Frontier-Verspätung: Mini-Supercomputer „Crusher“ startet als Test
Der Schritt der USA in die Exascale-Ära ist geprägt von Verspätungen. Auch der auf AMD basierende Supercomputer Frontier wird nicht fertig. Eine kleine Auskoppelung mit den Namen Crusher wird nun verwendet um vorab weitere Tests durchzuführen. Der produktive Einsatz von Frontier verschiebt sich auf das Jahr 2023.
Nicht nur Intel ist spät dran
Es hatte sich zuletzt bereits angedeutet, als von Problemen mit dem Interconnect im Cray-Supercomputer zu lesen war, die die Inbetriebnahme des Frontier-Supercomputers verzögern. Das überraschte, denn Slingshot von Cray ist nicht erst seit kurzer Zeit im Einsatz, sondern wird bereits in einigen anderen Systemen problemlos genutzt. Die Technologie ist ein Kernelement, ohne die darüber umgesetzte Verbindung der Nodes untereinander wird kein Exascale-System aus den einzelnen Servern.
Crusher ist ein Mini-Frontier
Mit Crusher können Forscher bis dato auf 192 Nodes erste Testläufe ihres Codes für die Hardware rund um AMD Zen 3 und AMD Instinct MI250X ausprobieren. Diese 192 Nodes mit je einem AMD Epyc 7A53 mit 64 Kernen und vier AMD Instinct MI250X werden von 512 GByte DDR4 flankiert und entsprechen 1,5 Cabinets des finalen Supercomputers. Sie stellen so in kleiner Form das spätere große Ganze dar, Slingshot-Interconnect von Cray/HP inklusive.
Verspätung geschickt verschleiert
Wie die auf HPC-Themen und Supercomputer spezialisierte Seite insideHPC anmerkt, sorgt bei der Diskussion um den Fortschritt bei Supercomputern auch die verwendete Fachterminologie schnell für Verwirrung. Wörter wie „Stood up,” „shipped,” „deployed,” „delivered,” „installed,” „launched,” „accepted” werden geschickt gemischt, zum Teil auch nur für bestimmte Phasen des Projekts genutzt, um den exakten Termin für das Gesamtprojekt zu verschleiern und so die Verspätung nicht direkt einräumen zu müssen. Der finale Termin heißt heute ganz klar: Am 1. Januar 2023 geht es mit Frontier für die Forscher los. Alles davor ist Teil der Testphase.
Kommt Intels Aurora am Ende doch früher?
Und plötzlich könnte Intels Aurora doch wieder der erste Exascale-Supercomputer der USA werden, nachdem er zwischenzeitlich wie abgehängt aussah, da auch Intels Einzelteile wie die CPUs vom Typ Sapphire Rapids und die HPC-GPUs vom Typ Ponte Vecchio zu viel Verspätung aufgebaut hatten.
Natürlich treffen aber auch bei dem Projekt die gleichen begrifflichen Spitzfindigkeiten zu: Geplant, versandt, geliefert, aufgebaut, installiert, gestartet und letztlich abgenommen bedeutet vieles, nur kein konkretes Datum für den Start. Ob der Prozess bei Aurora wirklich noch im Jahr 2022 abgeschlossen werden kann, steht jedoch genau so in den Sternen.