Intel Xeon: Die Verspätungs-Roadmap bekommt neue Einträge
In kaum einem anderen Bereich sind Produkte bei Intel so spät dran wie derzeit die Xeon-Prozessoren. Und dieser Umstand wird auch noch etwas anhalten. Neuheiten und einige Details zu zukünftigen Produkten wurden vom Hersteller jetzt zwar enthüllt, doch viele Luftschlösser bleiben erst einmal.
Sapphire Rapids lässt sich weiter Zeit
Das beginnt bereits mit der Produktfamilie Sapphire Rapids. Seit gefühlt fast einem Jahrzehnt in der Entwicklung, wurde selbst das mehrfach umgeworfene Produkt mehrmals verschoben. In der Nacht betonte Intel zwar, dass noch im ersten Quartal der Start der Auslieferungen erfolgen soll, doch sollen diese noch geringer ausfallen als Intel Arc mit diskreten Grafikkarten. So richtig soll es nämlich erst ab dem dritten Quartal losgehen, wenn nicht nur Supercomputer oder Premium-Kunden die CPUs erhalten werden. Der eigentliche Plan sah ursprünglich das Jahr 2020 vor, aber dieser Plan ist schon fünf Jahre alt.
Sapphire Rapids wird zur Überbrückung bis zum echten Nachfolger wie erwartet im Jahr 2023 Emerald Rapids als Verstärkung erhalten. Hier hält Intel noch einmal an der 10-nm-Fertigung fest – sie nennt sich seit dem letzten Jahr im Marketing bekanntlich Intel 7. Die Aufwertung wird minimal ausfallen, die Vermutungen gehen von einem möglichen Vollausbau hinsichtlich Kernen für mehr Leistung aus, Intel selbst spricht von Speicheranpassungen und neuen Sicherheitsfeatures auf der bestehenden Plattform.
Granite Rapids in Intel 3 ab 2024
Der echte Nachfolger wird Granite Rapids. Hier vermeldet Intel in der Nacht stolz, dass dieser vom Fertigungsprozess Intel 4 auf Intel 3 befördert wurde. Doch auch dieser Punkt kann anders interpretiert werden: Granite Rapids ist so spät dran, dass Intel 3 schon längst zur Verfügung steht. Denn geplant war der Prozessor nicht für 2024, sondern 2022 – und da war Sapphire Rapids schon auf 2021 verschoben worden. Zudem betonte die Chefin der Fab-Technologien in einer Breakout-Session, dass sich am Zeitplan für die Technologien, in dem Fall Intel 3, nichts geändert habe. Da es auch letzten Sommer noch hieß, es solle 2023 etwas werden, ist damit die nächste Verspätung Fakt.
Sierra Forest bringt 2024 nur E-Cores
Am Ende könnte die Verspätung auch mit einer Neuausrichtung zu tun haben. Denn während Granite Rapids den Ansatz der klassischen großen Performance-Kerne weiter verfolgt und nicht in das hybride Design abdriftet, wird mit Sierra Forest ein E-Core-only-Prozessor in der Xeon-Familie aufgelegt. Zu diesem Produkt erklärt Intel, dass es sich erst in den letzten beiden Jahren herauskristallisiert habe.
Auch Sierra Forest wird den zukünftigen Tile-Ansatz verfolgen. Auf unterschiedlichen Kacheln werden Kerne, I/O und mehr bereitgestellt und auf einem Package kombiniert. Sierra Forest soll im einfachsten Fall nur die Kerne tauschen, weshalb die I/O-Features der großen Xeon-Prozessoren Granite Rapids identisch ausfallen. Das soll beste Kompatibilität sicherstellen.
Obwohl die CPU in Intel-3-Fertigung erst 2024 erscheinen wird, ist sie der Gegenspieler zu AMDs Bergamo-CPU. Denn auch AMD verfolgt den gleichen Ansatz, mehr Kerne auf ähnlichem Raum unterzubringen, nutzt hierfür aber klassische Big-Cores und beschneidet diese an bestimmten Stellen – dadurch entsteht Zen 4c.
Endlich mal was umsetzen
Im Ankündigen ist Intel groß, nun muss endlich die viel genannte „Execution“ folgen. In keinem Bereich neben Grafikchips klappte das zuletzt so wenig wie im Server-Segment mit den Ablegern auch für Supercomputer. Viele neue Luftschlösser – Stichwort Zettascale in 2027 – wurden gebaut, doch die viel genannte echte Umsetzung blieb weitgehend auf der Strecke.
Intel-CEO Gelsinger beschwerte sich zuletzt mehrfach, dass die Wall Street ihm keine Vorschusslorbeeren für seine großen Zukunftspläne liefern würde. Womöglich ist genau die fehlende Umsetzung bei den schon lange bekannten Plänen das Problem.