Radeon RX 6800S im Test: So schnell ist AMDs besonders effiziente mobile Grafikkarte
AMDs neue Radeon RX 6800S soll Höchstleistung in besonders schmale Gaming-Notebooks bringen. Der Benchmark-Test im Vergleich zur Radeon RX 6800M zeigt, wie viel Leistung sie liefert, offenbart aber obendrein: Nicht nur die Technik, sondern auch der Name macht das Produkt. Gaming-Notebook-Kunden müssen wachsam bleiben.
Der Artikel wurde um Messwerte eines Alienware X14 (2022) mit Intel Core i7-12700H und Nvidia GeForce RTX 3060 Laptop GPU mit 60+15 Watt Verbrauch ergänzt. 60 Watt entsprechen dem von Nvidia definierten Minimum für diese Grafikkarte. Mit über Dynamic Boost 2.0 bis zu 60 + 15 = 75 Watt kommt die Konfiguration der in diesem Artikel getesteten Radeon RX 6800S mit dauerhaft 80 Watt sehr nahe, wobei die Ampere-Grafikkarte diesen Spitzenwert nicht in allen Benchmarks erreicht.
Die Radeon RX 6800S erweist sich im direkten Vergleich als schneller, 10 bis 30 Prozent lautet der Vorsprung in den drei verschiedenen Leistungsratings auf der 2. Artikelseite. Gegenüber einer GeForce RTX 3050 Laptop GPU mit 60 Watt liegt die RTX 3060 Laptop GPU mit 60 + 15 Watt hingegen über 60 Prozent in Front.
AMDs mobile Radeon RX 6000 für Notebooks
Bis dato gab es AMDs RDNA-2-Architektur in drei Ausführungen auch für Notebooks: Radeon RX 6800M, Radeon RX 6700M und Radeon RX 6600M buhlen seit Sommer 2021 in einer kleinen Anzahl an Gaming-Notebooks von Asus, HP, Lenovo und MSI um die Gunst der Kunden. Mit der Radeon RX 6800M (Test) hatte die Redaktion im Jahr 2021 das Topmodell im Test, die mit der Radeon RX 6800 für Desktop-PCs aber nur noch wenig gemein hat – statt auf Navi 21 setzt sie auf den wesentlich kleineren Navi 22.
Zur CES hat AMD die mobile Modellpalette jetzt deutlich erweitert. Neu sind SKUs aus der M-Serie und drei SKUs aus der ganz neuen S-Serie.
Radeon RX 6000M für „maximale Leistung“
Die M-Serie steht bei AMD für „maximale“ Leistung innerhalb ihrer Klasse (6800, 6700, 6600 etc.). Mit der Radeon RX 6850M XT gibt es ein neues, höher taktendes und dadurch auch mehr verbrauchendes Topmodell. Bei Radeon RX 6650M XT und Radeon RX 6650M handelt es sich um über mehr Shader respektive mehr Takt aufgewertete Radeon RX 6600M. Radeon RX 6500 und Radeon RX 6300M sind derweil zwei neue absolute Einstiegsmodelle, die denselben Chip nutzen wie die Radeon RX 6500 XT (Test) für Desktop PCs: Navi 24.
Die nachfolgende Tabelle enthält die wesentlichen Eckdaten der bestehenden und der neuen (rot) Modelle. Zum Vergleich wird die Radeon RX 6700 XT aus dem Desktop-PC herangezogen, die wie die großen mobilen Varianten auf den Navi-22-Chip mit 40 aktiven Compute-Units setzt.
6700 XT | 6850M XT | 6800M | 6700M | 6650M XT | 6650M | 6600M | 6500M | 6300M | |
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Architektur | RDNA 2 | ||||||||
GPU | Navi 22 | Navi 23 | Navi 24 | ||||||
Prozess | TSMC N7P | TSMC N6 | |||||||
Chipgröße | 336 mm² | 237 mm² | 107 mm² | ||||||
Transistoren | 17,2 Mrd. | 11,1 Mrd. | 5,4 Mrd. | ||||||
Compute-Units | 40 | 36 | 32 | 28 | 16 | 12 | |||
FP32-ALUs | 2.560 | 2.304 | 2.048 | 1.792 | 1.024 | 768 | |||
RT-Beschleunigung | Ja | ||||||||
Game-Takt | 2.424 MHz | 2.463 MHz | 2.300 MHz | 2.162 MHz | 2.222 MHz | 2.177 MHz | 2.191 MHz | 1.512 MHz | |
FP32-Leistung | 13,2 TFLOPS | 13,3 TFLOPS | 11,8 TFLOPS | 10,6 TFLOPS | 10,0 TFLOPS | 8,9 TFLOPS | 8,8 TFLOPS | 5,0 TFOPFS | 3,1 TFLOPS |
Speicher | 12 GB GDDR6 | 10 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | 4 GB GDDR6 | 2 GB GDDR6 | ||||
Speichergeschwindigkeit | 16 Gbps | 18 Gbit/s | 16 Gbit/s | 18 Gbit/s | 13,3 Gbit/s | ||||
Speicherinterface | 192 Bit | 160 Bit | 128 Bit | 64 Bit | |||||
Speicherbandbreite | 384 GB/s | 432 GB/s | 384 GB/s | 256 GB/s | 144 GB/s | 107,8 GB/s | |||
Infinity Cache | 96 MB | 80 MB | 32 MB | 16 MB | 8 MB | ||||
TBP | 230 Watt | bis zu 165 Watt | 145+ Watt | 135 Watt | bis zu 120 Watt | 100 Watt | bis 50 Watt | bis 25 Watt | |
Anbindung | PCIe 4.0 | ||||||||
DirectX 12 Ultimate | Ja |
Radeon RX 6000S für „maximale Effizienz“
Gänzlich neu sind die drei S-Modelle Radeon RX 6800S, Radeon RX 6700S und Radeon RX 6600S. „S“ steht für Slim und soll deren Einsatzgebiet verdeutlichen: besonders schlanke Gaming-Notebooks. Die S-SKUs sind dementsprechend auf eine möglichst hohe Effizienz ausgelegt, haben mit den jeweiligen M-Varianten aber nur noch wenig gemein.
So entspricht die Radeon RX 6800S mehr einer Radeon RX 6650M XT (beide Navi 23, beide 32 CUs, beide 8 GB Speicher) als einer Radeon RX 6800M (Navi 22, 40 CUs, 12 GB Speicher). Dank bis zu 20 Watt mehr Verbrauch und höheren Taktraten ist die Radeon RX 6650M XT auf dem Papier sogar schneller. Verwirrender geht es kaum.
RX 6800M | RX 6800S | RX 6650M XT | |
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Prozess | TSMC N7 | ||
GPU | Navi 22 | Navi 23 | |
Compute-Units | 40 | 32 | |
Game-Takt | 2.300 MHz | 1.975 MHz | 2.162 MHz |
Rechenleistung | 11,8 TFLOPS | 9,2 TFLOPS | 10,0 TFLOPS |
Speicher | 12 GB | 8 GB | |
Speicherinterface | 192 Bit | 128 Bit | |
Speicher-Geschwindigkeit | 16 Gbps | ||
Speicherbandbreite | 384 GB/s | 256 GB/s | |
Infinity Cache | 96 MB | 32 MB | |
Leistungsaufnahme | 145+ Watt | bis zu 100 Watt | bis zu 120 Watt |
Radeon RX 6800S vs. Radeon RX 6800M
Im Endeffekt setzt sich AMDs (und Nvidias) Ansatz in der Namensgebung hier nur eine Klasse tiefer fort: Die Radeon RX 6800M hat wenig mit der Radeon RX 6800 zu tun, ist aber das Topmodell der M-Serie im Notebook. Und die Radeon RX 6800S hat mit der Radeon RX 6800M wenig gemein, stellt jedoch das Topmodell in der besonders effizienten S-Linie im Notebook dar.
Im Verhältnis RX 6700S zu RX 6700M ist es ähnlich: Auch diese GPU setzt nicht wie die RX 6700M auf die (auf 32 CUs beschnittene) Navi-22-GPU, sondern wechselt auf Navi 23 mit 28 CUs samt weniger Infinity-Cache, Speicherbandbreite und Speicher. Im Vergleich Radeon RX 6600S zur Radeon RX 6600M ist es dann wiederum in erster Linie der höchstens 4 GB große Speicher, der den Unterschied macht – die Maximalkonfigurationen beider Grafikchips stehen sich ansonsten sehr nahe.
RX 6700M | RX 6700S | RX 6600M | RX 6600S | |
---|---|---|---|---|
Prozess | TSMC N7 | |||
GPU | Navi 22 | Navi 23 | ||
Compute-Units | 32 | 28 | ||
Game-Takt | 2.300 MHz | 1.890 MHz | 2.177 MHz | 1.881 MHz |
Rechenleistung | 10,6 TFLOPS | 7,9 TFLOPS | 8,8 TFLOPS | 7,8 TFLOPS |
Speicher | 10 GB | 8 GB | 4 GB | |
Speicherinterface | 160 Bit | 128 Bit | ||
Speicher-Geschwindigkeit | 16 Gbps | 14 Gbps | ||
Speicherbandbreite | 320 GB/s | 224 GB/s | ||
Infinity Cache | 80 MB | 32 MB | ||
Leistungsaufnahme | bis zu 135 Watt | bis zu 80 Watt | bis zu 100 Watt | bis zu 80 Watt |
Wie schnell die Radeon RX 6800S mit Navi-23-GPU im Vergleich zur Radeon RX 6800M mit Navi-22-GPU ist, hat die Redaktion nachfolgend im Detail nachgemessen.
So laufen die GPUs in den Testmodellen von Asus
Für den Test der Radeon RX 6800S stand der Redaktion abermals das Asus ROG Zephyrus G14 zur Verfügung. Dasselbe Notebook kam bereits beim Test der iGPU Radeon 680M und beim Test des Ryzen 9 6900HS zum Einsatz. Die Radeon RX 6800M wurde im Asus ROG Strix G15 mit Ryzen 9 5900HX aus dem Jahr 2021 getestet.
Getestet wurde die Leistung der dGPU jeweils im Turbo-Profil, so wie es über Asus' Software Armoury Crate definiert werden kann
Für die Radeon RX 6800S im G14 bedeutet das: Die GPU darf bis zu 105 Watt aufnehmen, solange es die GPU-Temperatur und die von der CPU angeforderte elektrische Leistung zulassen. Im Fall der Radeon RX 6800M sind es wesentlich höhere bis zu 179 Watt, die Einflussfaktoren sind dieselben.
Profil | ||||
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Asus ROG Zephyrus G14 2021 | ||||
Szenario | Silent | Performance | Turbo | Manuell |
TDP CPU (GPU ruht) | bis 45 W | bis 45 W | bis 80 W | bis 80 W |
TDP CPU (GPU aktiv) | bis 25 W | bis 35 W | bis 35 W | bis 45 W |
TGP GPU1 | 65–80 W | 70–90 W | 80–105 W | 80–105 W |
Plattform (CPU+GPU, dauerhaft)2 | bis 90 W | bis 90 W | bis 105 W | bis 125 W |
Asus ROG Strix G15 2021 | ||||
Szenario | Silent | Performance | Turbo | Manuell |
TDP CPU (GPU ruht) | bis 50 W | bis 74 W | bis 90 W | bis 100 W |
TDP CPU (GPU aktiv) | bis 25 W | bis 35 W | bis 55 W | bis 100 W |
TGP GPU1 | 65–109 W | 80–154 W | 125–179 W | 1–189 W |
Plattform (CPU+GPU, dauerhaft)2 | 90–110 W | 115–155 W | 180 W | 90–190 W |
1 minimal bei hoher Temperatur und hohem CPU-Verbrauch, maximal bei niedriger Temperatur und geringem CPU-Verbrauch 2 minimal bei hoher Temperatur, maximal bei niedriger Temperatur |
Wie die nachfolgenden Diagramme zeigen, verhalten sich Radeon RX 6800S im G14 und Radeon RX 6800M im G15 innerhalb der gesetzten Parameter sehr unterschiedlich. So zeigt die Radeon RX 6800M keinen negativen Einfluss der Temperatur auf die Leistungsfähigkeit, die Leistungsaufnahme liegt mit 150 Watt in FHD respektive 165 Watt in UHD sehr konstant an.
Die Radeon RX 6800S hingegen genehmigt sich in beiden Auflösungen nur zu Beginn die maximal erlaubten 105 Watt und fährt auf diesem Weg den höchsten Takt. Danach fällt sie in beiden Auflösungen auf die minimal konfigurierten 80 Watt zurück, was auch in rund 350 MHz weniger Takt resultiert.
Entscheidender Einflussfaktor scheint dabei nicht die CPU-Leistungsaufnahme, sondern die Hot-Spot-Temperatur der GPU zu sein, die in beiden Tests bei 100 °C gehalten wird
Mit Ausnahme von F1 2020/2021 ist dieser Leistungsabfall auf den folgenden Seiten in den Benchmarks bereits mit inbegriffen, weil die anderen Benchmarks nicht aus einer Ruhephase, sondern bereits aus einer Lastphase heraus erstellt wurden. Nur bei F1 startet der Benchmark direkt nach dem Laden vom Desktop aus.