Sony LinkBuds im Test: Klang, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Der Klang der Sony LinkBuds
Die Sony LinkBuds bieten einen für ihren angedachten Einsatzzweck überzeugenden, guten Klang, der für die alltägliche Musikberieselung etwa parallel zur Arbeit oder unterwegs und für die Videowiedergabe bestens geeignet ist.
Die Sorge, dass beim offenen Ansatz der LinkBuds der Klang unterirdisch ist, ist nicht begründet und man beschallt auch nicht alle Personen um sich herum mit der Musikwiedergabe. Eine klangliche Schwäche lässt sich bei den LinkBuds aber nicht verbergen, die dem Ring-Treiber mit Öffnung geschuldet ist: Tiefbass spielen sie quasi nicht aus. Während normaler Bass noch gut klingt und auch voluminös umgesetzt wird, ist vom Bass in St Jude von Florence + The Machine zunächst nichts zu hören. Firmware 1.0.3 bringt hier im Vergleich zu Version 1.0.1 ein wenig Besserung und der Tiefbass ist leicht wahrnehmbar. Der Basslinie in Angel von Massive Attack fehlt es aber auch an Masse und Kraft. Dies lässt sich nicht durch einen angepassten Equalizer ausgleichen; ganz tiefe Frequenzen bekommen die LinkBuds nicht ausreichend ins Ohr.
Gitarren etwa in Scott Street von Phoebe Bridgers oder Your Power von Billie Eilish klingen gut, aber nicht sehr gut und machen deutlich, dass die LinkBuds nicht die größte Klarheit bieten. Stimmen und Höhen werden von den LinkBuds sehr präsent dargestellt und die Höhen können sich gut behaupten.
Die Maximallautstärke bleibt hinter einigen Konkurrenten zurück, was sich aber positiv auf den Klang der Höhen bei höchster Lautstärke auswirkt, denn diese zischen nicht und werden nicht hart.
Höchsten audiophilen Ansprüchen werden die Sony LinkBuds somit nicht gerecht, aber das ist auch nicht ihr Anspruch. Für stundenlange Musikwiedergabe im Alltag sind sie bestens geeignet – und wer „Speak-to-Chat“ aktiviert hat, wird beim spontanen Mitsingen von der Pausenfunktion überrascht.
Analyse des Frequenzverlaufs
Auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern führt ComputerBase Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation, sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.
Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.
Aufgrund des ungewöhnlichen Aufbaus der Sony LinkBuds ist ihre Messung mit einiger Vorsicht zu genießen, da die künstlichen Ohren des miniDSP H.E.A.R.S. hierauf nicht ausgelegt sind – die LinkBuds passen gerade so überhaupt in die künstliche Ohrmuschel. Es wurde erneut versucht, äußere Einflüsse durch Dämmung zu eliminieren.
Die Messungen zeigen jedoch, dass auch die Apparatur Schwächen beim Bass belegt, der viel zu stark abfällt. Die oberen Mitten und Höhen sind hingegen deutlich verstärkt.
Telefonie mit den LinkBuds
Sonys Erkennung der Umgebungsgeräusche filtert selbige bis auf etwas Vogelgezwitscher quasi vollständig heraus – vom Straßenlärm ist nichts mehr zu hören –, sorgt aber auch dafür, dass die Stimme etwas dumpfer wird. Sie bleibt jedoch gut verständlich.
Latenz der LinkBuds
Weder SBC noch AAC bieten einen besonderen Modus für eine niedrigere Latenz und auch einen Low-Latency-Codec weisen die LinkBuds nicht auf. Die Grenzen sind demnach klar umrissen. Unter iOS mit AAC und Android mit SBC liegt der Versatz zwischen Bild und Ton bei rund 160 bis 180 ms, wenn der Videoplayer keine eigene Synchronisation zwischen Bild und Ton durchführt.
Bei der reinen Musikwiedergabe hat die Latenz wie immer keinerlei Bedeutung.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Sony LinkBuds | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Shure Aonic Free | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Jabra Elite 4 Active | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Jabra Elite 3 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Soundcore Liberty 3 Pro | 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free Pro 2 | 90 ms (Game-Mode) / 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Active | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods (3. Generation) | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
grell TWS/1 | 160–180 ms (Android, aptX Adaptive/iOS, AAC) |
Klipsch T5 II True Wireless ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless (2021) | 60 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
OnePlus Buds Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Nothing ear (1) | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC) |
EarFun Free 2 | 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds A-Series | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Yamaha TW-E3A | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Skullcandy Dime | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Marshall Mode II | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Epos GTW 270 Hybrid | 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live Free NC+ | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Cambridge Audio Melomania Touch | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless Pro | 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Scendo Snapods | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Adidas FWD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Die Sony LinkBuds sind eine gelungene Ausnahme im In-Ear-Einerlei. Sie sind klein, leicht, klingen gut und bieten einige praktische Funktionen. Sie kommen obendrein dem Ansatz, sie einfach im Ohr zu lassen – selbst wenn man sich beispielsweise im Büro zwischendurch immer wieder unterhält –, bisher von allen getesteten In-Ear-Kopfhörern am nächsten, da sie keinen Transparenzmodus benötigen, damit der Träger seine Umgebung wahrnimmt. Unter den LinkBuds fühlt man sich beim Tragen nicht abgekapselt, es entsteht keinerlei Tauchglockeneffekt und die Umgebung bleibt klar und vor allem vollständig natürlich wahrnehmbar. Wer häufig einen Transparenzmodus nutzt, wird die Lösung von Sony klar favorisieren.
Auch „Speak-to-Chat“ hat sich bei diesem Ansatz im Alltag erneut als sehr praktisch erwiesen und die adaptive Lautstärkeregelung weiß je nach Umgebung ebenfalls zu gefallen. Die Einzelnutzung ist tadellos umgesetzt – angesichts des offenen Designs braucht es sie aber eigentlich nur, um die Akkulaufzeit zu verdoppeln. Denn wenn die LinkBuds den ganzen Tag genutzt werden sollen und immer im Ohr verbleiben, geht dies nicht ohne Zwischenladung. Ein größeres und schwereres Design wäre einer längeren Akkulaufzeit bei den LinkBuds aber nicht vorzuziehen.
Klanglich bietet der Ring-Treiber überraschend viel und mehr, als vor dem Test erwartet wurde. Klare und größte Schwäche ist der Tiefbass, den man bei den LinkBuds nahezu vollständig abschreiben muss. Dem angedachten Einsatzzweck tut dies aber keinen großen Abbruch. Dennoch sollten sich Interessenten vor dem Kauf darüber bewusst sein, dass für die gebotenen Vorzüge auch Abstriche in Kauf genommen werden müssen.
Die Sony LinkBuds sind auch Lösungen wie der Huawei X Gentle Monster Eyewear II (Test), einer Sonnenbrille mit eingebauten Lautsprechern im Bügel, deutlich überlegen, da sie nicht die ganze Umgebung mithören lassen – sei es bei Musik oder Telefonaten.
Bei der Bedienung lässt Sony erneut eine vollständig individuelle Anpassung der Belegung vermissen. Der Nutzer ist weiterhin an vorgegebene Profile gebunden, die die Steuerung für den jeweiligen Ohrhörer nur insgesamt anpassen lassen, aber nicht jede Geste einzeln. So lässt sich unter Umständen nicht jede gewünschte Funktion über die Ohrhörer abbilden. Funktionen wie die Trageerkennung, „Speak-to-Chat“, die adaptive Lautstärkeregelung und die Steuerung der Ohrhörer, ohne auf selbige tippen zu müssen, können im Alltag hingegen eine sehr sinnvolle Ergänzung sein.
- Guter Klang
- Volle Transparenz
- Adaptive Lautstärkeregelung
- Auto-Play und Auto-Pause
- Schnellladen
- Anpassbare Bedienung
- Sehr gute Verarbeitung
- Sehr gute Einzelnutzung
- Sehr angenehmes Tragegefühl
- Viele Optionen in der App
- Bedienung nicht frei anpassbar, daher nie alle Funktionen auf den Ohrhörern
- Bauartbedingt kein Tiefbass
Insgesamt haben das Konzept und die Idee der Sony LinkBuds im Test ebenso wie ihre Umsetzung überzeugt. Und obwohl der Hersteller primär eine Käuferschaft bis 30 Jahre anpeilt, werden auch ältere Nutzer an den LinkBuds Gefallen finden.
Mit 180 Euro sind die Sony LinkBuds zwar kein Schnäppchen, Design, Qualität und Funktionen rechtfertigen den Preis im Alltag aber. Von ComputerBase erhält das rundum gelungene Gesamtkonzept trotz kleinerer Schwächen eine Empfehlung.
ComputerBase wurden die LinkBuds leihweise von Sony unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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