Shure Aonic Free im Test: Klang, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Der Klang der Aonic Free
Mit der Wiedergabe des Tiefbasses in St Jude von Florence + The Machine haben die Shure Aonic Free auch dank der Memory-Foam-Aufsätze und der vergleichsweise lauten Grundabstimmung keine übermäßigen Probleme. Eine Lautstärke von 10 Prozent bei den Aonic Free entspricht auf vielen anderen Modellen eher einer Lautstärke von 40 Prozent. Der Tiefbass tritt zwar trotzdem deutlich in den Hintergrund, ist aber bei niedriger Lautstärkeeinstellung noch zu hören. Allerdings wirkt er dabei etwas undefiniert, was sich auch bei höherer Lautstärke nicht ändert. In Titel mit kräftigerem Bass kann er hingegen auch auf den Aonic Free durchaus druckvoll und punktgenau zu Werke gehen.
Auch wenn die Shure Aonic Free mit Studioqualität glänzen wollen, was bei den meisten Interessenten vor allem die Hoffnung auf einen nicht übertriebenen Bass wecken dürfte, zeigen sie insbesondere bei den Höhen und Mitten Ernüchterung. Die Höhen können sich nicht hervortun und klanglich absetzen, zudem zischen S-Laute in einigen Titeln hörbar. Selbst bei maximaler Lautstärke werden die Höhen aber nicht unangenehm hart. Die Mitten sind unauffällig, Stimmen klingen gut und sind klar verständlich.
Insgesamt ist der Klang unaufgeregt und in den meisten Situationen auch durchaus gut bis sehr gut. Wenn man jedoch bewusst zu den Shure Aonic Free greift, um eine erstklassige Klangqualität geboten zu bekommen, und dann auch noch die falschen Lieder hört, dürften bei genauem Hinhören insbesondere die Schwächen bei den Höhen, das Zischen und die stellenweise fehlende Differenzierung des Basses Unzufriedenheit zurücklassen, obwohl man die Schwächen in den allermeisten Situationen nicht hört.
Analyse des Frequenzverlaufs
ComputerBase startet das Jahr 2022 auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern mit ersten Messungen zum Frequenzverlauf. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation, sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.
Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.
Der Frequenzverlauf der Shure Aonic Free zeigt einen flachen Bassverlauf ohne nennenswerte Anhebung. Fallen die Mitten noch leicht ab, zeigt sich bei den Höhen ein starker Abfall mit einem deutlichen Ausreißer bei 5 kHz nach oben, der auch das hörbare Zischen im Klang erklärt. Die Werte über 17,5 kHz sind aufgrund des von Shure genannten Frequenzgangs bis maximal 17,5 kHz nicht zu beachten.
Transparenzmodus rauscht
Der Transparenzmodus der Shure Aonic Free lässt sich wie erwähnt in elf Stufen in der App anpassen. Auf der Standardeinstellung wird er von einem hörbaren Grundrauschen begleitet, bietet aber eine gute Wiedergabe der Umgebung mit leichter Verstärkung.
Wird die Intensität erhöht, werden Umgebung und Rauschen lauter, aber die Umgebung bleibt in ihrem Klang weitgehend natürlich und legt insbesondere nicht an störender Härte zu. Niedrigere Intensitätsstufen reduzieren das Grundrauschen erheblich, wobei die Umgebung bei Stille weiterhin gut wahrzunehmen ist, bei der Musikwiedergabe aber sehr in den Hintergrund rückt. Schlussendlich muss jeder Nutzer selbst die für ihn beste Abstimmung wählen, was auch vom Einsatzort und -zweck des Transparenzmodus abhängt. Ganz ohne Hintergrundrauschen geht es dabei zwar nicht zu, der Klang und die Anpassungsoptionen sind aber sehr gut.
Telefonie
Bei der Telefonie filtern die Shure Aonic Free einen Teil der Hintergrundgeräusche, aber nicht alle. Straßenlärm bleibt gedämpft mit einem Grundrauschen zurück, Vogelgezwitscher dringt immer wieder durch. Dafür ist die Stimme natürlich und angenehm, ohne Härte. Geräusche im Nahfeld des Trägers werden zudem stark an den Gesprächspartner übertragen, weshalb man während eines Telefonats nicht in Unterlagen blättern sollte. In ruhigen Umgebungen überzeugt die Telefonie somit voll und ganz, eine laute Umgebung kann sich hingegen negativ auf Telefonate auswirken.
Latenz der Aonic Free
Mit AAC und aptX setzt Shure auf Audio-Codecs, die keine besondere Latenzreduzierung bereitstellen. Ein proprietärer Low-Latency-Modus wird nicht geboten. Im Test sorgt dies für eine Latenz von 160 bis 180 ms, wenn der Videoplayer keine automatische Synchronisierung zwischen Bild und Ton bereitstellt. Diese Verzögerung ist sichtbar. Bei der Musikwiedergabe spielt sie wie üblich überhaupt keine Rolle.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Shure Aonic Free | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Jabra Elite 4 Active | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Jabra Elite 3 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Soundcore Liberty 3 Pro | 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free Pro 2 | 90 ms (Game-Mode) / 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Active | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods (3. Generation) | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
grell TWS/1 | 160–180 ms (Android, aptX Adaptive/iOS, AAC) |
Klipsch T5 II True Wireless ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless (2021) | 60 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
OnePlus Buds Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Nothing ear (1) | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC) |
EarFun Free 2 | 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds A-Series | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Yamaha TW-E3A | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Skullcandy Dime | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Marshall Mode II | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Epos GTW 270 Hybrid | 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live Free NC+ | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Cambridge Audio Melomania Touch | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless Pro | 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Scendo Snapods | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Adidas FWD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Die Shure Aonic Free hinterlassen im Test einen zwiegespaltenen Eindruck. Einerseits bleibt der Klang im Detail hinter den Erwartungen zurück, auch wenn er bei Durchschnitts-Pop meist sehr gut ist. Andererseits tun sich einzelne Funktionen sehr positiv hervor.
Positiv hervorzuheben ist beispielsweise der sehr gute Klang des Transparenzmodus, der zudem in seiner Intensität angepasst werden kann, auch wenn er immer ein wahrnehmbares Rauschen erzeugt. In ruhiger Umgebung ist die Telefonie ebenfalls sehr gut. Dasselbe gilt für die Umsetzung des parametrischen Equalizers und die Anpassung der Bedienung in der App. So viele Optionen erhalten Nutzer selten. Auch Verarbeitung und Bedienung sind sehr gut. Die generell positiv zu bewertende hohe passive Isolierung durch die sehr guten Memory-Foam-Aufsätze sorgt dafür, dass sich der Träger wie unter einer Glocke fühlt, da kein Druckausgleich erfolgt. Mit rund 8 Stunden ist die Akkulaufzeit in der Praxis gut, wenn auch nicht führend.
Die Größe der Ohrhörer und vor allem des Ladecases sind hingegen erste Kritikpunkte. Ebenso der vergleichsweise geringe Funktionsumfang angesichts eines unverbindlichen Preises von 200 Euro. Denn auf einen HD-Codec muss genauso verzichtet werden wie auf Multipoint, Wireless Charging, Auto-Pause/Play und einen Schutz gegen Spritzwasser. Die Einzelnutzung ist nicht gänzlich unterbrechungsfrei, was im Alltag beim häufigen Wechsel von Stereo auf Mono nerven kann.
Für knapp 200 Euro muss man sich deshalb bewusst für die Vorzüge der Shure Aonic Free entscheiden und die Kritikpunkte dafür gerne in Kauf nehmen.
- Hohe passive Isolierung mit Memory-Foam
- Angenehmes Tragegefühl
- Sehr gute Telefonie bei ruhiger Umgebung
- Transparenzmodus
- Sehr guter Equalizer
- Sehr gute Anpassbarkeit der Bedienung
- Einzelnutzung
- Gute Akkulaufzeit
- Schnellladen
- Optionale App für Anpassungen und Updates
- Klang zischt und Höhen fallen ab
- Kein Schutz gegen Wasser
- Transparenzmodus rauscht
- Kein Druckausgleich
- Wenig Extras
ComputerBase hat die Aonic Free leihweise von Shure zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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