Glasfaserausbau: Telekom bemängelt „Amtsschimmel“ in Freiburg
Die Deutsche Telekom will bis 2030 eine Vollversorgung mit FTTH in Deutschland erreichen. Am Beispiel Freiburg legt das Unternehmen exemplarisch dar, wie Auflagen und langwierige Genehmigungsverfahren den Netzausbau mitunter zum Hindernislauf machen. „Wiehernder Amtsschimmel“ stehe den Baukolonnen in Freiburg im Weg.
Schnell, aber eben noch nicht schnell genug, gehe der Glasfaserausbau in Deutschland voran, erklärt die Telekom. Letztes Jahr kamen 1,2 Millionen neue FTTH-Anschlüsse hinzu, dieses Jahr sollten weitere 2 Millionen Anschlüsse realisiert werden. Immer wieder betont die Telekom, dass entscheidend für das Erreichen der Ziele nicht nur die Milliardeninvestitionen, sondern auch schnellere und weniger bürokratische Genehmigungsverfahren für das Verlegen notwendig seien, etwa für alternative Verlegemethoden in Mindertiefen oder oberirdisch entlang Masten verlegte Kabel.
25.000 FTTH-Anschlüsse für Freiburg
In Freiburg im Breisgau spielen die Behörden offenbar nicht in dem Umfang mit, wie sich die Telekom das gewünscht hat. Auf dem Blog des Unternehmens wird die Stadt deshalb an den Pranger gestellt und hinsichtlich ihrer Einschränkungen beim Glasfaserausbau kritisiert. In Freiburg sollen derzeit 25.000 neue FTTH-Anschlüsse entstehen. „Doch hier zeigt sich exemplarisch, wie Auflagen und langwierige Genehmigungsverfahren den Netzausbau mitunter zum Hindernislauf machen“, erklärt die Telekom. Das Unternehmen zählt sechs „Glasfaser-Bremsen“ auf, die den Ausbau behindern.
Die Bäume sind ein Problem für die Telekom
Bemängelt werden unter anderem die Einschränkungen bei Nutzung eines Saugbaggers, der Steine, Geröll und Abraum aus Baugruben saugt. Das Freiburger Gartenamt befürchte, der Lkw könnte mit seiner Höhe Baumkronen beschädigen. Deshalb sei in vielen Ortsterminen jeder Baum einzeln betrachtet und festgelegt worden, wo der Saugbagger zum Einsatz kommen darf und wo nicht. Ohne den Saugbagger müsse mit kleinem Gerät gebaggert werden. Dort gehe es dann „sehr langsam“ voran.
Um das Wurzelwerk einzelner Bäume zu schützen, habe das Gartenamt für die geplante Glasfaserstrecke mehrere Straßenquerungen vorgeschlagen. Je nach Lage der Baumwurzeln sollte die Leitung nach Vorstellung des Amts die Straßenseite wechseln. Dieses „Zickzack-Internet“ sei zwar technisch und finanziell machbar gewesen, die Telekom hätte es aber gar nicht realisieren dürfen. Nach Aussage der Telekom lehnte das städtische Tiefbauamt den Vorschlag der Behördenkollegen ab, um den Straßenkörper zu schützen und den Verkehrsfluss nicht zusätzlich zu bremsen.
Keine Genehmigung für Mindertiefe
Um die Bäume zu schützen und Zeit, Geld und Aufwand zu sparen, wollte die Telekom in Freiburg die Glasfaserleitungen in einer Mindertiefe von 40 statt 60 cm verlegen. „Leider hat die Stadt Freiburg noch keine Zustimmung dazu erteilt“, sagte Telekom-Regionalmanager Christopher Beußel. Das sei auch in vielen anderen deutschen Städten und Regionen bisher der Fall – eines der größten Hindernisse hierzulande für den Breitbandausbau, heißt es vonseiten der Telekom.
Keine Ablageflächen für den Aushub
Dichte Bebauung, schmale Bürgersteige und viele parkende Autos sind der Telekom ein Dorn im Auge. „Wegen der Enge gibt es keine Ablageflächen für den Aushub, der aus den Baugruben befördert wird. Die Baufirmen behelfen sich mit Containern auf Lastwagen, die Steine und Erdreich ins Zwischenlager transportieren. Von dort aus werden sie nach dem Verlegen der Leitungen zum Verfüllen zurück an die Baustelle gebracht.“ Dies sei „nicht gerade das schnellste und umweltfreundlichste“ Verfahren.
Nur eine Baugrube pro Tag
Die Baugruben bereiten der Telekom auch an anderer Stelle Probleme. Als „wiehernder Amtsschimmel“ wird die verkehrsrechtliche Anordnung bezeichnet, pro Baukolonne und Tag nur eine Grube von maximal 50 Metern Länge ausheben zu dürfen. Eine einzelne Kolonne würde laut Telekom aber eine deutlich längere Strecke schaffen. Das wäre schneller und günstiger, sei aber nicht erlaubt. Stattdessen müsse ab 50 Metern eine neue Grube geöffnet werden – aber erst, wenn die alte wieder geschlossen ist.
Pflastermosaike erschweren Bauarbeiten
Erschwerend komme in Freiburg hinzu, dass vor allem in der Innenstadt viele Gehwege mit Pflastermosaiken verziert sind. 1858 brachte Pflasterermeister Alois Krems nach seinen Lehr- und Wanderjahren in Südfrankreich die Mosaike nach Freiburg. Diese Puzzles seien ohne jeden Zweifel erhaltenswert, führten aber dazu, dass jedes einzelne Mosaik nach dem Verlegen der Glasfaser millimetergenau wieder hergestellt werden müsse.
Das Fazit der Telekom lautet: „Baumbeauftragte und Kunstwerke auf Bürgersteigen. Deutschland ist mit gutem Grund stolz auf seinen Umwelt- und Denkmalschutz – muss dann aber auch akzeptieren, wenn es mit dem Breitbandausbau bisweilen nicht so schnell vorangeht wie in anderen Ländern.“