Exynos 2200 im Benchmark: RDNA 2 unterliegt deutlich dem Snapdragon 8 Gen 1
Der Redaktion liegen seit heute Testgeräte von Samsung Galaxy S22+ und Galaxy S22 Ultra vor. Noch bevor die üblichen Testreihen starten, liefern Benchmarks einen ersten Eindruck zur Leistungsfähigkeit des neuen Exynos 2200 mit RDNA-2-GPU. Eines steht damit heute schon fest: Die GPU des Snapdragon 8 Gen 1 ist viel schneller.
In der europäischen Galaxy-S22-Familie steckt der Exynos 2200, während Länder wie die USA den Snapdragon 8 Gen 1 erhalten. Alle Details zum Exynos 2200 liefert der Artikel zur Präsentation im Januar. Es folgt eine kurze Zusammenfassung der Features.
Raytracing und VRS für Smartphones
Neben Custom-Designs etwa für Spielkonsolen wie die PlayStation 5 (Test) oder Xbox Series X|S ist AMD mit der RDNA-2-Architektur jetzt auch in Smartphones vertreten. Radeon darf sich die neue Grafikeinheit allerdings nicht nennen, stattdessen wurde sie „Samsung Xclipse 920 GPU“ getauft. Die GPU bringt vom Desktop bekannte Eigenschaften mit, darunter Hardware-beschleunigtes Raytracing und Variable Rate Shading (VRS). Weder für Raytracing noch für VRS konnte Samsung zur Präsentation der Smartphones allerdings konkrete Anwendungsbeispiele vorzeigen – die zugehörigen Apps fehlen schlichtweg noch. Auch die genutzten Benchmarks bieten noch keine Sondertests für diese neuen GPU-Funktionen. Laut Samsung soll die Leistung der GPU im Vergleich zur Mali-G78 MP14 des Exynos 2100 im Schnitt 17 Prozent höher ausfallen.
Xclipse 920 GPU mit RDNA 2 im Benchmark
Gleich im allerersten Benchmark, dem GFXBench Aztec Ruins in der Offscreen-Auflösung 1440p mit Vulkan-API, erreicht die Xclipse 920 im Galaxy S22 Ultra exakt den von Samsung beworbenen Vorsprung von 17 Prozent auf den Exynos 2100 mit Mali-G78 MP14. Das in puncto SoC identische Galaxy S22+ kommt nicht ganz an diesen Wert heran und landet bei 14 Prozent Vorsprung. Je nach Benchmark tauschen die beiden neuen Smartphones immer mal wieder mit leichten Differenzen ihre Positionen.
Adreno 730 bietet deutlich mehr Leistung
Augenmerk sollte aber weniger auf den Exynos 2100, sondern den Snapdragon 8 Gen 1 gelegt werden, der mit 49 statt 34 FPS satte 44 Prozent vor dem Samsung-SoC liegt. Die Redaktion konnte den neuesten Snapdragon-Chip Ende des letzten Jahres in einem Referenzdesign von Qualcomm testen, das vom Aufbau her fast einem regulären Smartphone entspricht und mit den normalen Spezifikationen des SoCs lief.
Den gleichen Benchmark mir reduzierter Offscreen-Auflösung von 1080p und reduzierten Details durchläuft der Exynos 2200 mit einem größeren Vorsprung von 25 bis 26 Prozent im Vergleich zum Vorgänger. Erneut demonstriert Qualcomm jedoch die Stärken des Snapdragon 8 Gen 1 unter Vulkan und punktet abermals mit 44 Prozent Vorsprung auf Samsung.
OpenGL ES liegt dem Exynos 2200 etwas besser
OpenGL ES 3.1 liegt der Xclipse-920-GPU insofern etwas besser respektive dem Snapdragon 8 Gen 1 etwas schlechter, als dass Qualcomm „nur noch“ 33 Prozent besser im GFXBench Car Chase abschneidet. Den Exynos 2100 schlägt das neue SoC mit einer Differenz von 13 Prozent. Im GFXBench Manhattan mit derselben API stehen allerdings wieder 43 Prozent auf der Habenseite von Qualcomm.
3DMark offenbart ebenso große Differenzen
Im 3DMark zeichnet der Exynos 2200 ein sehr ähnliches Bild und landet stets mit deutlichem Abstand hinter dem Snapdragon 8 Gen 1, der in den US-Modellen der Galaxy-S22-Familie zum Einsatz kommt. Eine Ausnahme gibt es aber. Sie betrifft OpenGL ES 3.0, das im GFXBench nicht zum Testen genutzt wurde. Die ältere API liegt dem Exynos 2200 bestens, sodass sich die Xclipse-920-GPU erstmals an die Spitze setzt. Der Snapdragon 8 Gen 1 landet mit 4 Prozent Rückstand knapp dahinter.
GPU-Benchmarks unter Dauerlast
Die Redaktion hat sich im 3DMark Wild Life auch das Verhalten unter Dauerlast mit zwei der insgesamt drei Leistungs-Presets angeschaut, die in den Akku-Einstellungen ausgewählt werden können. Der Standard ist „Optimiert“ und „gleicht Geschwindigkeit und Akku sowie Kühlungseffizienz aus“. Mit „Hoch“ gibt es ein Preset für eine „schnellere Datenverarbeitung, wenn einige Apps langsam ausgeführt werden“. Dieser Modus verbraucht laut Samsung mehr Akkuladung und führt „möglicherweise zu Erwärmung“. Der Modus „Maximum“ ist laut der Beschreibung von Samsung „am besten für die kurzzeitige Verwendung mit verarbeitungsintensiven Apps“ ausgelegt und „verbraucht schnell den Akku und neigt dazu, Wärme zu erzeugen“.
Wie Samsung im selben Menü anmerkt, hat diese Einstellung allerdings keine Auswirkung auf Spiele. Dementsprechend hat es auch kaum Abweichungen in den 20 Durchgängen des 3DMark Wild Life gegeben. Die Leistung nimmt bei beiden Smartphones sukzessive ab, pendelt sich aber ungefähr ab dem 13. Durchlauf mit rund 62 Prozent der ursprünglichen Leistung ein. Der Exynos 2200 landet vor dem Exynos 2100, aber hinter dem Google Tensor, weit hinter dem Snapdragon 8 Gen 1 und hinter den beiden jüngsten Apple-SoCs aus der iPhone-12- und iPhone-13-Familie.
CPU mit Standard-ARM-Kernen läuft wie erwartet
Die neue GPU wird von einer neuen ARM-CPU begleitet, die auf Standard-Kerne des britischen Entwicklers setzt, nachdem Samsung die Custom-Schmiede in Texas geschlossen hat. Nutzte der Vorgänger Exynos 2100 noch Cortex-X1, A78 und A55, kommen jetzt Cortex-X2 mit einem Kern, Cortex-A710 mit drei Kernen und Cortex-A510 mit vier Kernen zum Einsatz. Damit nutzt Samsung praktisch die gleiche Aufteilung an ARMv9-Kernen, wie sie auch im Snapdragon 8 Gen 1 von Qualcomm steckt. Samsung taktet die neuen ARM-Kerne mit 2,8 GHz (X2), 2,5 GHz (A710) und 1,8 GHz (A510) und nennt 5 Prozent Leistungszuwachs im Vergleich zum Exynos 2100.
Der Geekbench attestiert dem Exynos 2200 einen Vorsprung von 7 bis 8 Prozent bezogen auf die Single-Core-Leistung und bis zu 9 Prozent bei der Multi-Core-Leistung, wobei das Galaxy S22+ im Multi-Core-Test nur einen 3 Prozent besseren Wert erzielte. Samsung taktet die neuen Kerne langsamer als Qualcomm im Snapdragon 8 Gen 1, weshalb der Rückstand obgleich fast identischer Komponenten einfach zu erklären ist.
Der PCMark 3.0 durchläuft unter Verwendung standardisierter Android-APIs eine Reihe von Alltagstests, die Web-Browsing, Foto- und Videobearbeitung, das Schreiben von Text und das Parsen von Daten aus einer Vielzahl von Dateiformaten durchführt. In diesem Benchmark erreicht der Exynos 2200 einen kleinen Vorsprung von 3 Prozent auf den Exynos 2100 des Galaxy S21 Ultra (Test). Der Messwert des Snapdragon 8 Gen 1 spricht mit 14 Prozent Vorsprung jedoch abermals eine deutliche Sprache.
Den Browser-Benchmark im JetStream 2 muss man aktuell noch unter Vorbehalt verzeichnen, denn sowohl unter Chrome als auch in Samsungs eigener Browser-App fallen Galaxy S22+ und S22 Ultra hinter das Galaxy S21 Ultra zurück. Vermutlich bedarf es hier noch weiterer Optimierungen und Firmware-Updates. ComputerBase hat die beiden Galaxy-S22-Modelle mit Build-Nummer SP1A.210812.016.S908BXXU1AVA7 getestet.
Vorläufiges Fazit
„Das muss noch optimiert werden“, lautet demnach auch das vorläufige Fazit zur Leistung des Exynos 2200 in den ausgewählten Benchmarks. AMDs erste RDNA-2-GPU für Smartphones ist derzeit noch keine Konkurrenz für die Adreno 730 des Snapdragon 8 Gen 1. Allerdings ist zu bezweifeln, dass neue Firmware- und Treiberversionen die Leistung der GPU um 40 Prozent anheben können, was notwendig wäre, um zu Qualcomm aufzuschließen. Der Rückstand auf den Snapdragon 8 Gen 1 wäre isoliert betrachtet und nur auf das SoC bezogen zwar ebenfalls nicht besonders schön, ärgerlich ist diesmal aber vor allem, dass Samsung die Galaxy-S22-Familie auf gewissen Märkten wie den USA mit einem in puncto GPU deutlich leistungsfähigeren Chip anbietet. Europäische Kunden ziehen mit dem Exynos 2200 nicht das erste Mal den Kürzeren.
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