Ende Januar noch als neue schnellste mobile CPU gekrönt, zeigte der Intel Core i7-12700H (Test) mit dauerhaft 120 Watt dem Core i9-12900HK (Test) mit dauerhaft 65 Watt in der letzten Woche nur die Rücklichter und dem Kunden einmal mehr, dass die von Intel vorgenommene Klassifizierung systemübergreifend kaum Orientierung bietet. Aber ist das das Ziel im Notebook: Mit der Wattbrechstange die Nummer 1 zu sein?
AMD setzt auf Effizienz
AMDs Ansatz ist ein anderer: Bei Ryzen 6000 in der H(S/X)-Serie werden 28 bis 35 und vielleicht noch 45 Watt in den Fokus gerückt, von höheren Verbräuchen spricht der Hersteller nicht gern. Doch die werden zweifelsfrei auch kommen, denn AMD hat diese Chips im Programm und Notebook-Hersteller werden sie in ausgewachsenen Gaming-Systemen verbauen. Das werden dann allerdings eher die H- und HX-Modelle sein, bei den besonders effizienten HS-Modellen für dünne Notebooks gebietet in der Regel schon das Einsatz-Chassis, dass es nicht viel mehr als 45 Watt werden.
Marketing-Schlacht auf unterstem Niveau
Bei bis zu 35 Watt sind AMDs Prozessoren zweifelsfrei sehr effizient, das wird der Test zeigen und das zeigt auch AMD auf bunten Marketing-Folien. Die von AMD gewählte Darstellung schießt allerdings über das Ziel hinaus. Die Folien zeigen Intels Core i9 in Führung, aber mit dem angeblich dreifachen Energiebedarf: Die 110-Watt-TDP-Einstellung im MSI Raider GE76 ist allerdings nur auf dem Papier existent. Im Dauertest sind es „nur“ 70 bis 80 Watt, wie zuletzt von der Redaktion ermittelt wurde.
AMDs extrem hoher Punktewert für den Ryzen 9 6900HS lässt sich zudem nicht mal gemäß Hersteller-eigenen Tests untermauern – der Wert ist für 35 Watt definitiv zu hoch. Der AMD Reviewer's Guide zum Prozessor spricht hier beispielsweise nur von rund 5.050 Punkten in CB20 – angeblich auch bei 35 Watt. Im CB-Test ist das eher die Konfiguration mit 35 Watt Basispower, aber samt Turbo von 45 Watt – der im Asus ROG Zephyrus G14 dauerhaft gehalten wird. Ergebnisse von anderen Tests wie beispielsweise bei Golem bestätigen dabei die Messungen von ComputerBase und nicht die Aussagen von AMD.
In den präsentierten Folien ist der Hersteller dieses Mal definitiv zu weit über das Ziel hinausgeschossen und hat falsche Ergebnisse über das Marketing verkauft.
Realistische Ergebnisse in Cinebench R20
Die grundlegende Aussage („AMD Ryzen 6000 ist effizienter als Intels 12. Generation Core“) ist dabei nicht einmal verkehrt. ComputerBase hat einen Intel Core i7-12700H auf das Maximum von 45 Watt beschränkt und dem Ryzen 9 6900HS mit 45 Watt gegenübergestellt. Heraus kommt mit 4.794/12.597 zu 4.873/12.438 Punkten im Schnitt bei Cinebench R20 und Cinebench R23 quasi ein Gleichstand.
Fakt ist jedoch, dass AMDs CPUs mit geringerem Energiebedarf gegenüber Alder Lake aufholen können. So lässt sich festhalten, dass Intel zwar nach oben hinaus mit höherer TDP fast immer gewinnt, je niedriger aber die Leistungsaufnahme ist, desto besser steht AMD da. Und spätestens unter der Marke von 40 Watt kehrt sich das dann in einen Vorteil für AMD um – genau deshalb bewirbt das Unternehmen bei Rembrandt primär die 35- und 28-Watt-Modelle und das Testsample ist entsprechend gewählt.
Verlaufsdiagramm und Details im Blender-Rendering
Der Blick auf Blender und die passenden Verlaufsdiagramme zeigt das. Der AMD Ryzen 9 6900HS bleibt im 35/45-Watt-Standardprofil dauerhaft bei 45 Watt Leistungsaufnahme und erledigt den Test extrem flott. Zusätzlich hat die Redaktion das Turbo-Profil mit 35/80 Watt als auch das Silent-Profil mit 25/45 und als Bonus den manuellen Modus verwendet. Letzterer gibt ohne Ende und ohne Rücksicht auf Verluste Vollgas.
Hier zeigen sich letztlich die wahre Leistungsaufnahme und so auch die passende Leistung dazu. Die Basis-TDP liegt bei AMD unterm Strich genauso wenig und de facto nie an wie bei Intel, es wird sich immer am höheren Wert orientiert, weil das Asus ROG Zephyrus G14 die CPU ausreichend kühlt. Bei AMDs Modell ist das in Standardkonfiguration die Marke 45 Watt. Das 65/135-Watt-Limit beim Core i9-12900HK lässt die CPU schließlich mit dauerhaft rund 70 Watt arbeiten. Das 35/80-Watt-Profil des AMD Ryzen 9 6900HS liegt ebenfalls bei dauerhaft rund 70 Watt.
Prozessor
TDP lt. Tool
TDP gemessen
Blender-Ergebnis
AMD Ryzen 9 6900HS
35/35 Watt
~35 Watt
1.133 Sekunden
AMD Ryzen 9 6900HS
35/45 Watt
~45 Watt
1.029 Sekunden
AMD Ryzen 9 6900HS
35/80 Watt
~70 Watt
941 Sekunden
Intel Core i7-12700H
35/60 Watt
erst 60, dann dauerhaft 35 Watt
1.275 Sekunden
Intel Core i7-12700H
45/45 Watt
~45 Watt
1.153 Sekunden
Intel Core i9-12900HK
65/135 Watt
~70 Watt
986 Sekunden
Intel Core i9-12900HK
85/135 Watt
~80 Watt
921 Sekunden
Was Cinebench gezeigt hat, wird hier untermauert. Bei gleicher Leistungsaufnahme liefern AMDs und Intels Lösungen jenseits der 45 Watt sehr ähnliche Ergebnisse, im Fall von Blender aber mit leichtem Vorteil für AMD selbst bei bis zu 70 Watt Dauerlast. Mit geringerer Leistungsaufnahme geht die Schere wie zuvor zu Gunsten von AMD weiter auseinander – je niedriger die Leistungsaufnahme, desto besser steht Rembrandt da.
Im eigenen Hause AMD wird die Effizienzsteigerung vor allem gegenüber den Ryzen 7 5800H und Ryzen 9 5980HS sichtbar. Diese sind in den Standard-Diagrammen zwar nur in der Maximal-Ausführung und somit auch bei 70 Watt Dauerlast beim Ryzen 7 5800H in Blender vertreten, doch zeigt der Neuling Ryzen 9 6900HS, dass er das heute quasi bei 45 Watt schafft.
Benchmarks mit Teil- und voller Last
Die Diagramme machen auch noch einmal eines klar: Zen 3+ ist in Sachen Leistung, nicht Leistung pro Watt nach wie vor Zen 3. Die reine Rohleistung hat sich beim Prozessor nicht geändert, der AMD Ryzen 7 5700G ist ein 8-Kern-Prozessor bei 65 Watt – der AMD Ryzen 9 6900HS bei dauerhaftem Verbrauch von rund 70 Watt ist letztlich auch genauso schnell.
Im Multi-Core-Rating kann sich die exakt auf 35 Watt eingestellte Variante des AMD Ryzen 9 6900HS am Ende gegen den Intel Core i7-12700H mit exakt 45 Watt behaupten. Auch die 45-Watt-Einstellung, also das Leistungsprofil im Notebook mit 35 Watt Basis-TDP und 45 Watt Turbo beim 6900HS, der letztlich halt immer anliegt, ist eine gute Option, die einen Leistungsgewinn bringt. Die 80-Watt-Konfiguration ist hingegen nur noch bedingt sinnvoll, zeigt aber, dass selbst oben hinaus gegenüber dem Vorgänger gewonnen wurde.
In Single-Core-Szenarien hat Zen 3 dann keine realistische Chance gegen Alder Lake. In dem Bereich ist die IPC von Intels neuer CPU einfach zu hoch. Hier muss AMD mit einer echten neuen Architektur auftreten, um gewinnen zu können. Auch zeigt sich hier einmal mehr, dass Ryzen 6000 gegen Ryzen 5000 keinen Leistungsgewinn bietet und die IPC, also Leistung pro Takt, gleich bleibt.
AMD schlägt Intel unter 45 Watt in Sachen Effizienz, Apples M1 Pro aus dem aktuellen MacBook Pro 14 Zoll bleibt bei Volllast auf allen Kernen (Blender Benchmark, Cinebench R23 Multi-Core, Geekbench 5.1) bei rund 35 Watt TDP auf beiden Seiten hingegen deutlich vorne.
In Single-Core-Tests, darunter auch die Browser-Benchmarks, liegt in Sachen Leistung wiederum auch der Ryzen 9 6900HS mal vorne. Dafür liegt der Verbrauch der APU mit um die 25 Watt in Cinbench R23 Single Core gegenüber knapp 6 Watt beim M1 Pro im MacBook Pro 14 Zoll wesentlich höher.