Intel NUC 12 Extreme im Test: Mit Desktop-Core-i9 spuckt der Drache fast Feuer
Der NUC 12 Extreme „Dragon Canyon“ will zu viel auf kleinem Raum. Gaming mag er, die Turbo-Spitzen des Core i9-12900 hingegen nicht. Bis zu 200 Watt Leistungsaufnahme der gesockelten LGA-1700-CPU allein sind zu viel für das Kühlsystem. Auf die reguläre TDP eingebremst, kann das exotische System schon eher überzeugen.
Der NUC 12 Extreme mit LGA-1700-CPU im Detail
Mit dem NUC 12 Extreme, Codename „Dragon Canyon“, setzt Intel eine Tradition im Bereich der kleinen potenten PCs fort. In den letzten beiden Generationen zu einem nun ausgewachsenen Desktop-System herangewachsen, vollzieht Intel mit der 12. Generation einen weiteren großen Schritt: Weg von der verlöteten Notebook-CPU hin zu einem gesockelten Desktop-Prozessor. Das verspricht auf dem Papier noch mehr Leistung und Flexibilität, kommt in der Praxis jedoch nicht ohne aber daher.
Herzstück des neuen NUC 12 ist das überarbeitete Compute-Element, auf dem nun der aus dem Desktop bekannte Sockel LGA 1700 verbaut ist. Dafür musste ein M.2-Steckplatz geopfert werden, denn gegenüber dem verlöteten Notebook-Prozessor aus dem Vorjahr ist der Sockel schlichtweg riesig. Intel bietet die passenden 65-Watt-CPUs direkt mit an: Core i9-12900 mit 8+8 Kernen oder Core i7-12700 mit 8+4 Kernen stehen zur Wahl. Es besteht auch die Option, komplett nackte Systeme später im Handel zu sehen, denn die einzige Einschränkung lautet stets: 65 Watt TDP. Doch das ist bekanntlich nur ein Wert, wie die spätere Analyse zeigt.
Alder Lake heißt auch DDR5-Support, nicht so aber im NUC 12. Hier bleibt Intel bei DDR4 im SO-DIMM-Format, das Alder Lake-S auch nativ unterstützt. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Module gibt es davon im Markt jede Menge und der Preis ist niedrig.
Flankiert werden kann die Alder-Lake-CPU auch in diesem Jahr von einer 12 Zoll langen Grafikkarte, umgerechnet sind 30,5 cm erlaubt. Die Grafikkarte darf maximal 350 Watt aufnehmen. Die aktuelle Nvidia GeForce RTX 3080 Ti FE (Test) passt wie die RTX 3080 damit noch hinein, auch wenn es durch den 12-Pin-Stromanschluss eng wird. Doch die Probe aufs Exempel zeigt: Dank 45-Grad-Winkel am Stecker geht es.
Das Gehäuse ist das gleiche wie beim NUC 11 Extreme. Die Anzahl der Anschlüsse hat sich nur durch das Compute-Element leicht verändert, hier kommt als wesentliche Neuerung 10-Gbit-LAN hinzu. Dafür wurden zwei USB-Ports geopfert.
Intel NUC 12 Extreme Kit – Dragon Canyon | ||
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Preis (UVP): | k.A. | k.A. |
CPU: Integrierte GPU: Chipsatz: |
Intel Core i7-12700, 2,1–4,9 GHz, 25 MByte L3-Cache 12 Kerne/20 Threads Intel UHD 770, 1,5 GHz Intel Z690 |
Intel Core i9-12900, 2,4–5,1 GHz, 30 MByte L3-Cache 16 Kerne/24 Threads Intel UHD 770, 1,5 GHz Intel Z690 |
Grafikkarte: | Nicht enthalten, max. 30,5 cm Länge, Dual-Slot-Höhe, 350 Watt (8 + 2 × 6+2 Pin), PCIe x16 Gen5 |
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Arbeitsspeicher: | Nicht enthalten, 2 × DDR4-3200, SODIMM, max. 1,2 Volt, max. 64 GByte |
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Massenspeicher: | Nicht enthalten, 3 × M.2 2280 |
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Interne Anschlüsse: | 1 × PCIe x16 Gen 5 3 × M.2 2280 (3 × PCIe x4 Gen 4) 1 × Intel Wi-Fi 6E AX211 + Bluetooth 5.2 auf Board verlötet |
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Externe Anschlüsse: | 2 × Thunderbolt 4 Typ C 7 × USB 3.2 Gen2 Typ A 1 × USB 3.2 Gen2 Typ C 1 × 2,5 Gigabit-LAN (Intel i225-LM) 1 × 10 Gigabit-LAN (Marvell AQtion AQC113) 1 × HDMI 2.0b (plus Grafikkarten-Anschlüsse, sofern verbaut) 1 × SDXC-Kartenleser 1 × Kopfhörer 1 × Kensington-Lock |
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Abmessungen: | 357 × 189 × 120 mm | |
Lieferumfang: | Integriertes Netzteil 650 W + Stromkabel, Quick-Start-Guide, Handbuch, wechselbare Totenkopf-Front mit RGB |
Erneut sorgt ein verbautes 650-Watt-Netzteil im SFX-Format von FSP für die Stromversorgung, es konnte im Test problemlos die nicht übertaktete Nvidia GeForce RTX 3080 FE betreiben. Die GPU und die CPU voll belastet und dazu das System voll bestückt, ist ein Überschreiten der 500-Watt-Marke problemlos möglich. In der Regel waren es in Spielen aber rund 400 Watt.
Offizielle Preise für Deutschland gibt es nicht, sie sollen aber in der Nähe der Vorgänger (mit leichtem Aufschlag zum Start) liegen, US-Preise mit 1.150 und 1.450 US-Dollar für die Version mit Intel Core i7 respektive Intel Core i9 zeigen das. Auch untermauerten erste Funde im Netz dies. Offiziell sollen die neuen NUC ohnehin erst ab dem zweiten Quartal dieses Jahres verfügbar sein.
Markante CPU-Unterschiede zum Vorgänger
Ein Core i9 in einem Minisystem, das zieht vor allem im Marketing. Auch deshalb schickte Intel die Barebones nur bestückt mit dieser CPU an die Tester hinaus. Gegenüber dem Vorgänger mit Tiger-Lake-CPU sind die Veränderungen in Teilen deutlich.
NUC 11 Extreme | NUC 12 Extreme | |
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Prozessor | Intel Core i9-11900KB | Intel Core i9-12900 |
Codename | Tiger Lake-H81 | Alder Lake-S |
Fertigung | 10 nm SuperFin | Intel 7 (10 nm Enhanced SuperFin) |
Kerne / Threads | 8 / 16 | 16 / 24 |
Takt | 3,3–5,0 (5,3*) GHz | 2,4–5,1 GHz** |
PL1 | 65 Watt | 65 Watt |
PL2 | 109 Watt | 221 Watt |
* TVB im NUC nicht aktiv **Im NUC-12-Vorserienmodell werden nur 4,7 GHz erreicht |
„Von allem mehr“, so lässt es sich zusammenfassen. Aber mit der Erhöhung der Kerne steigt noch ein anderer Wert: PL2. Intel übertaktet den NUC 12 interessanterweise sogar im Default-BIOS auf 221 Watt (Spezifikation: maximal 202 Watt), sodass hier am Ende ein gegenüber dem Vorgänger verdoppelter Wert steht.
Und das ist ein Problem.
Bereits der Vorgänger hatte seine liebe Mühe, die Abwärme der CPU bei hohen Lasten abzuführen. Mit dem doppelten Verbrauch liegt auf der Hand, was hier passieren wird, denn die Kühlung hat sich nicht wesentlich verändert. Natürlich sieht der Kühler im Compute-Element durch den viel größeren Sockel etwas anders aus, aber er bleibt am Ende nach wie vor winzig und ein einziger kleiner Lüfter muss für Frischluft sorgen. Sobald der Turbo zündet, ist der Ventilator überfordert. Da helfen auch die drei Lüfter im Deckel nicht mehr.