P50 Pocket im Hands-On: Huawei faltet flacher
Huawei bringt mit dem P50 Pocket das erste eigene horizontal faltbare Smartphone nach Deutschland. Zugeklappt fällt es dadurch wie frühere Klapp-Handys kompakt aus, aufgeklappt bekommt der Anwender ein großes Display präsentiert. Anders als bei Samsung fehlt zudem der Spalt im geschlossenen Zustand. Es gibt aber auch Nachteile.
Auf das Mate X und Mate Xs lässt Huawei heute das P50 Pocket folgen, das im Dezember für den chinesischen Markt vorgestellt wurde. Während die ersten beiden Smartphones aus bereits großen Geräten noch größere machten, die vom Format her beinahe Tablets ähnelten, geht das P50 Pocket in die andere Richtung und entspricht damit früheren „Clamshells“. Wie eine Muschel oder ein Schminkspiegel muss das Smartphone nach oben über ein horizontales Scharnier aufgeklappt werden, damit es vollständig genutzt werden kann. Kleine Aufgaben wie Benachrichtigungen, die Wettervorhersage oder den Kamerasucher übernimmt ein rundes äußeres Display. Die Kamera entspricht der des P50 Pro, nur dass das Falt-Smartphone ohne den Periskop-Zoom auskommen muss, für den das P50 Pocket schlichtweg zu wenig Bautiefe bietet.
Das Smartphone wird zum Modeaccessoire
Mit diesem Aufbau ähnelt das P50 Pocket unweigerlich dem Galaxy Z Flip 3 von Samsung (Test), das ebenso wie das Huawei-Smartphone auch als Modeaccessoire am Markt positioniert wird. Insbesondere die vorliegende goldene Premium Edition mit Reliefmuster der niederländischen Modedesignerin Iris van Herpen treibt das Ganze aber noch mehr auf die Spitze, als es Samsung beim Galaxy Z Flip 3 macht. Kein Wunder, dass Huawei in China über das Modemagazin Harper's Bazaar erste Bilder zu dem Smartphone veröffentlichte. Etwas dezenter fällt die Variante in Weiß und Silber aus, ein Hingucker bleibt aber auch dieses Gerät.
P50 Pocket lässt sich ohne Lücke schließen
Obwohl es sich um die erste Generation eines faltbaren Smartphones dieses Konstruktionstyps von Huawei handelt, merkt man dem P50 Pocket an, dass Huawei mit dem Mate X und Mate Xs Erfahrung in puncto Faltmechanik sammeln konnte, die in einem hochwertigen Smartphone ohne erkennbare Kinderkrankheiten resultiert. Dabei ist insbesondere die lückenlos schließende Mechanik hervorzuheben, die im geschlossenen Zustand keinen Spalt zwischen den beiden Hälften hinterlässt. Das biegsame OLED-Panel zieht sich in Tropfenform in das Scharnier zurück, sodass die beiden Hälften plan aufeinander liegen. Das Smartphone fällt dadurch geschlossen rund 2 mm dünner als bei Samsung aus. Insbesondere bei dieser Kategorie Falt-Smartphone ist das durchaus relevant, denn der Vorteil der kompakten Fläche trifft bislang auf eine dicke Bautiefe, wenn man das P50 Pocket mit normalen Smartphones vergleicht.
Die Mechanik ist bei Huawei so ausgelegt, dass die obere Bildschirmhälfte zunächst bis etwa 90 Grad geöffnet werden muss, bevor sie stabil von alleine in Position bleibt. Die weiteren 90 Grad bis zum vollständigen Öffnen lassen sich stufenlos nutzen. In diesem Zustand wird dem Nutzer ein 6,9 Zoll großes OLED-Display mit 120 Hz präsentiert. Ein sichtbarer und spürbarer Falz zieht sich einmal quer durch die Mitte des Bildschirms. In die entgegengesetzte Richtung kann das Display auch in der unteren Hälfte des Klappvorgangs an beinahe beliebiger Stelle losgelassen werden, ohne dass es sich wieder schließt. Ein Nutzungsszenario gibt es dafür aber nicht im Alltag. Bei 90-Grad-Ausrichtung wird das P50 Pocket zum eigene Stativ oder lässt sich bei Videokonferenzen wie ein Notebook im Miniaturformat nutzen.
Samsung ist schon einen Schritt weiter
So gut der Faltmechanismus auch umgesetzt wurde, eines hat Huawei im Gegensatz zu Samsung noch nicht geschafft: das Abdichten gegenüber Wasser. Samsung ist es mit dem Galaxy Z Fold 3 und Galaxy Z Flip 3 letztes Jahr erstmals gelungen, auch diese Geräteklasse mit einem IPX8-Schutz zu versehen, der die Smartphones deutlich alltagstauglicher macht, da man sie nicht mehr wie rohe Eier behandeln muss. Bei diesem Punkt merkt man, dass Samsung bereits bei der dritten Generation angekommen ist, während Huawei das erste Modell dieser Art auf den Markt bringt.
Snapdragon statt Kirin – aber ohne 5G
Unter dem – je nach persönlichem Geschmack – schönen Kleid versteckt das P50 Pocket bekannte, aber durchaus überraschende Technik. Die eigenen Kirin-Prozessoren sind aufgrund von US-Sanktionen mittlerweile Mangelware, zumal der Kirin 9000 nicht mehr als aktuell bezeichnet werden kann. Stattdessen kommt ein Snapdragon 888 zum Einsatz, den Qualcomm aufgrund der Restriktionen aber auf LTE beschränken muss. Betrafen die Einschränkungen zu Beginn der Sanktionen nur die Software, müssen sich Käufer jetzt auch bei der Hardware mit weniger als früher zufrieden geben.
Marktstart ab 1.299 Euro in Deutschland
Das wiederum ist letztlich auch der Knackpunkt des P50 Pocket, den Huawei selbst mit dem hochwertigen Aufbau nicht wettmachen kann. Ein Smartphone ab 1.299 Euro ohne 5G-Unterstützung oder Google-Dienste ist angesichts konkurrierender Geräte auf dem Markt schlichtweg keine Kaufempfehlung wert. Das der Redaktion vorliegende P50 Pocket in der Premium Edition mit mehr Speicher liegt sogar bei 1.599 Euro. Ein Samsung Galaxy Z Flip 3, das die genannten Nachteile nicht hat, ist im freien Online-Handel zwischenzeitlich bei 750 Euro angekommen und damit deutlich interessanter.
Huawei P50 Pocket | Samsung Galaxy Z Flip 3 | |||
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Software | EMUI 12 (auf AOSP-Basis) | Android 11 | ||
Display | Außen | Innen | Außen | Innen |
1,04 Zoll, 340 × 340 Pixel (rund) OLED, 60 Hz |
6,9 Zoll, 1.188 × 2.790 Pixel OLED, 120 Hz |
1,9 Zoll, 260 × 512 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.640 Pixel Dynamic AMOLED, 120 Hz |
|
Bedienung | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |||
SoC | Qualcomm Snapdragon 888 1 × Kryo 680 Prime, 2,84 GHz 3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz 5 nm, 64 Bit |
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GPU | Adreno 660, 840 MHz | |||
RAM | 8 GB/12 GB LPDDR5 | 8 GB LPDDR5 | ||
Speicher | 256 GB/512 GB (erweiterbar) | 128 GB/256 GB (nicht erweiterbar) | ||
1. Kamera | 40 MP, Weitwinkel, AF, OIS, f/1.8, LED-Blitz, 4K-Video | 12 MP, Weitwinkel, AF, OIS, f/1.8, LED-Blitz, 4K-Video | ||
2. Kamera | 13 MP, Ultraweitwinkel, f/2.2 | 12 MP, Ultraweitwinkel, AF, f/2.2 | ||
3. Kamera | 32 MP, Ultra-Spektrum-Kamera, f/1.8 | – | ||
Frontkamera | 10,7 MP, Weitwinkel, f/2.2, Display-Blitz, 4K-Video | 10 MP, Weitwinkel, f/2.4, Display-Blitz, 4K-Video | ||
GSM | GPRS + EDGE | |||
UMTS | HSPA+ | |||
LTE | Advanced Pro | |||
5G | – | NSA/SA | ||
WLAN | Wi-Fi 6 | |||
Bluetooth | 5.2 | 5.0 LE | ||
Ortung | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |||
Weitere Standards | USB Typ C, NFC | |||
SIM-Karte | Dual-SIM (Nano-SIM + Nano-SIM) | Dual-SIM (Nano-SIM + eSIM) | ||
Akku | 4.000 mAh, fest verbaut | 3.300 mAh, fest verbaut, kabelloses Laden | ||
Größe (H × B × T) |
Zugeklappt | Aufgeklappt | Zugeklappt | Aufgeklappt |
87,3 × 75,5 × 15,2 mm | 170,0 × 75,5 × 7,2 mm | 86,4 × 72,2 × 17,1 mm | 166,0 × 72,2 × 6,9 mm | |
Gewicht | 190 g | 183 g | ||
Preis | 1.299 Euro (256 GB) 1.599 Euro (512 GB) |
1.049,00 Euro (128 GB) 1.099,00 Euro (256 GB) |
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Huawei unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.