AMDs und Nvidias aktuelle Grafikkarten sind bereits anderthalb Jahre alt, entsprechend haben sich die Treiber mittlerweile weiterentwickelt. Das bringt teils deutlich mehr Performance, wie der Test auf einer GeForce RTX 3080 und Radeon RX 6800 XT zeigt.
AMDs Radeon RX 6800 XT (Test) und damit der Anfang der RDNA-2-Generation ist mittlerweile 16 Monate alt, Nvidias GeForce RTX 3080 (Test) und damit Ampere gar schon 18 Monate. In der Zeit hat sich das Gesamtpaket durch diverse neue Treiberversionen deutlich weiterentwickelt. Damit stellt sich die Frage, wie viel schneller die GeForce und die Radeon durch die Software-Updates geworden sind.
RTX 3080 und RX 6800 XT im Treiber-Duell
Diese Frage versucht der Artikel so gut wie möglich zu klären, wobei dies nicht ganz einfach ist. Denn seit dem Release der Grafikkarten hat nicht nur die klassische Treiberentwicklung Fortschritte gemacht, sondern es haben sich auch weitere Faktoren geändert. Einer davon ist Resizable BAR, das ebenso mit der Zeit deutlich besser geworden ist und damit einen nicht zu unterschätzenden Faktor bei den Leistungsverbesserungen darstellt. Darüber hinaus müssen die alten Treiber Benchmarks mit neuen Spielen bewältigen, die noch lange nicht erschienen waren, als die Treiber fertiggestellt wurden. Und zu guter Letzt werden die Benchmarks mit Windows 11 durchgeführt, das ebenso noch nicht veröffentlicht war, als Ampere und RDNA 2 in den Startlöchern standen.
Entsprechend werden die folgenden Benchmarks nicht nur die reine Treiberentwicklung zeigen, sondern wie viel schneller das Gesamtpaket in aktuellen Spielen geworden ist – das gilt es zu beachten. Damit wird sich auch die Frage klären lassen, wie sinnvoll es ist, immer die neuesten Treiber zu installieren. Oder ob es auch ausreicht, auf eine alte, dafür aber bewährte Software-Version zu setzen.
Testsystem und Treiber
Für den Artikel kommt das aktuelle Grafikkarten-Testsystem zum Einsatz. Bei den Grafikkarten handelt es sich um die Radeon RX 6800 XT und die GeForce RTX 3080 in AMDs beziehungsweise Nvidias Referenzdesign. Das Testverfahren entspricht den üblichen Prozeduren, die im oben verlinkten Artikel nachgelesen werden können.
Als Auflösung hat sich die Redaktion für 2.560 × 1.440 entschieden. Die im Test genutzten High-End-Beschleuniger haben zwar auch mit 3.840 × 2.160 kein Problem, doch müsste für die Raytracing-Tests dann eine andere, geringere Auflösung genutzt werden. Zudem stellt WQHD eine gute Mischung aus GPU- und CPU-Belastung dar, um so komplexere Anforderungen zu schaffen.
Das Performancerating basiert nicht auf allen Spielen
Erwähnt werden muss noch, dass einige Spiele wie Battlefield 2042, Call of Duty: Vanguard und Deathloop mit ganz altem Treiber nicht mehr starten. Es wird nur eine Warnung mit Details angezeigt – in das Game kommt man nicht ohne einen neueren Treiber. In einem Titel passiert auch einfach gar nichts nach dem Klicken der Verknüpfung. Zudem gibt es den Fall, dass sich Raytracing nicht aktivieren lassen will. Entsprechende Spiele können deshalb allein aus mathematischen Gründen nicht im Performancerating vertreten sein, die Benchmark-Ergebnisse werden aber in den einzelnen Spiele-Diagrammen aufgeführt.
Die eingesetzten Treiber im Detail
Im Test werden vier verschiedene AMD- und Nvidia-Treiber genutzt. Den Anfang machen der GeForce 456.38 und der Adrenalin 20.11.2 und damit die ersten Treiber, die die GeForce RTX 3080 und die Radeon RX 6800 XT unterstützt haben. Als Zweite im Bunde treten der GeForce 471.96 und der Adrenalin 21.9.2 an, die im August beziehungsweise September 2021 erscheinen sind. Die GeForce war damit genau ein Jahr alt, die Radeon zehn Monate. Als nächste Vertreter gibt es den GeForce 497.09 und den Adrenalin 21.12.1, mit denen ComputerBase den neuen Testparcours erstellt hat. Und zu guter Letzt folgen mit dem GeForce 511.79 und dem Adrenalin 22.2.3 die aktuellen Treiberversionen.
Erscheinungsdatum
AMD
Adrenalin 20.11.2
November 2020
Adrenalin 21.9.2
September 2021
Adrenalin 21.12.1
Dezember 2021
Adrenalin 22.2.3
Februar 2022
Nvidia
GeForce 456.38
September 2020
GeForce 471.96
August 2021
GeForce 497.09
Dezember 2021
GeForce 511.79
Februar 2022
Benchmarks mit und ohne Raytracing in 2.560 × 1.440
Nicht alle Spiele starten überhaupt noch mit alten Treibern. Battlefield 2042, Call of Duty: Vanguard und Deathloop verweigern bei den ältesten Software-Versionen teils gar völlig ihren Dienst. Möglicherweise würden die Titel noch völlig normal laufen, doch setzen sie eine gewisse Mindesttreiberversion voraus, um überhaupt zu starten. In Doom Eternal und Marvel's Guardians of the Galaxy funktioniert mit alten Treibern kein Raytracing, die Option ist ausgegraut. Und Forza Horizon 5 und The Riftbreaker mit Raytracing stürzen je nach Hardware sogar ab. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch eine extrem langsame Performance mit alten Radeon-Treibern in Halo Infinite. Genauere Details zu den Problemen zeigt die folgende Tabelle. Sämtliche Games beziehungsweise Einstellungen, die in dieser genannt werden, haben automatisch den Ausschluss aus den Ratings zur Folge.
AMD Radeon
Nvidia GeForce
Battlefield 2042
Spiel startet nicht mit 20.11.2
Spiel startet nicht mit 456.38
CoD: Vanguard
Spiel startet nicht mit 456.38
Deathloop
Spiel startet nicht mit 456.38
Doom Eternal
Kein Raytracing mit 20.11.2
Kein Raytracing mit 456.38
Forza Horizon 5
Spiel stürzt ab mit 20.11.2
Guardians of the Galaxy
Kein Raytracing mit 20.11.2 & 21.9.2
Halo Infinite
Unspielbare Performance mit 20.11.2 & 21.9.2
The Riftbreaker
Spiel stürzt ab bei Raytracing mit 20.11.2
Nvidia zeigt sich erstaunlich leistungsstabil
Die GeForce RTX 3080 zeigt sich selbst mit altem Treiber noch gut in Form, was sich auch in neuen Spielen nicht großartig, sondern vielmehr im Detail ändert. Im Durchschnitt ist der Ampere-Beschleuniger in Rasterizer-Spielen mit dem Ersttreiber GeForce 456.38 gerade einmal 2 Prozent langsamer bei den Durchschnitts-FPS als mit dem neuesten GeForce 511.79. In Raytracing-Spielen verdoppelt sich der Abstand auf 4 Prozent, bleibt damit aber immer noch gering. Bei den Perzentil-FPS sind die Abstände etwas größer, bleiben jedoch auch verhältnismäßig klein. Der neueste Treiber ist in dieser Disziplin in Rasterizer-Spielen 4 Prozent besser als die älteste Software-Version, in Raytracing-Spielen sind es 6 Prozent.
Ein Blick in die einzelnen Titel zeigt, dass es durchaus Fälle gibt, wo neue Treiberversionen die GeForce RTX 3080 ein gutes Stück mehr beschleunigen als im Schnitt, was aber auch bedeutet, dass sich in einigen Games überhaupt nichts ändert. Ausgerechnet das mittlerweile schon recht alte Assassin's Creed Valhalla weist eine der größten Leistungssteigerungen auf. Denn sowohl der GeForce 497.09 als auch der GeForce 511.79 bringen deutliche Vorteile gegenüber dem GeForce 456.38 und dem GeForce 471.96, die maximal 14 Prozent betragen.
Erwähnenswert sind darüber hinaus noch 16 Prozent bessere Perzentil-FPS in Far Cry 6 bei aktiviertem Raytracing mit dem GeForce 511.79 im Vergleich zum GeForce 456.38 und bis zu 14 Prozent mehr FPS in God of War mit den beiden neuesten Treibern im Test. Halo Infinite wird mit dem GeForce 511.79 nochmal ein Stück gegenüber den älteren Versionen beschleunigt, die Vorteile liegen bei maximal 15 Prozent. Auch Hellblade: Senua's Sacrifice kommt mit 10 Prozent mehr FPS knapp auf einen zweistelligen Vorteil. Battlefield 2042 läuft derweil mit dem neuesten Treiber leicht langsamer als mit älteren Versionen, dasselbe gilt für Life is Strange: True Colors.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Auf AMD gibt es deutlich größere Unterschiede
Die GeForce RTX 3080 zeigt sich ziemlich leistungsstabil, bei AMD gibt es dagegen deutlich größere Unterschiede. So legt die Radeon RX 6800 XT beim Wechsel vom Adrenalin 20.11.2 auf den nicht ganz ein Jahr neueren Adrenalin 21.9.2 in Rasterizer-Spielen im Durchschnitt um 8 Prozent an Durchschnitts-FPS zu, in den Raytracing-Titeln sind es 9 Prozent. Bereits das ist mehr als doppelt so viel wie Nvidia mit dem neuesten gegenüber dem ältesten Treiber gemacht hat. Der Adrenalin 21.12.1 bringt dann noch einmal weitere 2 bzw. 3 Prozent mehr Bilder pro Sekunde, während der aktuelle Adrenalin 22.2.3 wieder 1 Prozent langsamer ist. Das Delta zwischen dem ältesten und dem neuesten Treiber liegt damit dennoch bei hohen 10 Prozent (Rasterizer) und 14 Prozent (Raytracing). Das erklärt auch, warum AMD einen leichten Rückstand der Radeon RX 6800 XT zum Launch in einen leichten Vorsprung gegenüber der GeForce RTX 3080 umwandeln konnte.
In den einzelnen Spielen geht es stellenweise richtig rund. Mit dem Adrenalin 21.9.2 wird die Radeon RX 6800 XT in Assassin's Creed Valhalla zum Beispiel mal eben 24 Prozent schneller. Das kann vermutlich damit begründet werden, dass AMD Resizable BAR einige Treiberversionen nach der Vorstellung deutlich verbessert hat. Davon profitieren auch einige andere Titel im Testparcours. Zweistellige Leistungsverbesserungen sind entsprechend keine Seltenheit. Battlefield 2042 legt um bis zu 13 Prozent mit neuen Treibern zu, Cyberpunk 2077 um 17 Prozent, Diablo II: Resurrected um 10 Prozent, F1 2021 um 16 Prozent, Far Cry 6 um 15 Prozent, Forza Horizon 5 um 25 Prozent, Guardian's of the Galaxy um 10 Prozent, Hellblade: Senua's Sacrifice um 13 Prozent, Kena: Bridge of Spirits um 10 Prozent, Resident Evil Village um 17 Prozent und The Riftbreaker um 10 Prozent.
Und das waren nur die Fälle in Rasterizer-Spielen. Kommt Raytracing hinzu, fallen die Unterschiede gerne sogar noch größer aus. Battlefield 2042 legt dann gleich um 24 Prozent zu, Deathloop um 36 Prozent, F1 2021 um 12 Prozent, Far Cry 6 um 28 Prozent, Hellblade um 13 Prozent und Resident Evil Village um 12 Prozent. Und das eigentliche Highlight hat die Redaktion bis jetzt noch gar nicht erwähnt, denn Halo Infinite ruckelt bis zum Adrenalin 21.12.1 nur so vor sich her, doch mit dem Dezember-Treiber gibt es dann plötzlich einen riesigen Leistungssprung um mehr als den Faktor 4.
Bei Radeon sind aktuelle Treiber wichtiger als bei GeForce
Teilweise kommen die großen Leistungssprünge dabei vermutlich durch spezielle Optimierungen für einzelne Titel zu Stande, vor allem zu Anfang der RDNA-2-Zeit hat es aber auch viele generelle Verbesserungen gegeben. Mit dem Adrenalin 21.9.2 ist man zwar meist schon auf der sicheren Seite, wirklich auf dem aktuellen Stand ist man aber erst mit dem Adrenalin 21.12.1 – seit der Software-Version scheint es keine wirklichen Leistungssteigerungen mehr gegeben zu haben. Auch der Adrenalin 22.2.3 zeigt keine Vorteile mehr.
Schlussworte
Auch wenn die Empfehlung nach wie vor gilt, immer einen möglichst aktuellen Grafikkarten-Treiber installiert zu haben, zeigen sich im Test größere Unterschiede zwischen AMD- und Nvidia-Grafikkarten. Während zum Beispiel die GeForce RTX 3080 eine ziemlich konstante Leistung zwischen verschiedenen Treiberversionen aufweist, gibt es auf der Radeon RX 6800 XT oft große Unterschiede.
Die Folge: Wer auf der Radeon keine aktuelle Software aufgespielt hat, verschenkt sowohl in neuen als auch in alten Spielen teils massiv Leistung. In einigen Titeln gilt das zwar auch für die GeForce RTX 3080, allerdings ist die Anzahl der Games deutlich geringer und dasselbe gilt meist auch für die Leistungssteigerung. Mit einer Nvidia-GPU sollten ebenfalls immer recht aktuelle Treiber aufgespielt sein. Wer dies aber mal vergisst, hat nur selten mit größeren Leistungseinbußen zu kämpfen.
Und damit gilt auch mit Ampere und RDNA 2 immer noch das, was schon seit langer Zeit der Fall ist: Nvidia schafft es meist bereits mit sehr frühen Treibern, ziemlich nahe am theoretischen Leistungsmaximum der eigenen Grafikkarten zu agieren. AMD hat diesbezüglich zwar Fortschritte gemacht, die frühen Treiber können das volle Potenzial der Hardware aber oft nicht in Gänze nutzen. Dies kommt dann erst mit kommenden Treiberversionen. Und nach etwa einem Jahr ist dann auch die Radeon am Maximum angelangt.