Hyte Y60 im Test: Testergebnisse und Messwerte
2/3Testsystem und Methodik
Beim verwendeten Testsystem wird bewusst auf Komponenten aus dem gehobenen Leistungssegment gesetzt, damit die aufgezeichneten Werte keinesfalls künstlich verschönt werden. Dementsprechend ist auch die Wärmeentwicklung des Systems, die es im Zusammenhang mit dem verwendeten Gehäuse zu beobachten gilt. Neben den ab Werk verbauten Gehäuselüftern werden zur Ermittlung eines Referenzwertes alternative Lüfter vom Typ Noctua NF-A14 PWM und Noctua NF-A12 PWM verbaut.
Komponente | |||
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CPU | Ryzen 9 3900X, 105 Watt TDP | ||
Mainboard | MSI X470 Gaming M7 AC | ||
Arbeitsspeicher | Corsair Vengeance RGB DDR4-3200 | ||
Grafikkarte | ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi (Länge 330 mm, Tiefe 56 mm) | ||
SSD | Muskin Helix-L 1 TB, M.2 | ||
CPU-Kühler | be quiet! Dark Rock Pro 4 (Höhe 163 mm) | ||
Netzteil | Seasonic Platinum Series 1200W (Tiefe 190 mm) | ||
Gehäuselüfter | ab Werk | Boden: 2 × Hyte 120 mm, Typ k. A. (3-Pin), einsaugend Heck: 1 × Hyte 120 mm, Typ k. A. (3-Pin) ausstoßend |
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Referenz | Seite: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), einsaugend Boden: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), einsaugend Heck: 1 × Noctua NF-A12 (4-Pin), ausstoßend Deckel: 2 × Noctua NF-A14 (4-Pin), ausstoßend |
Zwei Szenarien und zwei Belüftungskonstellationen
Gegenüber punktuellen Temperaturmessungen zu einem willkürlichen Zeitpunkt werden alle ermittelten Temperaturen und GPU-Lüfter-Drehzahlen im Zeitverlauf protokolliert und dargestellt. Ermittelt werden die Messwerte über einen Zeitraum von 30 Minuten, der vom Start des Spiels Cyberpunk 2077 (WQHD, volle Details) bis zu dessen Beendigung reicht. Dabei werden zwei Betriebsmodi untersucht:
- Mit einer Gehäuse-Lüfterdrehzahl, die in 30 cm Abstand zur Front bei gemessenen 33,5 dB(A) liegt und damit als noch flüsterleise zu bezeichnen ist. Jedwedes Nebengeräusch im Raum lässt das Gehäuse aus der Wahrnehmung verschwinden.
- Mit höchster Drehzahl der Gehäuselüfter, also bei maximaler Gehäuse-Kühlleistung.
Der CPU-Lüfter mit fixer Drehzahl
Damit die CPU-Temperatur ohne den Einfluss einer automatischen Steuerung gemessen werden kann, wird der CPU-Lüfter mit festen 600 U/min betrieben. Die GPU-Lüftersteuerung wird hingegen aktiv gelassen. Im Leerlauf stehen die Lüfter also still, unter Spiele-Last versuchen sie die GPU knapp unter der kritischen Zieltemperatur zu halten.
Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum beträgt 33 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Die Raumtemperatur beträgt zum Testzeitpunkt 20,4 °C.
Lautstärke im Leerlauf und in Spielen
Bevor es an die Temperaturen geht, gilt der erste Blick wie immer der Lautstärke in den beiden Situationen. Beide Szenarien werden jeweils bei der 33,5 dB vor dem Gehäuse ergebenden Lüfterdrehzahl und bei voller Drehzahl erhoben.
Drehzahl für 33-dB-Modus | Maximale Drehzahl | |||||||
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Seite | Heck | Top | Boden | Seite | Heck | Top | Boden | |
Hyte Y60 | / | 770 U/min | / | 740 U/min | / | 1.440 U/min | / | 1.410 U/min |
Hyte Y60 (Ref) | 500 U/min | 550 U/min | 1.500 U/min | 2.040 U/min | 1.450 U/min |
Die Messung der Lautstärke in den beiden Betriebsmodi gibt insbesondere Aufschluss über das Geräuschzuspiel der Grafikkarte. Während sie im Systemleerlauf keinen Ton von sich gibt und das gesamte System im „lautlosen Modus“ bei 33,5 dB verweilt, steigert sie die Systemlautstärke unter Last auf 35,4 dB. Mit mehreren Lüftern steigt der Wert bereits auf 37,4 dB, während die Ventilatoren unter maximaler Lüfterdrehzahl mit rund 43 und 55 dB den Ton angeben.
Hardware-Messwerte
Die Temperaturmesswerte des Y60 sind kurzum besorgniserregend. Im lautlosen Modus schaffen es die ab Werk verbauten Lüfter nicht, das System mit ausreichend Frischluft zu versorgen, und selbst unter maximaler Drehzahl gelingt dies nur spärlich. Trotz des potenten CPU-Kühlers erlangt das Y60 im lautlosen Modus eine CPU-Temperatur von 89 °C, was salopp ausgedrückt gut 15 bis 20 °C zu viel sind. Zumindest der Grund ist schnell ausgemacht: Die beiden Gehäuselüfter, die Luft ins Gehäuse schaufeln, sind im Boden angebracht und arbeiten in erster Linie der Grafikkarte und der M.2-SSD zu. Der Bereich oberhalb der Grafikkarte wird ab Werk somit unterversorgt. Erst mit weiteren Lüftern kann das Gehäuse auf ein normales Niveau gekühlt werden, wobei selbst hier die Lüfter keinesfalls zu langsam rotieren dürfen.
- CPU-Temperatur (Tctl/Tdie)
- DIMM-Temperatur
- SSD-Temperatur (M.2, NVMe, 1. Slot)
- VRM-Temperatur
- GPU-Temperatur
- Grafikkarten-Lüfterdrehzahl
Den ohnehin schlechten Werten nicht genug, kam es beim Test des Y60 erstmals zu einem hitzebedingten Leistungseinbruch. Stellte sich die Grafikkarte in bisherigen Tests stets als störrisch heraus, hat sie mit dem Y60 nun ihren Endgegner gefunden – doch leider im negativen Sinn. Die vertikale Montage des Grafikbeschleunigers mag zwar der Optik dienlich sein, doch leidet die Kühlleistung enorm darunter. Nur knapp 3 cm Platz bis zur Glaswand sind zu wenig für die Grafikkarte. Im lautlosen Werksbetrieb kratzt sie an den 100 °C und taktet herunter, sodass die Testsequenz in Cyberpunk 2077 einer ruckeligen Diaschau gleicht.
Interessant ist jedoch auch, dass die Grafikkarte vehement auf ihrer Lüfterkurve behaart und die Lüfter keinesfalls höher als rund 1.600 U/min (ca. 35 %) drehen lässt. Unerklärlich ist indes, dass mit Einsetzen der Ruckler die GPU-Temperaturkurve binnen kürzester Zeit von 98 auf etwa 66 °C fällt.
Auch mit vollbestückter Gehäusebelüftung bleibt die Grafikkarte ein Problemkind, das einzig mit voller Lüfterdrehzahl in Zaum gehalten werden kann. Hyte selbst sprach hinsichtlich der Grafikkarte und deren optimaler Kühlung von einer Tiefe bis zu 60 mm. Das verbaute Modell misst hingegen sogar nur 56 mm, sodass diese Aussage als fraglich zu betrachten ist. Eins dürfte jedoch Fakt sein: Tiefere Modelle dürften noch mehr Schwierigkeiten haben.
Messwerte im Vergleich zu anderen Gehäusen
Die übliche Vergleichsauswertung unter Hinzuziehung der gesamten Mittelwerte gestaltet sich beim Hyte Y60 schwierig, da die Aufzeichnungen in den kritischen Momenten untypische Temperatureinbrüche erfassen, die den Durchschnitt erheblich verfälschen. Unabhängig davon ist das Y60 zumindest in der Rubrik SSD vorne mit dabei.