Radeon RX 6500 XT im Test: Keine gute Wahl

Wolfgang Andermahr
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Radeon RX 6500 XT im Test: Keine gute Wahl

Kein offizielles Muster = kein Test? Mitnichten. Insofern stand bei der AMD Radeon RX 6500 XT noch etwas aus. Auch in diesem Artikel zeigen sich die großen Probleme in Folge der Einschnitte der Navi-24-GPU, die höchstwahrscheinlich nie für den Deskop-PC geplant war. Auch zum Marktpreis von 300 Euro ist sie keine gute Wahl.

2022 wird ein richtig volles und spannendes Grafikkarten-Jahr. AMDs RDNA 3 und Nvidias Lovelace sollen im zweiten Halbjahr das Duell der Next-Gen-Modelle ausfechten und zuvor schickt Intel erstmals die Arc-Serie in den Ring. Doch bis es so weit ist, geht es deutlich gemächlicher zur Sache, denn im Januar haben AMD und Nvidia ihre Einsteiger-Modelle ins Rennen geschickt.

AMD Radeon RX 6500 XT: Kein Muster zum Embargo-Fall

ComputerBase hat bereits die GeForce RTX 3050 (Test) getestet. Für einen UVP von 279 Euro erhält der Käufer ein solides Stück Ampere-Hardware ohne Schwächen. Dass es keine ärgerlichen Limitierungen gibt, ist in dem Fall die Stärke. „Der Markt“ reagiert mit Preisen weit oberhalb des UVP.

Bei der auf der CES Anfang Januar vorgestellten Radeon RX 6500 XT sieht das anders aus. Sie wechselt offiziell bereits ab 209 Euro ihren Besitzer und ist auch knapp zwei Wochen nach dem Start noch für unter 300 Euro zu bekommen. Nur 33 Prozent Aufpreis, wie kann das sein?

ComputerBase-Leser leben nicht in einer Blase, die Antwort auf die Frage dürfte den meisten bereits hinlänglich bekannt sein. Neben weiteren ausgewählten Medien hatte AMD in diesem Fall der Redaktion erstmals seit Jahren allerdings kein Muster vorab zur Verfügung gestellt, ein Test zum Embargo fiel daher aus. Dauerhaft im Test-Archiv fehlen darf die Radeon RX 6500 XT damit aber nicht. Heute wird der Test nachgeholt.

Im Fokus stehen auch in diesem Fall die mit der Navi-24-GPU einhergehenden Einschnitte, die eine für eine Desktop-PC-Grafikkarte brisante Mixtur ergeben.

Asus RX 6500 XT TUF OC (links) und die Asus RTX 3050 Dual OC (rechts)
Asus RX 6500 XT TUF OC (links) und die Asus RTX 3050 Dual OC (rechts)

So gibt es auf der Radeon RX 6500 XT nur eine reduzierte Videoeinheit, die von Encodieren noch nie etwas gehört hat und im Gegensatz zu allen anderen RDNA-2-GPUs auch kein AV1-Decoding beherrscht. Es können darüber hinaus lediglich zwei Monitore angesteuert werden und das PCIe-Interface wurde auf vier Lanes reduziert – der Vorgänger bot noch acht. Des Weiteren ist der Speicherausbau auf 4 GB beschränkt, was in Kombination mit dem gekürzten PCIe-Interface schnell problematisch werden kann.

In Summe sorgen die Einschnitte dafür, dass AMDs Radeon RX 6500 XT im Handel kein Kassenschlager ist und die Marktpreise bis dato nicht ins Unermessliche gestiegen sind.

Ein Custom-Design von Asus gegen RTX 3050 und Co.

In diese Test geht auch ComputerBase noch einmal im Detail auf die Radeon RX 6500 XT ein. Dafür hat sich die Asus Radeon RX 6500 XT TUF in der Redaktion eingefunden, die zeigen muss, ob es doch eine Kaufempfehlung für die kleinste RDNA-2-Grafikkarte geben kann oder ob die GeForce RTX 3050 die bessere Wahl ist. Das Muster stammt aus dem Handel.

Radeon RX 6500 XT mit Navi 24 im Überblick

AMD geht bei der Radeon R 6500 XT einen anderen Weg als Nvidia bei der GeForce RTX 3050. Letztere verfügt über die von der GeForce RTX 3060 bekannte GA106-GPU, die zum Großteil brachliegt – der verbaute Chip ist also teuer. AMD im Gegenzug realisiert die Radeon RX 6500 XT mit dem neuen Navi-24-Chip, der erstmals bei TSMC im besseren N6-Prozess (statt wie bisher N7P) hergestellt wird und höchstwahrscheinlich zu Anfang nur für Notebooks geplant war. Und N6 hin oder her, mit einer Größe von gerade einmal 107 mm² und 5,4 Milliarden Transistoren ist der Chip schlicht winzig. Nvidias GA106 auf der RTX 3050 kommt auf im Vergleich riesige 276 mm² und 12 Milliarden Schaltungen, der direkte Vorgänger Navi 14 noch auf 158 mm² und 6,4 Milliarden Transistoren. So eine kleine GPU hat es schon lange nicht mehr gegeben.

Der N6-Prozess ist diesbezüglich natürlich hilfreich, aber eher ein vergleichsweise kleines Werkzeug dafür. Vielmehr hat AMD die Ausführungseinheiten deutlich reduziert. Anstatt 32 Compute-Units auf Navi 23 gibt es auf Navi 24 nur noch deren 16, die auch allesamt auf der Radeon RX 6500 XT aktiv sind – das sind 1.024 FP32-ALUs. Die Fähigkeiten der ALUs wurden dagegen nicht beschnitten und sind komplett identisch mit denen der größeren RDNA-2-Ableger.

Die Taktraten sind dafür nach wie vor hoch, sehr hoch sogar. Der Game-Takt ist mit 2.610 MHz angegeben, der Turbo mit bis zu 2.815 MHz – keine andere Grafikkarte kommt daran. Erreicht werden soll das Ganze bei einer „Typical Board Power“ von 107 Watt.

Ein optionales 8-GB-Modell wird es nicht geben

Deutlich zusammengestrichen wurde dann auch der Speicher-Teil. Das 128-Bit-Speicherinterface ist einem halbierten 64-Bit-Interface (vier 16-Bit-Controller) gewichen. Der Speicherausbau wurde zudem von 8 GB auf 4 GB halbiert. Ein optionales 8-GB-Modell wird es anders als noch bei der Radeon RX 5500 XT nicht geben. Der Infinity Cache ist von 32 auf 16 MB geschrumpft, sodass vermutlich selbst bei einer Auflösung von geringen 1.920 × 1.080 Pixeln längst nicht immer alle Daten im schnellen Zwischenspeicher liegen. Der Infinite Cache selbst ist aber nach wie vor deutlich schneller als der GDDR6-Speicher.

Mit dem reduzierten Speicherinterface reduziert sich zwar auch die Anzahl der 64-Bit-Kanäle für den Cache auf deren vier, sie takten aber mit weiterhin 1,8 GHz, was eine Bandbreite von 460 GB/s ergibt. Auch wenn der 4 GB große GDDR6-Speicher mit hohen 9.000 MHz taktet, ist die allgemeine Speicherbandbreite mit 144 GB/s deutlich niedriger.

Weitere Kürzungen bei Display, Video und PCIe

Um auf eine Chipgröße von nur 107 mm² zu kommen, war dies aber offenbar noch nicht ausreichend. So wurden zudem die Videofähigkeiten gekürzt. Den AV1-Codec kann Navi 24 gar nicht mehr beschleunigen, H.264 und H.265 dagegen nur noch decodieren, also abspielen, aber nicht mehr encodieren. Die Anzahl der ansteuerbaren Monitore wurde auf zwei reduziert, mehr als zwei Monitorausgänge wird es bei den Custom-Designs entsprechend nicht geben.

Und schlussendlich wurde das PCIe-Interface noch einmal reduziert. Es bietet bereits auf Navi 23 nur noch 8 PCIe-4.0-Lanes statt 16 wie auf Navi 21 und Navi 23. Bei Navi 24 sind es dann nur noch 4 PCIe-4.0-Lanes. In Verbindung mit dem nur 4 GB großen VRAM auf der Radeon RX 6500 XT kann dies potenziell ein großer Flaschenhals werden. Noch größer wird er, wenn das Mainboard oder die CPU nur PCIe 3.0 unterstützt, denn dann geht noch einmal die Hälfte der Bandbreite zwischen Grafikkarte und Mainboard verloren. Wie stark das einbremst, klärt ComputerBase in einem gesonderten Abschnitt.

Die Radeon RX 6500 XT im Detail
Radeon RX 6600 XT Radeon RX 6600 Radeon RX 6500 XT RX 5500 XT
Architektur RDNA 2 RDNA
GPU Navi 23 Navi 24 Navi 14
Prozess TSMC N7P TSMC N6 TSMC N7P
Chipgröße 237 mm² 107 mm² 158 mm²
Transistoren 11,1 Mrd. 5,4 Mrd. 6,4 Mrd.
Compute-Units 32 28 16 22
FP32-ALUs 2.048 1.792 1.024 1.408
RT-Beschleunigung Ja Nein
Game-Takt 2.359 MHz 2.044 MHz 2.610 MHz 1.717 MHz
Maximaler Boost-Takt 2.589 MHz 2.491 MHz 2.815 MHz 1.845 MHz
FP32-Leistung (Game-Takt) 9,7 TFLOPS 7,3 TFLOPS 5,3 TFLOPS 4,8 TFLOPS
Textureinheiten 128 112 64 88
ROPs 64 32
Speicher 8 GB GDDR6 4 GB GDDR6 4 GB GDDR6
8 GB GDDR6
Speichergeschwindigkeit 16 Gbps 14 Gbps 18 Gbps 14 Gbps
Speicherinterface 128 Bit 64 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite 256 GB/s 224 GB/s 144 GB/s 224 GB/s
Infinity Cache 32 MB 16 MB Nein
IC-Bandbreite 0,92 TB/s 0,46 TB/s
TBP 160 Watt 132 Watt 107 Watt 130 Watt
Slot-Anbindung PCIe 4.0 ×8 PCIe 4.0 ×4 PCIe 4.0 ×8
DirectX 12 Ultimate Ja Nein
UVP 380 Euro 339 Euro 209 Euro 180 Euro (4 GB)
210 Euro (8 GB)

Die Asus Radeon RX 6500 XT TUF OC im Detail

Asus bietet aktuell zwei verschiedene Varianten der Radeon RX 6500 XT an: die Radeon RX 6500 XT Dual OC und die im Test vertretene Radeon RX 6500 XT TUF OC, die dem besseren Modell entspricht. Letzteres ist aktuell ab 369 Euro lieferbar und damit eine der teuersten Ausführungen.

Dafür erhält der Käufer dann aber eine überraschend große Grafikkarte, die mit einer Breite von 2,7 Slots, einer Höhe von 13,5 cm und einer Länge von 25 cm auch ein größeres Modell sein könnte. Entsprechend mächtig ist jedoch ebenso der Kühler, der – für eine Einsteiger-Grafikkarte – mit einem großen Aluminium-Kühlkörper und vier Heatpipes eher ungewöhnlich bestückt ist.

Die TUF-Features entsprechen einer schnelleren Grafikkarte

Da verwundert es auch nicht, dass die zwei Axial-Lüfter mit einem Durchmesser von 95 mm in dieselbe Kerbe schlagen. Und auch der Rest der Grafikkarte passt eher zu einem höherpreisigen Modell. So gibt es auf der Radeon RX 6500 XT TUF eine kleine RGB-Beleuchtung, die im TUF-Symbol erstrahlen kann. Und auch ein zweites BIOS ist vorhanden, wobei sich Asus dabei auf eine unterschiedliche Lüftersteuerung (Performance und Quiet) beschränkt.

Asus hat die Radeon RX 6500 XT TUF OC von Haus aus übertaktet. Der Game-Takt ist mit 2.685 statt 2.610 MHz angegeben, der Turbo-Takt mit 2.825 statt 2.815 MHz. Per Software lässt sich der Game-Takt auf 2.705 MHz erhöhen, der Turbo bleibt gleich. Der Speicher arbeitet immer mit den von AMD vorgegebenen 9.000 MHz. Asus nutzt bei der TUF eine maximale GPU-Power von 90 Watt. Einfachere Custom-Designs arbeiten mit einer GPU-Power von 80 Watt. Ein 6-Pin-Stromstecker ist für den Betrieb notwendig.

Merkmal Asus Radeon RX 6500 XT
TUF OC
Karte PCB-Design Asus
Länge, Breite 25,0 cm, 13,5 cm
Stromversorgung 1 × 6-Pin
Kühler Design 2,7 Slots
Kühlkörper Alu-Kern/Radiator
4 Heatpipes
Gewicht 866 g
Lüfter 2 × 95 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja
Anlaufdrehzahl 750 Umdrehungen
Takt
Game-Takt 2.685 MHz
Turbo-Takt 2.825 MHz
Speicher 9.000 MHz
Speichergröße 4 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard TGP 90 Watt
Maximale TGP +15 Prozent
Anschlüsse 1 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1