Halbleiterbranche: Bis zu 99 Wochen „Lead Time“ für bestimmte Chips
Zwei Jahre warten auf bestimmte Chips sind keine Seltenheit in der Branche. Die Zeiten sind noch deutlich schlimmer als im Herbst 2021, denn seit Oktober 2021 können sie um noch einmal 15 Wochen zugelegt haben – auf ohnehin schon extrem lange Wartezeiten.
Nochmal 50 Prozent länger warten als im Herbst 2021
Dabei können die Zeiten ganz unterschiedlich ausfallen und richten sich danach, welche Chips gefragt sind. Nikkei zitiert Marktforscher, die für klassische 16-Bit-Prozessoren heute eine Lead Time, zu Deutsch in etwa Durchlaufzeit, also den Zeitraum zwischen der Bestellung des Chips und der Auslieferung, von 44 Wochen vermerkt haben. Das sind in dem Fall 15 Wochen mehr als im Oktober letzten Jahres, was wiederum in einer 50 Prozent längeren Lieferzeit resultiert.
Auch andere Arten sind extrem gefragt und ein Rückgang der Zeiten nicht abzusehen. Wichtige Power-Chips, die in vielen Bereichen benutzt werden und dementsprechend in großem Umfang nötig sind, sind bei 37 Wochen Lead Time angelangt, ein Plus von neun Wochen im Vergleich zum Herbst. Als längsten Zeitraum haben die Forscher 99 Wochen ausgemacht, nennen hierbei aber nicht, um welchen exakten Typ Chip es sich handelt.
Der Bericht zitiert jedoch Sony sowie weitere japanische Konzerne. Sony soll demnach in den letzten beiden Monaten des Jahres 2021 die Produktion für sechs spiegellose Kamera-Modelle drei Mal unterbrochen haben, weil Bauteile zur Ansteuerung der LCDs fehlten. Das hat sich direkt auf den Umsatz durchgeschlagen, der im letzten Quartal in dieser Sparte zurückging.
Als weiteres populäres Beispiel neben einem Rückgang der Zahlen bei Digitalkameras um 25 Prozent werden Klimaanlagen genannt, deren Produktion und Absatz um 26 Prozent zurückging.
Problematisch für viele dieser kleineren älteren Chips ist der zu geringe Fokus auf den Bereich, wenn es an das Thema Kapazitätserweiterungen und Ausbauten geht. Für Technologien jenseits der 40 nm wuchs die Kapazität im Jahr 2021 nur um vier Prozent. Bei 28 nm wurde laut Marktforschern immerhin eine um 13 Prozent erhöhte Kapazität geschaffen. Da Angebot und Nachfrage letztlich über den Markt bestimmen, stehen auf der anderen Seite natürlich die Preise: 15 Prozent mehr als vor einem Jahr müssen für notwendige Chips gezahlt werden.
Auch Maschinen brauchen bis zu zwei Jahre
Letztlich ist das Warten von bis zu zwei Jahren auf Chips kein Einzelfall in der Branche. Das aufzuräumen wird schwer und auch viel Zeit brauchen. Denn schon bestimmte Maschinen, die dann erst zur Herstellung von Chips benötigt werden, brauchen zwei Jahre von der Bestellung bis zur Auslieferung.