CES 2022

Shure Aonic 40 im Test: Klang, ANC, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Klang und Frequenzgang des Shure Aonic 40

Shure versucht dem Aonic 40 einen weitgehend neutralen Klang zu spendieren, wobei der Tiefbass im Gegensatz zu den höheren Bassfrequenzen deutlich zu schwach ausgeprägt ist. Den Bass bei St Jude von Florence + The Machine sucht man bis zu einer Lautstärke von fast 40 Prozent im Hintergrund völlig vergebens. Auch der Bass in Angel von Massive Attack reicht viel zu wenig nach unten, um zu überzeugen. Werden nicht ganz so tiefe Basstöne angesprochen, ist dieser klar und punktgenau. Nicht nur Freunde basslastiger Musik werden genau diesen beim Aonic 40 jedoch vermissen und müssen mit dem Equalizer in der App nachhelfen. Allerdings nicht mit dem Preset „Bass-Verstärkung“, denn dies hebt auch die Mitten weiter an – ein eigenes Preset muss her, das vor allem den Tiefbass anhebt, um einen Teil der Schwächen auszugleichen.

Die Mitten und Höhen treten dementsprechend in den Vordergrund. Die betonten Mitten sind die Stärken des Aonic 40, denn auch wenn die Höhen keinesfalls negativ zu bewerten sind, können sie sich nicht besonders hervortun.

Generell ist die Klarheit ein Pluspunkt des Aonic 40, denn alle Frequenzen sind sauber getrennt und Details in allen Stücken klar herauszuhören. Mit Gitarrenklängen wie in Scott Street von Phoebe Bridgers und in Your Power von Billie Eilish hat der Kopfhörer keine Probleme. Auch die Dynamik ist gut, Stücke wie die Live-Aufnahme von Hotel California von den Eagles überzeugen.

Analyse des Frequenzgangs

ComputerBase startet das Jahr 2022 auch mit ersten Messungen zur „frequency response“. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation, sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf 84 dB kalibriert. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Kopfhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen falschen Sitz zu erkennen. Die Ergebnisse sind wie in den Graphen dargestellt leicht geglättet.

Für den Shure Aonic 40 wurde die Messung sowohl bei Nutzung von Bluetooth (aptX und AAC) als auch beim Anschluss per Kabel durchgeführt. Als erster Vergleich sind Messungen der Apple AirPods Max hinterlegt – weitere folgen im Laufe der Zeit.

Ein idealer Verlauf entspräche einer geraden Linie bei 84 dB. Die Messungen bestätigen jedoch die Probleme des Shure Aonic 40 im Bassbereich, der deutlich abfällt. Auch die Nutzung des analogen Kabels ändert daran nichts. Die AirPods Max von Apple weisen eine sehr viel flachere Kurve auf, die dem Idealzustand deutlich näher kommt.

ANC filtert tiefe Frequenzen

Positiv am ANC des Shure Aonic 40 hervorzuheben ist das so gut wie nicht wahrzunehmende Grundrauschen, das bei Stille erzeugt wird. Viele Konkurrenten weisen ein deutlich lauteres Grundrauschen auf.

Tiefe Frequenzen filtert der Shure Aonic 40 gut heraus, die Mitten und Höhen werden jedoch quasi gar nicht gefiltert oder gedämpft. Die Umgebung bleibt somit jederzeit wahrnehmbar. Zudem fiel im Test auf, dass die Position zur Geräuschquelle einen großen Einfluss auf die Wirkung des ANCs haben kann. Beim Tester verblieb zudem immer ein kleiner Spalt am unteren Ende des Ohrpolsters, durch den Umgebungsgeräusche ungedämpft ans Ohr dringen können.

Insgesamt kann das ANC des Shure Aonic 40 bei Weitem nicht mit effektiveren Modellen wie Sonys WH-1000XM4 (Test) oder Apple AirPods Max (Test) mithalten.

Shure Aonic 40
Shure Aonic 40

Leiser Transparenzmodus klingt gut

Der Transparenzmodus des Shure Aonic 40 geht in der Voreinstellung sehr zaghaft vor. Die Umgebung wird zwar durchgeleitet, aber quasi nicht verstärkt. Das typische Rauschen hält sich in Grenzen und ist nicht störend. Sobald Musik spielt, hört man die Umgebung aber auch nicht mehr. Stellt man den Pegel auf die maximale Verstärkung, nimmt das Rauschen etwas zu, ist aber noch vertretbar. Die Umgebung wird aber auch nur leicht in ihrer Lautstärke angehoben. Bei mittlerer Musikwiedergabe ist von der Umgebung weiterhin nicht viel zu hören.

Positiv ist, dass die Umgebung sehr natürlich klingt und nicht verzerrt wird. Auch Tastenanschläge auf der Tastatur behalten ihren normalen Klang und werden nicht störend hart. Klangliche Vorzüge müssen hier also mit dem Grad der Verstärkung abgewogen werden.

Verständliche Telefonie

Der Shure Aonic 40 filtert die Umgebungsgeräusche gut, aber nicht vollständig heraus, was sich potenziell positiv auf den Klang der Stimme des Trägers auswirken kann. Diese klingt beim Aonic 40 aber dennoch etwas dumpf und auch das typische „Bluetooth-Rauschen“ bei Sprachübertragungen ist deutlich zu hören. Dennoch ist der Träger insgesamt gut zu verstehen.

Shure Aonic 40 – Mikrofonqualität
Urbanista Los Angeles – Mikrofonqualität
JBL Tour One – Mikrofonqualität
JBL Club One – Mikrofonqualität
Sennheiser HD 250BT – Mikrofonqualität
Yamaha YH-E700A – Mikrofonqualität
Urbanista Miami – Mikrofonqualität
Apple AirPods Max – Mikrofonqualität
Razer Opus – Mikrofonqualität
Marshall Major IV – Mikrofonqualität
Anker Soundcore Life Q30 – Mikrofonqualität
Skullcandy Crusher Evo – Mikrofonqualität
JBL Club 950NC – Mikrofonqualität
Jabra Evolve2 85 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 45h – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM4 – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM3 – Mikrofonqualität
Sony WH-CH710N – Mikrofonqualität
iFrogz Airtime Vibe – Mikrofonqualität
Bowers & Wilkins PX5 – Mikrofonqualität
Montblanc MB 01 – Mikrofonqualität
Beyerdynamic Amiron wireless copper – Mikrofonqualität
Marshall Monitor II A.N.C. – Mikrofonqualität

Latenz im Vergleich

Bei der Latenz zeigt der Shure Aonic 40 weder unter Android (aptX HD) noch iOS (AAC) Auffälligkeiten, so dass die Verzögerung zwischen Bild und Ton jeweils zwischen 160 und 180 ms liegt. Einen proprietären Modus, der die Latenz reduziert, oder einen Low-Latency-Codec bietet der Kopfhörer nicht. Bei der Musikwiedergabe ist die Latenz irrelevant. Bei der Videowiedergabe ist jedoch ein leichter Versatz zwischen Bild und Ton erkennbar, wenn die Software keine automatische Synchronisation vornimmt.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
Shure Aonic 40 160–180 ms (Android, aptX HD/iOS, AAC)
Urbanista Los Angeles 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
JBL Tour One 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser HD 250BT 70 ms (aptX LL), 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Yamaha YH-E700A 70 ms (Android, aptX Adaptive), 160–180 ms (iOS, AAC)
Urbanista Miami 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Apple AirPods Max 50–60 ms (iOS, AAC), 90–100 ms (Android, AAC)
Razer Opus 160–180 ms (Android/iOS, AAC) / 80–100 ms (Gaming-Mode)
Marshall Major IV 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Anker Soundcore Life Q30 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Crusher Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Club One 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Evolve2 85 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Elite 45h 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Sony WH-1000XM4 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC)
JBL Club 950NC 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-CH710N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
iFrogz Airtime Vibe 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-1000XM3 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Bowers & Wilkins PX5 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Montblanc MB 01 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
beyerdynamic amiron wireless copper 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC)

Fazit

Der Shure Aonic 40 bietet mit Funktionen wie dem USB-Audio, dessen Verhalten über die App weiter angepasst werden kann, Bluetooth-Multipoint und der Codec-Unterstützung von aptX, aptX HD und AAC einige gute Ansätze, lässt aber vor allem beim Klang Bass vermissen, den man auch nicht unter einer neutralen Abstimmung verbuchen kann – er fehlt schlichtweg an zu vielen Stellen. Der restliche Klang ist dabei durchaus klar und differenziert, auch wenn die Höhen sich nicht vollends in Szene setzen können. Die angehobenen Mitten und somit der Gesang sind die Stärken des Kopfhörers.

Bei den übrigen Funktionen und Eigenschaften wird Durchschnitt geboten, etwa beim ANC oder bei der Akkulaufzeit. Beide sind gut, aber nicht sehr gut. Beim ANC werden tiefe Frequenzen gefiltert, mittlere und hohe jedoch nicht. Zudem hat der individuelle Sitz einen großen Einfluss auf die Effektivität des ANCs, denn der Aonic 40 neigt dazu, am unteren Rand der Ohrmuscheln nicht optimal abzuschließen.

Die Verarbeitung ist gut und der Wechsel der Ohrpolster sehr gut umgesetzt. Das Kopfband könnte etwas mehr Polsterung aufweisen, gerade wenn man den Kopfhörer nicht zu locker tragen möchte.

Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 250 Euro hat es der Shure Aonic 40 schwer, wenn man bedenkt, dass Modelle wie der Sony WH-1000XM4 (Test) inzwischen schon für 260 Euro angeboten werden.

ComputerBase wurde der Aonic 40 leihweise von Shure unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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