Halbleiter-Plattform: China will Zusammenarbeit mit AMD, Intel, ASML & Co
Für Furore sorgt ein Bericht aus China: Die Regierung will eine Chip-Plattform schaffen, in die sich westliche Hersteller einbringen. Einige sollen dem bereits zugestimmt haben, was sofort für ein Echo aus den USA sorgt. Erste Senatoren beschweren sich, dass die Unternehmen keinesfalls Geld aus dem US Chips Act bekommen dürften.
Es dürften vor allem die politischen Verstrickungen sein, die den US-Senatoren aufs Gemüt schlagen. Die Zusammenarbeit soll als „cross-border semiconductor work committee“ im ersten Halbjahr gestartet und vom Handelsministerium der Volksrepublik China gesteuert werden. Die Zuarbeit erfolgt durch das Ministerium für Industrie und Informationstechnik und natürlich die Tsinghua University, die Alma Mater von Chinas Präsident Xi Jinping, die in nahezu allen Halbleiterfragen des Landes involviert ist.
Ob das vergleichsweise wenige Geld aus dem US Chips Act die Hersteller abschrecken dürfte, in China aktiv zu werden, ist zu bezweifeln. Eher ist es vermutlich die Image-Frage in der Heimat, wenn die kooperierenden Unternehmen mit Geld aus China „überhäuft“ werden. Der chinesischen Regierung ist aktuell fast nichts zu teuer, um das Land auf eine eigene stabile und vor allem konkurrenzfähige Halbleiterindustrie zu stellen. Damit ist das Land bisher fast vollumfänglich gescheitert, das Handelsembargo der USA auf Hochtechnologie des IT-Sektors sorgte in den letzten beiden Jahren zunehmend dafür. Dennoch steht das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2025 etwas vorweisen zu können.
Beobachter vermuten deshalb, dass primär ein Weg gefunden werden soll, eben jene aktuell verbotene Hochtechnologie über Umwege wieder in das Land zu bekommen, schreibt Nikkei. Genau daran mangelt es den chinesischen Fabriken, der Fortschritt in der Halbleiterfertigung ist nahezu komplett auf Technologien aus den USA, Japan und Europa angewiesen.
Das Who's Who der IT im Blick
Auf der Liste der Hersteller, mit denen sich China eine Zusammenarbeit wünscht, stehen Intel und AMD, aber auch Infineon ganz oben. Auch eine niederländische Gruppe rund um ASML wird genannt. All diese Firmen und deren Know-How benötigen wiederum andere Hersteller, um passende Chips für unzählige Lösungen zu produzieren. Für Analysten ist die Lage klar: Wer mit China Geschäfte machen will, soll sich auch im Land einbringen, es ist schließlich einer der zukünftig größten Absatzmärkte.
Erste Hersteller sollen deshalb bereits signalisiert haben, sich einbringen zu wollen. Namen und Umfang wurden aber nicht bekannt. Intel und ASML lehnten einen Kommentar ab, ein anderer, nicht namentlich benannter Hersteller, äußerte sich diplomatisch, dass er das chinesische Geschäft gern ausbauen würde, sofern es nicht mit den US-Regularien oder denen anderer Länder in Konflikt steht. In Zukunft könnte sich die Frage aber nicht mehr so einfach lösen lassen, wenn Chinas Forderungen auf der einen Seite wachsen, die andere Seite aber bei ihrem Stand bleibt.