Eve MotionBlinds im Test: Automationen, Alternativen und Fazit

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Frank Hüber
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Automationen und Optionen in der Eve-App

Die Eve MotionBlinds fügen sich wie die anderen Geräte des Herstellers nahtlos in die Eve-App ein und werden im zugeordneten Raum angezeigt. In der Ansicht des Raumes lässt sich das Rollo bereits über einen Schieberegler steuern. Detailliertere Optionen und Informationen erhält der Nutzer, wenn er auf das Gerät klickt. Im oberen Bereich ist neben dem Akkustand und den Einstellungen eine Möglichkeit zur Identifizierung des Rollos platziert. Wird die Schaltfläche „ID“ gewählt, fährt das Rollo ein kurzes Stück runter und wieder hoch. In den Einstellungen hinter dem Zahnrad können hingegen der Raum oder der Name sowie Endpunkte und Ausrichtung geändert und Mitteilungen aktiviert werden. Für Letzteres verweist die App allerdings auf die Home-App, da sich nur dort Mitteilungen auf dem iPhone bei Aktivität des Rollos konfigurieren lassen. Wie beim gesamten Eve-System gilt auch bei den MotionBlinds, dass Home- und Eve-App koexistieren und die jeweiligen Einstellungen ausgetauscht werden. Die Eve-App bietet aber über die Home-App hinausgehende Optionen.

In der Eve-App lässt sich zudem eine Historie über die Aktivitäten des Rollos nach Tagen einsehen. Neben der absoluten Anzahl an Einträgen pro Tag ist für jeden Tag auch die jeweils exakte Position mit der entsprechenden Uhrzeit hinterlegt.

Wichtigster Punkt sind jedoch die Zeitpläne und die Automationen, die man über die Eve-App – oder größtenteils auch die Home-App – konfigurieren kann.

Autonome Zeitpläne

So lassen sich autonome Zeitpläne anlegen, die auf dem Eve MotionBlinds gespeichert werden und unabhängig von iPhone, Border-Router oder Internetverbindung ausgeführt werden. Für Zeitpläne wählt der Nutzer zunächst die Tage, an denen sie gelten sollen, und fügt dann Ereignisse für diese Tage hinzu. Ereignisse bestehen aus der gewünschten Position und Uhrzeit. Neben einer konkreten Uhrzeit kann auch der sich verändernde Sonnenauf- oder Sonnenuntergang gewählt werden, zu dem sich obendrein eine gewünschte zeitliche Differenz von 15 Minuten bis zu 8 Stunden festlegen lässt.

Eve MotionBlinds: Zeitpläne

So lässt sich das Rollo wie im Beispiel gezeigt am Wochenende immer um 9:30 Uhr öffnen und 1 Stunde nach Sonnenuntergang schließen. Zum Sonnenuntergang kann es zudem beispielsweise bereits auf die Lieblingsposition heruntergefahren werden. Die Zeitpläne sind dabei so programmiert, dass sie keine Doppelkonfiguration für einen Zeitpunkt zulassen.

Bis zu acht automatisierte Steuerungen lassen sich im Zeitplan pro Wochentag konfigurieren, wobei für einen Tag ein Zeitplanprogramm erstellt werden kann. Es ist also nicht möglich, durch einen zweiten Zeitplan weitere acht Steuerungen für denselben Tag einzustellen. Wird ein bereits konfigurierter Tag in einem neuen Zeitplan erneut ausgewählt, wird er aus dem anderen Programm automatisch gelöscht.

Eve MotionBlinds: Zeitpläne
Eve MotionBlinds: Zeitpläne

HomeKit-Szenen

Neben Zeitplänen lassen sich auch Automationen und Szenen für die Eve MotionBlinds anlegen. Wird das Rollo der Szene „Hey Siri! Guten Morgen!“ hinzugefügt, fährt es mit der Morgenroutine hoch, die auch andere Geräte des Smart Homes starten kann.

Die Steuerung der MotionBlinds lässt sich aber auch an die Anwesenheit, Licht- bzw. Bewegungssensoren oder Türkontakte koppeln, wenn sie im Smart Home des Nutzers vorhanden sind. Falls sich ein sinnvolles Anwendungsszenario findet, ist es darüber hinaus möglich, das Rollo mit dem Licht im Raum zu koppeln. Hier hängt es ganz von den Ideen des Nutzers ab, welche Regeln er im Alltag sinnvoll umsetzen kann.

Was in die eine Richtung möglich ist, geht aber auch in die andere Richtung. Denn die Eve MotionBlinds lassen sich nicht nur in Abhängigkeit des Status anderer Geräte steuern: Anhand ihres Status können Aktionen im Smart Home auch mittels Automationen ausgelöst werden. Als Auslöser für andere Geräte lassen sich dabei die Position, der Positionsstatus oder eine Blockade des Rollos nutzen, die wiederum andere Geräte beziehungsweise Szenen aktivieren. Als Positionsstatus stehen „Öffnend“, „Schließend“ und „Gestoppt“ zur Auswahl. Bei der Position kann jeder Prozentwert und bei der Blockade zwischen „Ja“ und „Nein“ gewählt werden.

So lassen sich andere Geräte steuern, wenn das MotionBlinds beispielsweise eine bestimmte Position erreicht hat, etwa um eine Ambiente-Beleuchtung einzuschalten, wenn das Verdunkelungsrollo geschlossen ist.

Im Test funktionierte die Steuerung in beide Richtungen, also mit dem Rollo mit Eve MotionBlinds als Auslöser und Aktor einer Szene, zuverlässig und schnell.

Alternativen: Ikea, Homematic IP oder Selbstbau mit Siro

Ikea macht smarte Rollos massentauglich

Alternativen zu Eve MotionBlinds gibt es zahlreich. Vor allem die steuerbaren Rollos von Ikea, Fyrtur und Kadrilj haben der Thematik noch einmal Aufwind verliehen – nicht nur, weil sie anfänglich schwer zu bekommen waren. Bei Ikeas Fyrtur oder Kadrilj ist der Käufer aber an Standardmaße mit einer Breite von 60 bis 140 cm sowie bestimmte Farben und Stoffe gebunden. Die Auswahl ist also kleiner als bei einem maßangefertigten Rollo mit Eve MotionBlinds. Gerade die Limitierung auf eine Breite von 140 cm kann, wie beim Tester, zum Problem werden, wenn die Fensteröffnung 145 cm breit ist, das Rollo aber aus Platzgründen nicht in der Fensteröffnung verbaut werden kann. Zudem ist Eve MotionBlinds sehr viel dezenter als Ikeas Fyrtur oder Kadrilj, die über ein breites Trägerprofil für das Rollo verfügen, in dem auch der herausnehmbare Akku verstaut ist. Bei den Rollos mit Eve MotionBlinds steckt die Technik samt Akku hingegen vollständig im Rollo. Dafür sind die Modelle von Ikea wiederum deutlich günstiger.

Maßanfertigungen auch bei Homematic IP

Für Homematic IP gibt es seit Mitte 2020 ebenfalls passende Motoren für Rollos, die bei Partnern wie erfal auch in maßangefertigten Rollos zum Einsatz kommen. Ein vorkonfiguriertes, weißes, abdunkelndes Rollo für Homematic IP mit einer Breite von 160 cm kostet beispielsweise 254 Euro.

Günstige Rollos mit Siro nachrüsten

Von Siro gibt es bereits seit Jahren smarte Rolloantriebe mit Akku, mit denen sich handelsübliche Rollos nachrüsten und per App, Handsender, Zeitsteuerungen oder Sprachassistent steuern lassen. Mit Adaptern für unterschiedliche Innendurchmesser passen die Antriebe zu vielen günstigen Rollos – beispielsweise auch von Ikea. So lässt sich etwa ein Ikea Fridans, das in einer Breite von 160 cm nur 30 Euro kostet, problemlos mit einem Motor von Siro umrüsten – der Einstellstab muss allerdings entfernt werden. Beim Tester kommt seit Jahren genau in dieser Konfiguration ein Siro Smart Home Rolloantrieb Typ ERBS15-LE in Verbindung mit der Siro Connect Steuerungszentrale Typ SI7002 zum Einsatz, was dem Ikea-Rollo zu einer elektrischen Steuerung per App und Sprachbefehl verhilft. In HomeKit lässt sich diese Kombination derzeit allerdings von Haus aus nicht einbinden, Siri Shortcuts sind über die Connector-App hingegen möglich. Das Homebridge-Plugin homebridge-siro ermöglichte die Integration von Siro in HomeKit. Es wird allerdings nicht mehr gepflegt und erkennt zumindest beim Tester das Gerät mit aktueller Firmware nicht mehr. Und auch wenn die Optionen und Möglichkeiten dieser Lösung im Smart Home weniger vielfältig sind, sind die Motorantriebe von Siro eine sehr gute Alternative, wenn man sich nicht mit maßgeschneiderten Rollos dauerhaft festlegen möchte. Ein Wechsel des Rollos bei Wiederverwendung des Siro-Motors ist problemlos möglich.

Neben diesen drei genannten Lösungen gibt es inzwischen aber noch viele andere, für HomeKit beispielsweise auch Rollos von Lutron, die in Deutschland allerdings noch kaum vertreten sind.

Fazit

Im Test hinterlässt das mit Eve MotionBlinds ausgestattete Rollo einen durchweg sehr guten Eindruck. Dies bezieht sich auf die Integration in das Smart-Home-System von Eve, die Möglichkeiten zur Steuerung als auch auf die Qualität der Motorsteuerung und des Rollos selbst. Die Verarbeitung ist hervorragend, der Motorantrieb schlicht und der Antrieb selbst leise genug, dass er sogar im Schlafzimmer eingesetzt werden kann. So lässt sich auch eine automatische Steuerung realisieren, die das Rollo abends zunächst auf 85 Prozent herunterfährt, den Raum also nicht vollständig abdunkelt, um es dann kurz vor dem Sonnenaufgang vollständig zu schließen, ohne den Besitzer aufzuwecken.

Eve MotionBlinds: Laden über USB-C
Eve MotionBlinds: Laden über USB-C (Bild: Eve)
Eve MotionBlinds: Installation
Eve MotionBlinds: Installation (Bild: Eve)
Eve MotionBlinds: Steuerung auch über Kordel
Eve MotionBlinds: Steuerung auch über Kordel (Bild: Eve)

Bislang sind die Eve MotionBlinds nur mit maßangefertigten Rollos erhältlich. Dies ermöglicht dem Käufer zwar eine optimale Anpassung an die heimischen Gegebenheiten, was zweifellos ein Vorteil ist, treibt aber auch den Preis zusätzlich in die Höhe. Denn nicht immer ist eine Maßanfertigung notwendig, für viele Fenster eignen sich Standardgrößen, wenn das Rollo aus Platzmangel ohnehin nicht in die Fensterlaibung integriert werden kann, sondern auf die Wand aufgesetzt wird. Dafür gibt es die Rollos mit Eve MotionBlinds auch in Breiten über 140 cm, in denen Modelle wie das Ikea Fyrtur oder Kadrilj nicht verfügbar sind. Wer bei Ikea seit dem Start auf eine Breite von mehr als 140 cm wartet, tat das bislang nämlich vergeblich.

Eve MotionBlinds in der Eve-App
Eve MotionBlinds in der Eve-App
Eve MotionBlinds: Historie
Eve MotionBlinds: Historie
Eve MotionBlinds in der Eve-App
Eve MotionBlinds in der Eve-App

Eves Ansatz, auf eine Cloud zu verzichten und auf Thread zu setzen, ist erneut begrüßenswert, da so nicht nur der Zugriff auf persönliche Daten und die Abhängigkeit von der Erreichbarkeit der Cloud reduziert wird, sondern das System auch für den herstellerübergreifenden Smart-Home-Standard Matter gerüstet ist.

Wer bereit ist, das je nach Stoff und Breite erforderliche Kleingeld für ein Rollo mit Eve MotionBlinds in die Hand zu nehmen, wird von dem Resultat in jedem Fall nicht enttäuscht sein. Bedienung, Verarbeitung, Laufruhe, Integration und Akkulaufzeit überzeugen im Test.

ComputerBase hat ein Eve MotionBlinds leihweise von Eve Systems zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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