TSMC-Quartalszahlen: Capex steigt dank Boom auf 44 Milliarden US-Dollar
In den letzten Jahren waren die Investitionen von TSMC bereits massiv gestiegen, für 2022 legt die Foundry noch einmal drauf: Bis zu 44 Milliarden US-Dollar sind geplant. Davon wird ein großer Anteil in den Ausbau der Kapazität fließen, denn TSMC erwartet für die kommenden Jahre ein ständiges Wachstum von 15 bis 20 Prozent.
Investitionen steigen erneut massiv an
Die Kapazität bleibt im gesamten Jahr 2022 knapp, erklärte TSMC-CEO C.C. Wei im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalszahlen. Deshalb tritt TSMC die weitere Flucht nach vorn an und wirft eine sprichwörtliche Granate in den Markt: Und die heißt Erhöhung des Capex von zuletzt 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021, nachdem es zuvor „nur“ 18,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 waren, auf 40 bis 44 Milliarden US-Dollar im neuen Jahr 2022.
Das ist deutlich mehr als von Analysten und Marktbeobachtern erwartet und erhofft wurde und dürfte auch eine Kampfansage in Richtung Samsung aber auch Intel sein, deren Ausgaben für Fabriken nun definitiv nicht mehr in der gleichen Liga spielen. Allem Anschein nach will TSMC sicherstellen, dass man alle potenziellen Kunden bedienen kann und eine mögliche Abwanderung zu Samsung aber auch Intel mit ihren hochtrabenden Ambitionen ausbleibt.
Der Grund ist letztlich einfach, wie TSMCs CFO auf Nachfrage erklärte: Das Wachstum wird sich nicht abschwächen. Zumindest nicht in den kommenden Jahren. Deshalb werden die Ausgaben noch weiter erhöht. Selbst wenn der Boom irgendwann etwas abflauen sollte, bleiben Ausgaben in den „mid 30s“, also um die 35 Milliarden US-Dollar pro Jahr, realistisch. Denn die Marge soll nicht verwässert werden, 53 Prozent und mehr sind stets das Ziel.
Planungen in alle Richtungen
Bei den Planungen helfen auch großflächige Vorabzahlungen. Im letzten Quartal kamen weitere 2,9 Milliarden US-Dollar hinzu, nachdem es ein Quartal zuvor bereits knapp 3,8 Milliarden US-Dollar waren. Vermutet wird, dass ein Großteil davon auf Nvidia entfallen könnte. Das Unternehmen hatte im Herbst des letzten Jahres angekündigt, zusätzlich über 3,4 Milliarden US-Dollar in Vorableistungen stecken zu wollen.
We entered into several long-term supply agreements, under which we made advance payments of $1.64 billion this quarter and will make future payments of $1.79 billion.
Nvidia im November 2021
Nebenbei erklärte TSMC, dass im Jahr 2021 rund 6,7 Milliarden US-Dollar an Subventionen durch Regierungen und Länder als direkte Zahlungen eingegangen sind. Indirekte Zahlungen, wie Steuererleichterungen oder Vorzüge beim Landerwerb und mehr, werden damit aber nicht beziffert – dort kommt summiert ein kaum geringerer Anteil zusammen. In dem Zusammenhang erklärte TSMC, dass das Joint Venture mit Sony in Japan eine einmalige Sache sein werde, denn man wolle selbst die Kontrolle über die eigenen Fabriken haben. Apropos Fabriken: Über einen Standort in Europa wurde laut offiziellem Tenor noch immer nichts entschieden.
Mit der schnellen Expansion kommen aber auch Probleme: Neue Mitarbeiter stehen sowohl in Taiwan aber auch vermehrt in Übersee aktuell ganz oben auf der Liste, erklärte Mark Liu als Chairman von TSMC. Auch werden vorzeitige Ruhestandslösungen wenn nötig ausgesetzt und Arbeitsverträge sogar verlängert, insofern das möglich ist. Große Anwerbe-Aktionen gibt es von TSMC regelmäßig an den großen Universitäten im Land, auch in den USA laufen für die neue Fabrik Anwerbe-Veranstaltungen.
N5-Node boomt, N3 jedoch spät dran
Das vierte Quartal 2021 war wenig überraschend einmal mehr extrem gut. Der aktuell fortschrittlichste Fertigungsprozess N5 machte bereits 23 Prozent des Umsatzes mit Wafern aus, N7 und dessen Ableger steuerten weitere 27 Prozent dazu. N5 soll im aktuellen Jahr noch weiter zulegen, denn N3 ist spät dran. Das gab TSMC versteckt auch zu, indem erklärte wurde, dass Umsatz für N3 erst im Jahr 2023 gezählt werde, während die Produktion noch 2022 beginnen soll – ein klarer Hinweis, dass es eben doch später wird.
Auf das Gesamtjahr 2021 gesehen waren das Automotive- und PC-Segment die Wachstumstreiber mit über 50 respektive 30 Prozent Zuwachs. Genau hier erwartet TSMC in Zukunft Zugewinne, das Smartphone nebst 5G-Chips wird aber weiterhin ein wichtiges Zugpferd bleiben.
Für das letzte Quartal bedeutete all dies noch einmal ein Umsatzwachstum von über 21 Prozent auf umgerechnet 15,7 Milliarden US-Dollar, der Gewinn legte auf fast 6 Milliarden US-Dollar zu – und das bei nur knapp 15 Prozent mehr ausgelieferten Wafern, was für erhöhte Durchschnittspreise spricht. Wie wenig Abschwächung es im Markt gibt, zeigt die Prognose für das ersten Quartal des neuen Jahres: Der Umsatz soll auf bis zu 17,2 Milliarden US-Dollar steigen, und die Marge prozentual auch noch ein wenig.