen Mehrwert und hält die Temperaturen der Grafikkarte und der darunterliegenden M.2.-SSD in Schach.
Die Verarbeitungsqualität ist durchweg sehr gut und der verbaute Lüfter- und RGB-Hub rundet das Gesamtpaket ab. Weniger schön ist indes das Kabelmangement. Hier liefert das HAF 500 nur unterdurchschnittlich ab, obwohl genügend Platz für bessere Lösungen vorhanden wäre. Auch die Befestigungsmethode des Frontchassis sollte dringend geändert und komfortabler gelöst werden.
Preis und Verfügbarkeit
Das Cooler Master HAF 500 ist ab heute verfügbar. Zur Auswahl stehen die Farben Schwarz und Weiß. Die unverbindliche Preisempfehlung wird vom Hersteller auf rund 160 Euro beziffert. Im Preisvergleich wird das Gehäuse bereits bei zwei Händlern als noch nicht lagernd gelistet. Lieferungen sollen zum 24. Januar erfolgen.
ComputerBase hat das HAF 500 leihweise von Cooler Master unter NDA zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungstermin.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.