Galaxy S22 Ultra und S22+ im Test: Exynos 2200 im Benchmark

Samsung bietet die Galaxy-S22-Serie je nach Markt mit unterschiedlichen Prozessoren an. Ganz grob unterteilt erhält Nordamerika den Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1, während Europa mit dem Samsung Exynos 2200 Vorlieb nehmen muss. An den Exynos 2200 gab es im Vorfeld der SoC-Präsentation sehr hohe Erwartungen, nachdem schon im Sommer 2019 die Kooperation und ein mobiler Prozessor von Samsung mit RNDA-Grafik von AMD angekündigt worden war. Parallel zur Vorstellung des Exynos 2100 mit Mali-GPU im Januar 2021 folgte die Ankündigung, dass das nächste Exynos-Flaggschiff auf RDNA setzen werde. Lisa Su höchstpersönlich konkretisierte im Sommer 2021 auf RDNA 2, das fortan auch in Smartphones zum Einsatz kommen werde.

Start unter schlechten Vorzeichen

Von einer „Custom Graphics IP“ auf Basis von RDNA 2 inklusive Raytracing und Variable Rate Shading war stets die Rede, die „later this year“, also bis Ende 2021, hätte vorgestellt werden sollen. Aus diesem Zeitplan wurde bekanntermaßen nichts, stattdessen gab es am 30. Dezember 2021 eine Ankündigung, dass das neue SoC am 11. Januar vorgestellt werden soll. Zum Erstaunen der Branche ließ Samsung diesen Termin schlichtweg verstreichen, ohne eine Erklärung dafür abzuliefern. Später hieß es, der Termin sei nur verschoben, aber nicht aufgehoben worden. Vorgestellt wurde der Exynos 2200 dann aus heiterem Himmel ohne weitere Vorankündigung eine Woche später.

Das SoC umgab somit von Anfang ein ein schlechtes Omen, und das hat sich mit der Markteinführung der Smartphones auch nicht verbessert. Wie die Redaktion schon kurz nach dem Erhalt der zwei Testgeräte in ersten Benchmarks mit dem Exynos 2200 feststellen musste, unterliegt der Chip dem Snapdragon 8 Gen 1 ausgerechnet in den GPU-Messungen, die mit RDNA 2 ja gerade die Paradedisziplin des Chips hätten werden soll. Das Gegenteil ist allerdings der Fall, denn die Adreno 730 von Qualcomm enteilt der Xclipse 920 von Samsung um teils über 40 Prozent.

Exynos 2200 vs. Snapdragon 8 Gen 1 vs. A15 Bionic

Für sich alleine betrachtet stellt der Exynos 2200 durchaus eine Verbesserung gegenüber dem Exynos 2100 dar, wenngleich vor allem von der neuen CPU von Anfang an nicht sonderlich viel Zugewinn zu erwarten war, weil Samsung zwar auf die neuen ARM-Kerne setzt, diese aber niedriger taktet als Qualcomm. Nutzte der Exynos 2100 noch Cortex-X1, A78 und A55, kommen jetzt Cortex-X2 mit einem Kern, Cortex-A710 mit drei Kernen und Cortex-A510 mit vier Kernen zum Einsatz. Damit nutzt Samsung praktisch die gleiche Aufteilung an ARMv9-Kernen, wie sie auch im Snapdragon 8 Gen 1 von Qualcomm steckt. Samsung taktet die neuen ARM-Kerne mit 2,8 GHz (X2), 2,5 GHz (A710) und 1,8 GHz (A510) und nennt 5 Prozent Leistungszuwachs im Vergleich zum Exynos 2100.

Leichte Zugewinne aufseiten der CPU

Der Geekbench 5.1 attestiert dem Exynos 2200 einen Zugewinn im Single-Core-Test von bis zu 8 Prozent, während es im Multi-Core-Test bis zu 9 Prozent sind. Der Vergleich stützt sich jeweils auf den Exynos 2100 aus einem Galaxy S21 Ultra. Der Snapdragon 8 Gen 1 findet sich in den nachfolgenden Diagrammen bislang nur auf Basis des Qualcomm Reference Designs (QRD), weil es bislang kein „echtes“ Smartphone mit diesem Chip in Deutschland gibt. Auf das Verhalten des Snapdragon 8 Gen 1 in der US-Version der Galaxy-S22-Serie lässt sich damit nicht schließen, die Messungen sind somit eher als Richtwerte zu verstehen.

Der PCMark 3.0 durchläuft unter Verwendung standardisierter Android-APIs eine Reihe von Alltagstests, die Web-Browsing, Foto- und Videobearbeitung, das Schreiben von Text und das Parsen von Daten aus einer Vielzahl von Dateiformaten nachstellen. In diesem Test setzt sich der Exynos 2200 mit bis zu 3 Prozent vom direkten Vorgänger ab und hat auch den Snapdragon 888 zahlreicher anderer Smartphones im Griff.

Im Browser-Benchmark JetStream 2 kommen Galaxy S22+ und S22 Ultra nicht an die Messwerte aus dem Vorjahr heran, was sowohl für Google Chrome als auch für den Browser von Samsung selbst gilt. Dementsprechend ist nach aktuellem Stand von einem Fehler respektive schlecht oder gar nicht optimierter Software auszugehen. Der Vollständigkeit halber sind die Messwerte dennoch in das Diagramm aufgenommen worden.

Xclipse 920 liegt deutlich hinter Adreno 730

Im GFXBench gibt es Positives wie Negatives zu berichten, denn in der Tat setzt sich der Exynos 2200 zum Beispiel im ersten Test mit den von Samsung versprochenen 17 Prozent vom Exynos 2100 ab. Zugleich sieht man anhand des Snapdragon 8 Gen 1 aber auch, wo S22+ und S22 Ultra hätten landen können, wären sie mit dem gleichen Chip wie die US-Modelle bestückt worden. Erst unter Verwendung der älteren API OpenGL ES 3.0 macht die Xclipse-920-GPU einen größeren Satz nach vorne und landet bis zu 26 Prozent vor dem letztjährigen SoC.

Das gleiche Bild zeichnet der 3DMark, wo in den aufwendigeren Vulkan-Benchmarks über 30 Prozent auf den Qualcomm-Chip fehlen. Hier zeigt sich abermals, dass Qualcomm die Adreno-730-GPU vor allem im Bereich Vulkan stark optimiert hat. Unter OpenGL ES 3.1 schrumpft der Vorsprung und bei OpenGL ES 3.0 nimmt Samsung sogar die Spitzenposition ein. Das zeigt, dass die neue GPU durchaus leistungsfähig sein kann, zum Vorschein kommt die Rohleistung allerdings nur bei alten APIs. Vielleicht können künftige Treiber-Updates mit Verbesserungen speziell für Vulkan die Diskrepanz minimieren, mal eben 40 Prozent wird Samsung mit diesen Maßnahmen aber nicht aufholen können.

Exynos 2200 unter Dauerlast

In den nachfolgenden Liniendiagrammen zeigen Galaxy S22+ (Dunkelgrau) und Galaxy S22 Ultra (Schwarz), wie sie sich unter Dauerlast verhalten. Dabei ist zu erkennen, dass die Leistung sukzessive abnimmt, aber stets oberhalb des Galaxy S21 Ultra (Hellgrau) liegt. Ungefähr im Bereich des 11. Durchgangs liegen die diesjährigen Smartphones kurzzeitig nur noch gleichauf mit dem letztjährigen Flaggschiff, ab diesem Punkt bricht das Galaxy S21 Ultra aber weiter ein, während die neuen S22-Geräte mit gleichbleibender Leistung den Test abschließen. Insofern ist in diesem Punkt durchaus eine Verbesserung gegenüber dem Exynos 2100 zu notieren.

Im Dauertest des 3DMark schneiden die S22-Modelle schlechter ab, da sie zwar mit mehr Leistung in den Test einsteigen, dann aber erst einmal hinter den Exynos 2100 zurückfallen. Erst im späteren Verlauf gibt es erneut den heftigeren Einbruch des S21 Ultra, sodass S22+ und S22 Ultra einen Vorteil von rund 10 FPS im Direktvergleich behalten. Abseits von Samsung und Qualcomm muss man sich nicht nur in diesem Test vor Augen führen, wie eklatant groß der Abstand von Apple mit dem A15 Bionic auf alle anderen SoCs ist.

Samsung verbaut extrem schnellen UFS 3.1

S22+ und S22 Ultra schneiden hervorragend im Androbench ab, der die Geschwindigkeit des jeweils 256 GB großen UFS 3.1 misst. Beim sequenziellen Lesen kratzt das S22 Ultra an der 2,0-GB/s-Marke, während das S22+ mit 1,9 GB/s nur knapp dahinter liegt. Mit rund 1,3 GB/s für das sequenzielle Schreiben liefert Samsung die schnellsten derzeit verfügbaren Android-Smartphones ab. Auch das wahlfreie Lesen und Schreiben gelingt Samsung mit neuen Bestmarken jenseits der 300 MB/s. Der Speicher ist somit alles andere als ein Flaschenhals der Smartphones, wenngleich die kleineren Varianten mit 128 GB potenziell etwas schlechter abschneiden dürften.