„Zu wenig Zeit“: Bundesregierung verhindert Siltronic-Übernahme
Nach langer Bedenkzeit hat die Bundesregierung quasi in letzter Minute die Übernahme von Siltronic durch Globalwafers beerdigt – denn die börsenrechtliche Frist endete in der Nacht ohne die Freigabe des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Diesem habe angeblich die Zeit gefehlt.
Bis zum Ablauf dieser Frist konnten nicht alle notwendigen Prüfungsschritte im Rahmen der Investitionsprüfung abgeschlossen werden. Das betrifft insbesondere die Prüfung der erst in der letzten Woche erfolgten kartellrechtlichen Genehmigung durch die chinesischen Behörden.
Sprecherin des Ministeriums
Seit über einem Jahr erfolgte die Prüfung nach der Bekanntgabe im November 2020, vor knapp zwei Wochen hatte die chinesische Regierung ihren Segen gegeben. Eigentlich galt dieser als schwierigster Meilenstein, mitnichten, wie nun klar wurde. Denn China wollte vertraglich gesichert sehen, dass Globalwafers inklusive Siltronic auch weiterhin chinesische Firmen beliefere. Zudem hätten bestimmte Teile der Fertigung verkauft werden müssen, mit denen Globalwafers aber einverstanden war – und auch Siltronic, die bis zur letzten Minute offen für den Verkauf waren. Die Behörden anderer Länder und auch das deutsche Bundeskartellamt hatten der Übernahme deshalb schon zugestimmt.
Siltronic ist zwar deutsch, die großen Fabs stehen aber in Singapur
Am Ende erklären Politiker nun, dass es gut sei für den deutschen Standort, wenn die heimische Technologie nicht ins Ausland verkauft werden. Doch so schwarz-weiß ist es in dem Fall nicht, auch Globalwafers argumentiert stets, man sei hier Partner und kein schlichter Käufer. Denn führend in diesem Bereich sind ohnehin drei große Hersteller aus Japan und Taiwan, das Sicherheitsdenken gegenüber diesen eigentlich eher zweitrangig.
Der größte Standort von Siltronic ist zudem nicht das sächsische Freiberg, sondern die asiatische Metropole Singapur, wo man erst vor wenigen Monaten den Bau einer neuen Fabrik für 2 Milliarden Euro in Angriff nahm. Eine weitere Fabrik betreibt Siltronic dort als Joint Venture mit Samsung Electronics.
Für potenzielle ausländische Investoren ist es laut einhelliger Meinung eher zusätzliche Abschreckung für den Standort Deutschland aber auch Europa, selbst in der Regierung sind nicht alle Parteien froh über diesen Ausgang, wenngleich die Aussagen diplomatisch verpackt werden: „Wenn handfeste Argumente gegen eine Genehmigung sprechen, ist es im Sinne des deutschen Investitionsstandorts, die Entscheidung klar zu benennen“, erklärte beispielsweise ein FDP-Sprecher.
Apropos Investitionsstandort. Globalwafers investiert sein Geld nun woanders in der Welt, erklärte der Konzern heute. Bereits binnen fünf Tagen will der Hersteller eine Alternative aufzeigen, wohin die Milliarden fließen könnten. 4,4 Milliarden Euro sollten es schließlich schon für Siltronic werden.
Siltronic wird erst einmal seinen Weg allein weiter gehen. Am morgigen Tag sollen die extra verschobenen Quartalszahlen veröffentlicht werden. Jede Nachfrage dürfte wohl in die Richtung gehen, wie die Planungen für die Zukunft nun aussehen.