LVCC Loop ausprobiert: Schneller von A nach B mit dem Tesla im Tunnel
Leichtes Spiel für Elon Musk und seine The Boring Company: Zur CES 2022 kann das Unternehmen den unterirdischen LVCC Loop mit Tesla-Fahrzeugen einem Stresstest unterziehen und erhält gleichzeitig eine kostenlose PR-Aktion. Statt 20 Minuten zu laufen, kommt man in 4 Minuten zur nächsten Messehalle. Eine Mitfahrt in Las Vegas.
Das östlich des Strips gelegene Las Vegas Convention Center (LVCC) umfasst mehrere Hallen vom Süden bis in den Norden des Geländes. Für den Wechsel zwischen South, Central, North und neuer West Hall hieß es bislang: laufen. Aber seit Herbst des letzten Jahres besitzt The Boring Company eine Zulassung für den Betrieb des Vegas-Tunnels, des sogenannten LVCC Loop, der die Hallen unterirdisch verbindet.
2,7 km Strecke und drei Haltestellen
Der LVCC Loop ist rund 2,74 km lang und zieht sich mit einem Tunnel pro Richtung von der South zur Central und West Station. Röhren zur North Station sowie zu den Hotels Encore und Resorts World gibt es ebenfalls bereits, aber noch keine Fahrten dahin. South Station und West Station sind oberirdische Haltestationen, während die Central Station wie ein U-Bahnhof über Rolltreppen erreichbar ist. Alle drei Haltestellen entlassen die Fahrgäste in unmittelbarer Nähe zum Eingang der jeweils zugehörigen Messehalle.
Über 24 km und 50 Haltestellen sind geplant
47 Millionen US-Dollar hat das Bauprojekt bislang gekostet, das jedoch Teil einer viel größeren Vision ist, die einmal 51 unterirdische Haltestellen in Las Vegas umfassen und die großen Hotels und Casinos sowie später auch den Flughafen verbinden soll. Der gesamte Loop mit zwei Röhren soll über 24 km lang und über die kommenden Jahre aufgebaut werden. Zehn Stationen sollen im ersten Halbjahr hinzukommen, 15 bis 20 weitere pro Jahr in der Zeit danach. The Boring Company hat einen Vertrag über 50 Jahre mit der Stadt Las Vegas abgeschlossen, die am Umsatz beteiligt wird. Für die geplante Route hat das Unternehmen bereits eine Freigabe erhalten, weitere Genehmigungen sind aber für jede einzelne Station notwendig.
57.000 Fahrgäste pro Stunde nach Fertigstellung
Mit dem Loop sollen die Fahr- und Laufzeiten in der Stadt stark verkürzt werden, 57.000 Fahrgäste sollen nach der Fertigstellung pro Stunde abgefertigt werden können. Boring President Steve Davis sagte letzten Herbst, dass eine Fahrt zwischen LVCC und dem neuen Allegiant Stadium der Las Vegas Raiders (früher Oakland) vier Minuten dauern und 6 US-Dollar kosten werde. Google Maps veranschlagt für diese Strecke 15 Minuten fahren oder 90 Minuten laufen. Mit dem Auto würde man zwar keine 6 US-Dollar Sprit verbrauchen, aber mit Taxi, Lyft oder Uber wäre der Preis definitiv höher.
Eine Probefahrt von der South zur West Station
Die Redaktion hat sich für die Probefahrt zur oberirdischen LVCC South Station begeben, um einmal den (derzeit) gesamten Loop bis zur LVCC West Station zu erleben. Die Fahrten sind zur Messe kostenfrei, Einweiser an den Stationen fragen die Gäste nach dem Zielort und weisen entsprechend die Parkbuchten respektive Fahrzeuge zu. Zum Einsatz kommen manuell gesteuerte Tesla Model 3, X und Y, ein Model S wurde nicht gesichtet, auszuschließen ist deren Nutzung aber nicht.
Mit 50 km/h unspektakulär durch die Röhre
Eine Fahrt durch den LVCC Loop fällt relativ unspektakulär aus, denn die Autos fahren weder autonom noch besonders schnell. Die Fahrt mit knapp 50 km/h traut man sich deshalb auch selbst zu, wenngleich die engagierten Fahrer erfolgreich einen Test absolvieren müssen, bevor sie die rund 3,7 m breite Röhre durchfahren dürfen. Vom Konzept eines Hyperloop ist das Tunnelsystem in Las Vegas aber weit entfernt. Beim Hyperloop sollen eines Tages elektrische Pods mit 1.000 km/h durch die Tunnel rasen und Strecken wie Washington D.C. nach New York in weniger als einer halben Stunden schaffen.
Abgesehen vom Design der Central Station, die auch im Miami der 80er Jahre gut aufgehoben wäre, gibt es wenig Effekthascherei, aber dafür einen effektiven und in diesem Fall sicheren Transport von Punkt A nach Punkt B. Dass es im Tunnel zu Reifenschäden kommen kann, hat Golem mitbekommen, allerdings nicht am eigenen Fahrzeug. Nach nur vier Minuten hat man schließlich von der LVCC South Station die LVCC West Station erreicht, anstatt über 20 Minuten zu laufen. Weil am Messegelände praktisch nicht geparkt werden kann und Lyft und Uber nur spezielle Parkplätze anfahren dürfen, wäre jedes andere Transportmittel in jedem Fall langsamer gewesen.
Stockender Verkehr potenziell auch im Tunnel
Der Loop wird exklusiv mit vom Konzern selbst betriebenen Tesla-Fahrzeugen befahren. Wie viel in den Tunneln los ist, müsste demnach gut zu steuern sein, um Staus zu verhindern. Die Vision der Boring Company ist ja eben genau das: nicht mehr im Stau stecken und schneller ans Ziel kommen. Dass das aber selbst mit einem eigenen Loop nicht immer zu schaffen sein wird, zeigen Aufnahmen von Adam Tranter auf Twitter, bei dem es während der Anfahrt der Central Station zu stockendem Verkehr kam. Die Messe ist zwar ein erster Stresstest für den Loop, deren bislang mäßige Besucherzahlen aufgrund des Pandemiegeschehens sollten das System aber eigentlich noch nicht an die Grenzen bringen. Die Central Station vor der größten der drei Messehalle war allerdings besonders gut besucht, während die South Station zum Start der Probefahrt nur wenige Besucher zählte und ein Model Y in kürzester Zeit verfügbar war.
Der richtige Stresstest kommt erst noch
Sollte die Messe kommendes Jahr aber wieder relativ normale Besucherzahlen vorweisen, könnte sich das Staupotenzial lediglich vom Tunnel an die Haltestellen verschieben. Die Anzahl und Positionen der Fahrzeuge in den Tunneln sollte The Boring Company gut steuern können, ein Ansturm auf die Haltestellen vor allem zu Stoßzeiten morgens und abends ist aber praktisch schon vorprogrammiert. Der echte Stresstest wird erst noch auf das Unternehmen zukommen, das dann beweisen muss, ob es die Stadt tatsächlich um ein sinnvolles Transportmittel erweitern kann. Das erste Fazit zum LVCC Loop fällt unter den aktuell vereinfachten Konditionen positiv aus.
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