Master & Dynamic MG20 im Test: Klang, App und Laufzeiten
2/3Höhenlastiger Klang
Die Beryllium-Treiber (50 mm) sollen laut Master & Dynamic für einen Frequenzumfang von 20 Hz bis 20 kHz sorgen. Klanglich hat das Headset dennoch einiges zu bieten, auch wenn die Eigenschaften nicht bei allen Nutzern auf Gegenliebe stoßen dürften. So präsentiert sich das MG20 in seiner Reinform mit sehr überbetonten Höhen, die mancher Nutzer als zu unangenehm empfinden könnte. Es stellt sich somit erneut die Frage, wie Hersteller auf die Unsitte kommen können, dass sich ein guter Klang vor allem durch überbetonte Höhen zeigt. Der Mitteltonbereich wird dabei relativ neutral ausgegeben, die unteren Frequenzen verkümmern im Verhältnis zu den Höhen jedoch. Hier hätte ein runderes Klangbild sicherlich eine größere Gruppe von Interessenten abgeholt.
Das ist schade, denn ansonsten bietet das Headset eine sehr differenzierte Ausgabe, gepaart mit einer sehr hohen Räumlichkeit, bei der vor allem Musik auf einer breiten Bühne präsentiert wird. Das wird besonders im direkten Vergleich zu anderen, teils ebenso im höheren Preissegment anzufindenen Headsets deutlich. Hier kann das MG20 noch Teile genau darstellen, die bei anderen Vertretern verschluckt werden. Darüber hinaus verfügt das Modell über eine hohe Lautstärke, die zumindest im erträglichen Bereich kaum verzerrt.
Musik und Essen
Doch gerade bei Musik verhält es sich wie bei einem guten Essen: Es muss schmecken. Dazu gehört es auch, es durch Würzen an seine Wünsche anzupassen. Dies ist beim MG20 nur bedingt möglich. Allein am PC genutzt, ist der Anwender zunächst auf Bordmittel angewiesen, da Master & Dynamic keine Desktop-Software mit zusätzlichen Möglichkeiten bereitstellt. Die systembedingten Lösungen funktionieren gewohnheitsmäßig jedoch eher schlecht als recht. Mit einem Smartphone oder Tablet gekoppelt, lässt sich über die M&D-Connect-App zumindest im ganz kleinen Rahmen Einfluss auf die klangliche Ausrichtung nehmen. So bietet sie mit „Esport“ und „Bass Boost“ immerhin zwei Klangprofile. Bei letzterem kann das MG20 wenigstens im Ansatz zeigen, was in ihm steckt – auch wenn es dann immer noch an der kurzen Leine gehalten wird. Dabei bleibt es dann aber, denn eigene Equalizer-Einstellungen und somit die Erstellung eigener Profile sind nicht möglich. Da stellt sich erneut die Frage nach dem Warum. Man stelle sich vor, man sitzt in einem gehobeneren Restaurant und bestellt ein Menü, das es in zwei Geschmacksvarianten gibt. Der Koch verweigert einem jedoch das Salz und den Pfeffer zum Nachwürzen. Nichts anderes macht Master & Dynamic im vorliegenden Fall.
Mit der Bassverstärkung als Profil machen Shooter zumindest ein wenig Spaß, auch wenn das MG20 sich in dem Bereich, gerade was das Fundament angeht, vielen günstigeren Vertretern geschlagen geben muss. Die präzise Hochtonwiedergabe sorgt wiederum für eine bessere Ortung und somit für kleine Vorteile bei Schleichtiteln.
Das Headset besitzt zudem einen integrierten 7.1-Raumklang, der jedoch nicht annähernd an die Möglichkeiten der Dolby-Atmos-Funktion in Windows 10 herankommt. Bei aktiviertem eigenem Raumklang entsteht eher der Eindruck, als würde der Spieler vor normalen Stereo-Lautsprechern samt Raumhall sitzen – eine wirkliche Ortung ist nur schwer möglich. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Nutzer nicht immer weiß, ob die Funktion aktiviert ist oder nicht – weder am Headset elbst, noch in der App wird dahingehend etwas angezeigt.
App mit geringem Funktionsumfang
Neben den genannten Klangprofilen kann mit der App der Timer für die automatische Abschaltung gewählt und ein Firmware-Update vorgenommen werden. Mehr Funktionen bietet die App nicht. Mikrofoneinstellungen und eine Rauschunterdrückung sind Fehlanzeige. Es stellt sich ebenso die Frage, was Nutzer mit einem normalen Mobiltelefon, von denen es ja noch einige geben soll, oder mit älterem OS, das von der App vielleicht nicht mehr unterstützt wird, bei entsprechenden Updates oder Einstellungen machen sollen. Es bleibt zu hoffen, dass hier in Form einer Desktop-Software nachgebessert wird.
Gute Laufzeiten
Master & Dynamic gibt die Laufzeit des MG20 mit bis zu 22 Stunden an, nennt aber keine Informationen, unter welchen Umständen gemessen wurde. Im Test verbrauchte das Set bei einem Nutzungsszenario mit Spielen, Musik, Filmen und Testaufnahmen bei einer Nutzungszeit von etwas mehr als zehn Stunden nicht einmal die Hälfte der gespeicherten Energie. Es ist also davon auszugehen, dass der von M&D angegebene Wert durchaus erreicht werden kann. Dass solche Herstellerangaben aber mit Vorsicht zu genießen sind, sollte jedem klar sein. Eine ständige Nutzung von Kopfhörer und Mikrofon gleichzeitig oder eine schlechtere Verbindung kann die Werte massiv beeinflussen. Doch auch wenn das Headset die angegebene Zeit unterschreitet: Für eine gepflegte Zockerparty sollte der Akku mehr als ausreichend sein.