Galaxy S22 Ultra und S22+ im Test: Samsungs bestes Smartphone reift beim Kunden
Samsung macht das Galaxy S22 Ultra dank Stylus zum neuen Note, verzockt sich aber mit der beim Kunden reifenden Software. Das Galaxy S22+ hat diese Probleme nicht und ist handlicher. Beide neuen Smartphones punkten mit überragenden OLED-Displays, fünf Jahren Android-Updates und einer abermals sehr hochwertigen Verarbeitung.
Konfigurationen und Preise der Galaxy-S22-Familie
Samsung bietet die neue Galaxy-S22-Familie seit dem 25. Februar in zahlreichen Konfigurationen in Deutschland an. Wie der nachfolgenden Tabelle entnommen werden kann, sind gewisse Farben für den allgemeinen Handel vorgesehen, während andere Farben wiederum nur im Online-Shop von Samsung zu bekommen sind. Auch bei den Speicherkonfigurationen gibt es eine Ausnahme, die das Galaxy S22 Ultra mit 1 TB betrifft, das ebenso nur direkt bei Samsung zu erwerben ist.
ComputerBase wurden für den Test leihweise das Galaxy S22+ in Pink Gold mit 256 GB Speicher und ein Galaxy S22 Ultra in Phantom Black mit ebenfalls 256 GB Speicher zur Verfügung gestellt. Deren unverbindliche Preisempfehlungen liegen bei 1.099 Euro respektive 1.349 Euro. Der Einsteig in die jeweilige Serie beginnt aber 50 Euro respektive 100 Euro niedriger.
Modell | Farben | Speicher | Preis | Marktstart | |
---|---|---|---|---|---|
Überall | Nur Samsung | ||||
Galaxy S22 | Phantom Black Phantom White Green Pink Gold |
Graphite Cream Violet Sky Blue |
8 GB/128 GB | 849 Euro | 25. Februar |
8 GB/256 GB | 899 Euro | ||||
Galaxy S22+ | 8 GB/128 GB | 1.049 Euro | |||
8 GB/256 GB | 1.099 Euro | ||||
Galaxy S22 Ultra | Phantom Black Phantom White Green Burgundy |
Graphite Sky Blue Red |
8 GB/128 GB | 1.249 Euro | |
12 GB/256 GB | 1.349 Euro | ||||
12 GB/512 GB | 1.449 Euro | ||||
12 GB/1 TB (nur bei Samsung) |
1.649 Euro |
Technische Daten im Überblick
Hinsichtlich der Ausstattung herrscht beinahe Gleichstand zwischen den einzelnen Modellen der neuen Serie. Hervorzuheben ist bei den beiden kleineren Modellen, dass diese mit 1080p-Auflösung laufen, während das Galaxy S22 Ultra bis zu 1440p bietet, die standardmäßig aber nicht ab Werk aktiviert sind. Nutzer müssen die höhere Auflösung in den Einstellungen freischalten. Die kleinste der drei Varianten muss zudem auf Ultra-Breitband (UWB) verzichten und lässt sich mit 25 statt 45 Watt nicht ganz so schnell laden. Dass das im Alltag nicht von Relevanz ist, wird im entsprechenden Abschnitt zum Akku beschrieben. Exklusives Merkmal des Galaxy S22 Ultra ist der Stylus, der sich dieses Jahr wie bei früheren Notes im Smartphone verstauen lässt.
Samsung Galaxy S22 |
Samsung Galaxy S22+ |
Samsung Galaxy S22 Ultra |
|
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 12.0 | ||
Display: | 6,10 Zoll, 1.080 × 2.340 422 ppi, 120 Hz Dynamic AMOLED 2X, HDR, Gorilla Glass Victus+ |
6,60 Zoll, 1.080 × 2.340 390 ppi, 120 Hz Dynamic AMOLED 2X, HDR, Gorilla Glass Victus+ |
6,80 Zoll, 1.440 × 3.088 501 ppi, 120 Hz Dynamic AMOLED 2X, HDR, Gorilla Glass Victus+ |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |
SoC: | Samsung Exynos 2200 1 × Cortex-X2, 2,80 GHz 3 × Cortex-A710, 2,50 GHz 4 × Cortex-A510, 1,70 GHz 4 nm, 64-Bit |
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GPU: | Samsung Xclipse 920 | ||
RAM: | 8.192 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR5 Variante 12.288 MB LPDDR5 |
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Speicher: | 128 / 256 GB | 128 / 256 / 512 / 1.024 GB | |
1. Kamera: | 50,0 MP, 4320p LED, f/1,80, AF, OIS |
108,0 MP, 4320p LED, f/1,80, AF, OIS |
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2. Kamera: | 12,0 MP, f/2,20 | ||
3. Kamera: | 10,0 MP, f/2,40, AF, OIS | ||
4. Kamera: | Nein | 10,0 MP, f/4,90, AF, OIS | |
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 10,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20 |
40,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
|
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced Pro | ||
5G: | NSA/SA | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
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Bluetooth: | 5.2 | ||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC | ||
Weitere Standards: | USB-C 3.2, NFC | USB-C 3.2, UWB, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||
Akku: | 3.700 mAh, 25,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
4.500 mAh, 45,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
5.000 mAh, 45,0 W fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 70,6 × 146,0 × 7,60 mm | 75,8 × 157,4 × 7,60 mm | 77,9 × 163,3 × 8,90 mm |
Schutzart: | IP68 | ||
Gewicht: | 168 g | 196 g | 229 g |
Preis: | ab 450 € / ab 480 € | ab 460 € / ab 508 € | ab 700 € / ab 1.142 € / ab 750 € / 1.649 € |
Design und Haptik
Obwohl der Redaktion nicht das Galaxy S22 zum Testen zur Verfügung stand, lassen sich auch mit dem größeren, identisch gestalteten Galaxy S22+ die Unterschiede zum Galaxy S22 Ultra erläutern. Das größte der drei Smartphones hat Samsung dieses Jahr zum Nachfolger des Galaxy Note 20 Ultra (Test) auserkoren, sodass dessen eckiges Design jetzt in der Galaxy-S-Serie Verwendung findet. Das Galaxy S22 Ultra grenzt sich damit deutlich von der restlichen Familie ab und wirkt wie ein Fremdkörper im ansonsten einheitlichen Portfolio.
Wer schon mal ein Note besessen hat, wird sich mit dem Galaxy S22 Ultra unverzüglich anfreunden können. Erstkäufern dürften die 77,9 × 163,3 × 8,90 mm und 229 Gramm allerdings erst einmal wenig handlich vorkommen. Größe und Gewicht wollen bei diesem Smartphone gebändigt werden, was am besten mit zwei Händen gelingt. Auch das Galaxy S22+ ist kein kleines Smartphone, es schmiegt sich mit dem runderen Gehäuse aber eher der Handinnenfläche an. Rein auf die komfortablere Haltung bezogen, schneidet das S22+ besser als das S22 Ultra ab, letztlich lässt sich aber keines der Smartphones nur mit einer Hand bedienen. Zum Hands-On der Telefone war dies noch am ehesten mit dem S22 möglich. Abgesehen vom S22 Ultra sind alle Smartphones dieses Jahr etwas kleiner geworden.
Rund trifft auf eckig
Unter den zwei Designs wirkt das von S22 und S22+ tatsächlich etwas frischer, weil es eine Evolution der S21-Serie darstellt, während das S22 Ultra auf dem Stand des vorherigen Notes bleibt. Ungeachtet solcher von Anwender zu Anwender unterschiedlichen Vorlieben beim Design lässt sich ganz objektiv sagen, dass Samsung in puncto Verarbeitung und Materialwahl Spitzenleistung abliefert. An den Smartphones lässt sich selbst bei genauester Betrachtung in kleinsten Bereichen wie Tasten, Buchsen oder Lautsprechern keinerlei minderwertige Umsetzung erkennen. Das Zusammenspiel aus Aluminium für den Rahmen und Glas für Vorder- und Rückseite funktioniert obgleich der jeweils unterschiedlichen Umsetzung perfekt. Und natürlich sind auch die diesjährigen Geräte dank IP68 wieder gegen das Eindringen von Staub und Wasser geschützt.
In puncto Ergonomie gibt es speziell für das S22 Ultra und den Stylus noch eine Anmerkung: Samsung bringt den S Pen links im Gehäuse unter, was angesichts der deutlichen Dominanz der Rechtshändigkeit eher von Nach- als Vorteil ist. Denn will man mit der rechten Hand schreiben, muss der Stylus links aus dem Gehäuse gezogen werden, was nicht funktioniert, wenn diese Ecke mit der Handinnenfläche stabilisiert wird. Rechts sitzt hingegen das Dual-SIM-Fach, dessen kleine Öffnung sich direkt neben einem zum Verwechseln ähnlich aussehenden Mikrofon befindet. Beim Benutzen des SIM-Werkzeugs ist demnach Vorsicht geboten.
Die besten OLED-Displays
Dass das S22 Ultra ein eher altes Design der Note-Serie übernimmt und damit potenziell nicht für jedermann ausgelegt ist, zeigt auch Samsungs Beibehalten des zum Rand hin gekrümmten Bildschirms. Seitliche Wischgesten unter Android erleichtert diese Bauart zwar ein wenig, auf der anderen Seite kann es aber zum Auslösen ungewollter Aktionen kommen, wenn das Smartphone vollständig umgriffen wird. Außerdem sind je nach Blickwinkel hin und wieder leichte Farbverfälschungen und Reflexionen hinzunehmen. Für den S Pen ist der gebogene Abschluss des Panels ebenso eher von Nachteil als der flache Aufbau der anderen S22-Smartphones.
Das S22+ zeigt eher, in welche Richtung sich Samsungs Design über die letzten Jahre entwickelt hat, selbst wenn das bedeutet, dass viele Ähnlichkeiten zu einem aktuellen iPhone bestehen. Das OLED-Panel des S22 und S22+ hebt sich mit deutlichen, an allen vier Ecken symmetrisch verlaufenden Rundungen vom S22 Ultra ab. Dieses Jahr hat es Samsung tatsächlich geschafft, den schwarzen Rahmen gleichmäßig um das gesamte Panel verlaufen zu lassen. Großer Vorteil der kleineren Smartphones ist das vollständig plane Display, das Wischgesten von unten etwas besser annimmt, weil der Rahmen nicht wie beim S22 Ultra spürbar ist. Das S22 Ultra hat wiederum die bereits erwähnten Vorteile beim seitlichen Wischen.
Kein anderes Smartphone-Display ist heller
Keiner der zum Einsatz kommenden Bildschirme muss sich beim Thema Leuchtkraft hinter der Konkurrenz anstellen, wenngleich es innerhalb der Serie dann doch Unterschiede gibt, die das S22 betreffen. Die Spitzenhelligkeit gibt Samsung hier „nur“ mit 1.300 cd/m² an, während dieser Wert bei den anderen zwei Modellen bei 1.750 cd/m² liegt. OLED-typisch ist die Spitzenhelligkeit (peak) nur ein Aspekt der Helligkeit und gilt meistens nur bei der automatischen Helligkeitsregulierung. Selbst Apple, das zuvor davon absah, arbeitet seit dem iPhone 13 Pro (Max) (Test) mit höheren Werten, die ausschließlich im Automatikmodus zur Verfügung stehen.
Für diejenigen Anwender, die die Helligkeit lieber manuell regulieren und damit bislang auf die höchsten Werte verzichten mussten, hat Samsung dieses Jahr ein Ass im Ärmel, das zumindest die Lücke zum Teil überbrückt, wenn auch noch nicht vollständig schließt. Bei der S22-Serie ist die maximale Display-Helligkeit grob in drei Bereiche unterteilt: manueller Modus, manueller Modus mit Boost und Automatikmodus. Darüber hinaus ist in allen drei Szenarien das Average Picture Level (APL) zu beachten, denn erst mit reduziertem APL, also weniger Weißanteil, dürfen die Bildschirme ihre von Samsung beworbenen Spitzenhelligkeiten erreichen.
Samsung verspricht nicht zu viel
Weil es so viele unterschiedliche Einstellungen für die S22-Serie gibt, zeigt das nachfolgenden Diagramm primär die Modi der neuen Smartphones und die einer Handvoll Geräte der Konkurrenz. Weitere Smartphones können auf Wunsch über die entsprechende Schaltfläche oben rechts eingeblendet werden. Ganz oben im Diagramm sind zudem die von Samsung beworbenen Spitzenhelligkeiten jenseits der 1.750 cd/m² zu sehen. Das S22 Ultra durchbricht diesen Wert bereits bei 20 Prozent APL und geht bei nur noch 10 Prozent APL sogar über 1.800 cd/m². Die beworbenen 1.750 cd/m² konnten mit dem S22+ zwar nicht im Test erreicht werden, Samsung legt allerdings nicht offen, auf welches APL sich die Angabe bezieht. Es müssen aber weniger als 10 Prozent sein, die beinahe das Minimum des Messgerätes darstellen und die für über 1.600 cd/m² gut waren. Dass ein APL von 5 Prozent oder kleiner die 1.750 cd/m² erreichen kann, ist durchaus möglich. Samsungs Werbeversprechen ist keineswegs ein Luftschloss.
Die Messungen zeigen aber auch, dass nur mit der manuellen Regulierung kein Blumentopf zu gewinnen ist. Das ist ein Verhalten, das bei Samsung-Smartphones über die letzten Jahre immer wieder festzustellen war. Gerade einmal knapp 500 cd/m² reichen nicht aus, um gegen helles Umgebungslicht anzutreten. Interessanterweise kommt beim S22 Ultra keinerlei APL-Anpassung zum Einsatz, lediglich das S22+ wird bei reduziertem APL auch im manuellen Modus heller.
Neuer Boost im manuellen Modus
Ist die adaptive Helligkeit in den Einstellungen deaktiviert, steht auf der S22-Serie ein neuer Menüpunkt namens „Zusätzliche Helligkeit“ zur Verfügung, der auch im manuellen Modus höhere Helligkeiten erlaubt, aber dennoch nicht an die Werte im adaptiven Modus herankommt. Wie die Messungen mit dem Zusatz „Boost“ verdeutlichen, sind Werte bis zu 1.000 cd/m² auf dem S22+ möglich, während das S22 Ultra bei knapp 800 cd/m² Schluss macht. Abermals funktioniert die APL-Regelung des S22 Ultra auch im Boost-Modus der manuellen Regulierung nicht.
Die im Automatikmodus extrem hohen Helligkeiten sind ein Alleinstellungsmerkmal der S22-Serie, die bislang kein anderer Hersteller nur ansatzweise erreicht. Im Test gab es selbst bei tief stehender Wintersonne keinerlei Probleme mit der Ablesbarkeit. Samsung bietet in diesem Punkt derzeit die mit Abstand beste Lösung am Markt an.
120 Hz bei voller Auflösung
Die Helligkeit ist aber nur ein Aspekt der neuen OLED-Bildschirme, ein anderer ist die dynamische Bildwiederholfrequenz, mit deren Spezifikationen sich Samsung zur Vorstellung der Smartphones keinen Gefallen gemacht hatte. Zur Präsentation wurde das S22 Ultra mit 1 bis 120 Hz beworben, das S22 und S22+ hingegen mit 10 bis 120 Hz. Später musste Samsung zurückrudern und das S22 und S22+ auf 48 bis 120 Hz korrigieren. In manchen Fußnoten waren aber weiterhin die alten Werte zu finden, sodass nicht ganz klar war, welche Angaben korrekt sind. Im deutschen Online-Shop von Samsung sind mit 1 bis 120 Hz (S22 Ultra) und 48 bis 120 Hz (S22, S22+) die korrekten Werte eingepflegt worden.
Für Besitzer eines S21 Ultra nicht mehr erwähnenswert, aber im Vergleich zum Note 20 Ultra durchaus eine Neuerung, ist die Kombination aus maximaler Auflösung und Bildwiederholrate. S22 und S22+ bieten nativ ohnehin „nur“ 1.080 × 2.340 Pixel, die schon zuvor mit bis zu 120 Hz angesteuert werden konnten. S20 Ultra und Note 20 Ultra kamen jedoch noch mit der Einschränkung, dass WQHD+ nicht mit 120 Hz kombiniert werden kann. Erst das letztjährige S21 Ultra (Test) machte beides parallel bei einem Samsung-Smartphone möglich.
Die native Auflösung des S22 Ultra liegt bei 1.440 × 3.088 Pixeln, intern rendert das Smartphone die Benutzeroberfläche aber nur mit 1.080 × 2.316 Pixeln und skaliert diese dann auf die volle Auflösung. Samsung nennt diesen Modus „FHD+“ und spricht von einer „verbesserten Optik mit mittlerem Akkuverbrauch“. Die laut Samsung schärfste Optik gibt es erst mit WQHD+, das aber einen höheren Akkuverbrauch mit sich bringe. In der Tat liefert WQHD+ bei genauer Betrachtung ein schärferes Schriftbild und eine detailliertere Abgrenzung einzelner UI-Elemente. Aus normalem Betrachtungsabstand sind die Unterschiede aber praktisch nicht zu erkennen.
Sehr schneller Ultraschall-Fingerabdrucksensor
In beiden Geräten nimmt das Display den Fingerabdrucksensor auf, bei dem es sich abermals um die 2. Generation Ultraschall-Fingerabdrucksensor von Qualcomm handelt, der schlichtweg hervorragend funktioniert. Gegenüber der S21-Serie, die damit ebenfalls ausgestattet ist, hat sich an der bereits sehr guten Geschwindigkeit aber nichts verändert. Vorteil der Ultraschall-Sensoren ist auch, dass sie mit einem nassen Finger genutzt werden können.