EarFun Air Pro SV im Test: Klang, Frequenzanalyse, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Der Klang der EarFun Air Pro SV
Die EarFun Air Pro SV offenbaren schon beim ersten Probehören eine starke Bassfokussierung. Dies führt zwar dazu, dass der Bass im Hintergrund in St Jude von Florence + The Machine selbst bei leiser Wiedergabe noch durchaus zu hören ist, lässt insbesondere den Mitten, aber je nach Musikstück auch den Höhen zu wenig Raum, um sich hervorzutun. In Titeln mit starkem Bass werden die Mitten und Höhen zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Der Bass ist dabei nicht nur laut, sondern kraftvoll und gut umgesetzt. Die Höhen fangen bei maximaler Lautstärke hingegen an zu kreischen und zu zischen.
Insgesamt fehlt es dem Klang der Air Pro SV an der letzten Klarheit – über alle Frequenzen hinweg. Die Wiedergabe ist insgesamt solide und gut, aber nicht hervorragend, was sich etwa in Gitarrenklängen in Scott Street von Phoebe Bridgers, Dreams on Fire von Katie Melua oder Your Power von Billie Eilish bei genauem Hinhören ausmachen lässt. In den allermeisten Fällen wird dies jedoch nicht ins Gewicht fallen.
Insgesamt liefern die EarFun Air Pro SV einen guten Klang, wenn man sich mit der Bassverstärkung anfreunden kann oder sie explizit möchte.
Analyse des Frequenzverlaufs
Auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern führt ComputerBase Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation. Sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.
Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.
Die Frequenzanalyse bestätigt die starke Anhebung des Bassbereichs, während die Mitten minimal unterrepräsentiert sind. Abseits der Bassverstärkung zeigen die EarFun Air Pro SV aber einen guten, weitgehend flachen Frequenzverlauf.
ANC filtert nur tiefe Frequenzen
Das ANC selbst erzeugt zwar eine sofort hörbare Dämpfung der Umgebung, ist aber weniger effektiv als etwa bei den Apple AirPods Pro (Test) oder den Amazon Echo Buds 2 (Test). Mit den führenden Sony WF-1000XM4 (Test) und Bose QuietComfort Earbuds (Test) kann sich EarFun in diesem Bereich keinesfalls messen.
Dies liegt daran, dass das ANC der Air Pro SV in erster Linie erneut tiefe Frequenzen filtert. Vogelgezwitscher und viele andere Umgebungsgeräusche im Alltag dringen jedoch völlig ungedämpft an das Ohr des Trägers. Wie bei den EarFun Air Pro 2 (Test) ist die ANC-Leistung für normale Geräusche deshalb unterdurchschnittlich.
Das ANC der EarFun Air Pro SV weist kein störendes Grundrauschen auf. Dafür erzeugt das Aktivieren des ANCs den bekannten Tauchglockeneffekt, bei dem sich der Träger sehr von seiner Außenwelt abgeschottet fühlt. Auch wenn das Design der EarFun Air Pro SV mit ovalen Passstücken und geringer Eindringtiefe dem der AirPods Pro ähnelt, sind letztere in dieser Hinsicht unerreichbar.
Guter Transparenzmodus ohne Anpassung
Der Transparenzmodus der EarFun Air Pro SV bietet eine gute Wiedergabe der Umgebung, bei der Geräusche weitgehend natürlich klingen und keine übermäßige Härte hinzugefügt wird. Während die Umgebung bei eingesetzten Ohrhörern ohne Musikwiedergabe so sehr gut wahrzunehmen ist, kann man sie bei normaler Musikwiedergabe allerdings nur noch sehr eingeschränkt hören. Gespräche können bei aktiver Musikwiedergabe keinesfalls geführt werden und auch Durchsagen lassen sich nur verstehen, wenn man die Lautstärke stark reduziert oder die Wiedergabe pausiert, wenn man eine Durchsage wahrnimmt.
Telefonie mit starker Filterung
Bei der Telefonie gehen die EarFun Air Pro SV mit einer starken Filterung ans Werk, die meist keine Umgebungsgeräusche durchdringen lässt. Nur vereinzelt, wenn der Träger spricht, sind sie zu hören. Die Filterung erzeugt jedoch ein hörbares Rauschen um die Stimme des Trägers, die je nach Situation zudem etwas verfälscht wird.
Latenz der EarFun Air Pro SV
Bei der Latenz kommt den EarFun Air Pro SV der Game-Mode beziehungsweise der proprietäre Low-Latency-Modus zu Gute, der unabhängig vom Endgerät nicht nur über die App, sondern ebenso über die Ohrhörer aktiviert werden kann – also insbesondere auch bei der Nutzung am Notebook. Die Latenz bei aktiviertem Game-Mode liegt bei circa 85 ms. Der Game-Mode hat zudem keinerlei Auswirkung auf den Klang der EarFun Air Pro SV. Zu verfrühten Abbrüchen zwischen Ohrhörern und Endgerät kam es im Test durch den Modus zudem nicht. Wer die Air Pro SV beim Spielen oder bei der Video-Wiedergabe nutzt, sollte deshalb den Game-Mode aktivieren, sofern der Videoplayer selbst keine Synchronisierung zwischen Audio und Video vornimmt. Ohne Game-Mode liegt die Latenz bei rund 170 ms.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
EarFun Air Pro SV | 85 ms (Android/iOS, Game-Mode) / 170–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Amazon Echo Buds | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony LinkBuds | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Shure Aonic Free | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Jabra Elite 4 Active | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Jabra Elite 3 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Soundcore Liberty 3 Pro | 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free Pro 2 | 90 ms (Game-Mode) / 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Active | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods (3. Generation) | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
grell TWS/1 | 160–180 ms (Android, aptX Adaptive/iOS, AAC) |
Klipsch T5 II True Wireless ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless (2021) | 60 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
OnePlus Buds Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Nothing ear (1) | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC) |
EarFun Free 2 | 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds A-Series | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Yamaha TW-E3A | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Skullcandy Dime | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Marshall Mode II | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Epos GTW 270 Hybrid | 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live Free NC+ | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Cambridge Audio Melomania Touch | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless Pro | 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Scendo Snapods | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Adidas FWD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Für derzeit rund 60 und regulär 90 Euro bieten die EarFun Air Pro SV ein gemischtes Bild. Der Low-Latency-Modus weiß in der Praxis zu überzeugen, der Tragekomfort ist überdurchschnittlich hoch für In-Ears und der Klang ist abseits kleinerer Schwächen ebenfalls insgesamt gut, wenn auch zu sehr bassbetont. Das ANC bleibt jedoch weiter hinter den beworbenen Fähigkeiten und auch den guten Konkurrenten zurück und filtert erneut ausschließlich tiefe Frequenzen, während viele Alltagsgeräusche ungehindert durchdringen. Und bei der Telefonie hätte etwas weniger Umgebungsfilterung der Klangqualität genützt.
Im Vergleich zu den anderen Modellen der Air-Pro-Serie fehlt im Alltag tatsächlich die Trageerkennung, die oft ein sinnvolles Extra darstellt. Zudem ist die Bedienung nicht vollständig anpassbar und neigt zu häufigen Fehleingaben, da bereits das Anfassen der Ohrhörer in aller Regel die Lautstärke verändert. Diese Zuweisung lässt sich auch nicht deaktivieren. Zudem sorgt die dreieckige Form der Air Pro SV dafür, dass man immer leicht schräg von hinten an die Ohrhörer tippen muss, was im Alltag störend ist und die Ohrhörer immer wieder stärker verrutschen lässt als bei seitlichem Tippen.
Die App ist ein Gewinn, benötigt im Detail aber noch feinere Einstellmöglichkeiten, etwa bei der eben genannten Anpassung der Steuerung, den Möglichkeiten der Anpassung im Equalizer oder auch der Option, die Intensität des Transparenzmodus und ANCs anzupassen. Dass EarFun nun aber überhaupt eine optionale App bietet, auf die man zurückgreifen kann, wenn man möchte, ist positiv zu werten.
- Sehr angenehmes Tragegefühl
- Weitgehend guter Klang
- Wireless Charging
- Schnellladen
- Einzelnutzung
- Optionale App für Einstellungen und Updates
- IPX5
- Ungewollte Eingaben passen Lautstärke an
- Schräge Seite erschwert Bedienung
- Sehr bassbetont
- ANC filtert nur tiefe Frequenzen
- Nur eingeschränkt für Sport geeignet
ComputerBase hat die Air Pro SV leihweise von EarFun zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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