Galaxy S22 Ultra und S22+ im Test: Android 12 mit Update-Garantie und Akkulaufzeiten
3/5Der Exynos 2200 mag zwar nicht der große Wurf sein, den sich Anwender nach den zahlreichen Ankündigungen erhofft hatten, genügend Leistung für ein High-End-Smartphone müsste der Chip aber eigentlich liefern. Für das Galaxy S22+ lässt sich das definitiv bejahen, denn das Smartphone rennt schlichtweg wie erwartet, obgleich nicht der schnellste Chip darin verbaut ist. Anders verhält sich das S22 Ultra, dessen Software-Probleme bereits letzte Woche beschrieben wurden.
Ein Day-One-Patch steht bereit
Das Verhalten zu beschreiben, fällt nicht gerade leicht, denn immer wieder gibt es auch längere Phasen, in denen sich das Smartphone nicht anmerken lässt, dass die Software noch nicht ganz ausgereift zu sein scheint.
Das Testgerät des S22 Ultra wurde mit der Firmware SP1A.210812.016.S908BXXU1AVA7 getestet, zum Verkaufsstart am 25. Februar hat Samsung aber einen Day-one-Patch auf Version XXU1AVBF veröffentlicht, der rund 800 MB groß ist. ComputerBase hatte am 18. Februar bei Samsung um Stellungnahme für das Verhalten gebeten und eine Frist bis 23. Februar gesetzt, bis zu der auch Angaben zu einem möglichen Day-One-Update erbeten wurden. Samsung konnte oder wollte sich dazu aber nicht äußern, bis vom Unternehmen am 24. Februar eine Aussage auf Twitter getroffen wurde, der zufolge ein anstehendes Update nicht näher benannte Fehler beseitigen soll.
Das Changelog von Firmware XXU1AVBF ist wenig aussagekräftig. Darin beschreibt Samsung lediglich drei Punkte: Stabilitätsverbesserungen und Bugfixes für das Gerät, neue und/oder erweiterte Funktionen sowie weitere Verbesserungen für eine „optimale Leistung“. Darüber hinaus hebt das Update die Android-Sicherheits-Updates auf das Niveau von März 2022, nachdem die Testgeräte noch mit dem Stand von Januar ausgeliefert wurden.
Kleine Ruckler stören im Alltagsbetrieb
Doch noch einmal zurück zum aktuellen Stand der Software zum Zeitpunkt des Tests auf dem Galaxy S22 Ultra. Das nachfolgende Video von Adam Conway von XDA Developers beschreibt den Zustand sehr gut, wenngleich das Testgerät der Redaktion nicht so dramatisch langsam agiert wie das im Tweet gezeigte Smartphone. Auf dem S22 Ultra kann es bereits kurz nach dem Hochfahren passieren, dass das Wischen nach oben, um die PIN-Eingabe zu starten, nicht registriert wird. Das Display geht dann einfach aus und der Vorgang muss neu gestartet werden.
In der alltäglichen Bedienung machen sich immer wieder kleinere Ruckler bemerkbar, etwa wenn zum Google Feed oder zwischen Apps gewechselt wird. Im Ergebnis fühlt sich das Ganze so an, als würden einzelne Frames bei den Animation übersprungen respektive ausgesetzt werden. Ein nicht messbarer Lag von wenigen Millisekunden plagt die Software, der sich auch anhand der Tastatur bemerkbar macht, so als ob Touch-Eingaben nicht unmittelbar umgesetzt werden. Gilt es eine längere Nachricht oder ein kompliziertes Passwort zu tippen, ist der Nutzer dem System stets einen Bruchteil voraus, sodass sich die Bedienung asynchron anfühlt und Fehler passieren.
Das Erlebnis auf dem S22 Ultra ist keinesfalls katastrophal, nur eben noch nicht ausgereift, als ob die erste Charge an Geräten unter Zeitdruck das Werk verlassen musste. Kein Wunder also, dass Samsung direkt am ersten Tag der Verfügbarkeit einen Day-One-Patch ausliefert, der nicht näher beschriebene Probleme beheben soll. Nachdem AAA-Spiele für PC und Konsole immer häufiger in diesem Zustand ausgeliefert werden, betrifft dieser Umstand jetzt also auch Smartphones.
ComputerBase wird den Day-One-Patch die kommende Tage aufspielen, das Timing von Samsung hätte aber nicht unglücklicher sein können. Alle Messungen und Erfahrungen mit dem Gerät waren zu letztem Freitag bereits abgeschlossen, als der Patch zum Download angeboten wurde. Jetzt steht aber erst einmal der MWC bis Mitte der Woche an, bevor sich die Redaktion wieder mit dem Smartphone beschäftigen kann. Und keine Woche nach der Rückkehr aus Spanien will Samsung die Testgeräte auch schon wieder zurück haben. Für zumindest eines der Testgeräte, namentlich das S22 Ultra, lässt sich die Leihfrist potenziell aber noch verlängern, um den weiteren Werdegang der Software analysieren zu können. Stand jetzt ist das S22 Ultra in puncto Software ein Smartphone, das beim Kunden reifen muss.
Fünf Jahre Android-Updates
Abseits dieser Kritikpunkte kann man Samsung für die Software nur loben, denn One UI 4.1 auf Basis von Android 12 ist wie schon die letzten Jahre ein gelungener Aufsatz, der im Gegensatz zu früheren Iterationen zu TouchWiz-Zeiten nicht mehr überladen wirkt und ein frisches Design aufweist.
Der mit Abstand größte Pluspunkt der Software ist aber, dass diese von Samsung garantiert auf aktuellem Stand gehalten wird. Zum Start der neuen Serie hat Samsung das Update-Versprechen von ehemals drei Android-Hauptversionen und vier Jahren Sicherheits-Updates auf vier Android-Hauptversionen und fünf Jahre Sicherheits-Updates angehoben. Diese neue Regelung gilt für zahlreiche aktuelle und künftige Smartphones und Tablets sowie vereinzelt für ältere Serien wie die Galaxy S21 oder Falt-Smartphones aus dem letzten Jahr. Damit liegt Samsung jetzt sogar noch vor Googles Pixel-6-Serie, für die drei Jahre Android- und fünf Jahre Sicherheits-Updates zugesagt werden.
S Pen mit vollem Funktionsumfang
Galaxy S22+ und S22 Ultra sind in puncto Software identisch aufgestellt, nur spezifische Anpassungen für das größere Gerät, darunter zum Beispiel Einstellungen zur Auflösung, unterscheiden das Ultra von den anderen S22-Smartphones. Das größte Alleinstellungsmerkmal ist aber der Stylus, bei Samsung S Pen genannt.
Das S22 Ultra ist praktisch das neue Note, nur heißt es nicht so und ist diesmal im Winter statt Sommer auf den Markt gekommen. Dass Samsung sich vom Note verabschieden wird, hatte sich bereits letzten Sommer abgezeichnet, als dem Galaxy Z Fold 3 die Unterstützung für den Stylus spendiert wurde. Dabei handelte es sich aber um eine eher halbgare Umsetzung, denn der S Pen konnte weder im Gehäuse verstaut werden, noch bot er alle Funktionen, die noch das Note 20 Ultra mitbrachte. Das S22 Ultra macht Schluss mit diesen Kompromissen und bringt den vollen Funktionsumfang in die Galaxy-S-Serie.
Der S Pen wird beim S22 Ultra unten links im Gehäuse verstaut und ist wie das Smartphone selbst nach IP68 geschützt. Der Schutz für das Smartphone gilt auch dann, wenn der Stift aus dem Gerät gezogen wird. Netter Nebeneffekt des entfernten Stylus ist, dass dann das Smartphone dank planer Seiten aufrecht hingestellt werden kann – praktisch für die Fotos in diesem Artikel.
Die Stylus-Fernbedienung ist zurück
Als Samsung den Stylus mit dem Galaxy Z Fold 3 koppelte, mussten Käufer auf elementare Funktionen verzichten, die beim Note 20 Ultra noch an der Tagesordnung waren. Weil der S Pen rein passiv umgesetzt war, über keine Batterie verfügte und deswegen auf Bluetooth verzichten musste, fielen zum Beispiel alle Fernbedienungsfunktionen weg, die es ermöglichen, das Smartphone aus der Ferne zu steuern. Wieder mit an Bord sind somit die sogenannten „Air Actions“, also Gesten, die aus mehreren Metern Entfernung zum Smartphone für gewisse Befehle ausgeführt werden können. Zum Beispiel lässt sich durch Halten der Taste am S Pen und Schwenkbewegungen nach links und rechts durch die Modi der Kamera wechseln. Der Stylus wird dadurch zum Fernauslöser der Kamera.
Der S Pen kann beim S22 Ultra direkt bei ausgeschaltetem Display verwendet werden, was praktisch für schnelle Notizen ist. Samsung Notizen-App invertiert dabei die Farben, sodass in weißer Schrift auf „ausgeschaltetem“ Display geschrieben wird. Wird auf dem Homescreen der Stylus gezückt, stehen über das S-Pen-Menü Features wie eine neue Notiz, Zugriff auf bisherige Notizen, Smart Select, Screenshot-Notizen, Live-Nachrichten, AR-Zeichnungen, Übersetzen oder die Penup-App zur Auswahl. Und natürlich kann der S Pen auch wieder einfach nur für die alltägliche Bedienung des Smartphones genutzt werden. Interessanterweise fühlt sich die Bedienung in diesem Szenario etwas direkter als bei Nutzung des Fingers an.
Akkulaufzeiten im Mittelfeld
Mit dem Galaxy S22 Ultra wollte Samsung keine Kompromisse mehr eingehen, um das Beste aus den beiden Welten Galaxy S und Galaxy Note in einem Gerät zu vereinen. Bislang mussten die Note-Smartphones im Vergleich zum Galaxy S mit einem kleineren Akku auskommen, weil der Stylus im Gehäuse Volumen wegnahm. Beim S22 Ultra bietet Samsung mit 5.000 mAh diesmal dieselbe Nennladung wie beim Akku des S21 Ultra. Anders sieht es beim S22+ aus, das insgesamt betrachtet wie das normal S22 etwas kleiner geworden ist, was den Akku in Mitleidenschaft zieht. Statt der ehemals 4.800 mAh gibt es jetzt nur noch 4.500 mAh, analog dazu ist der Akku des S22 von ehemals 4.000 mAh auf 3.700 mAh reduziert worden.
Laufzeitmessungen beider Smartphones wurden unter Verwendung der Standard-Einstellungen durchgeführt, sodass beide Geräte mit FHD+ und einer adaptiven Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 Hz betrieben wurden. In der produktiven Nutzung, die über den PCMark 3.0 simuliert wird, erreichte das S22 Ultra bei einer kalibrierten Helligkeit von 200 cd/m² (100 Prozent APL) mit 10:38 Stunden eine 13 Prozent oder etwas mehr als eine Stunde längere Laufzeit als das S21 Ultra, obwohl beide Smartphones 5.000 mAh bieten. Zu beachten ist grundsätzlich, dass die neueren Geräte eine andere Version des Betriebssystems nutzen. Auch das S22+ schiebt sich mit 10:20 Stunden am letztjährigen Flaggschiff vorbei. Insgesamt betrachtet landen beide Smartphones im oberen Mittelfeld.
Beim reinen Streaming erreichen beide Smartphones weder das Niveau des S21 Ultra noch das des S20 Ultra. 17:46 Stunden für das S22 Ultra und 16:51 Stunden beim S22+ sorgen abermals für eine Platzierung im oberen Mittelfeld.
45-Watt-Laden ohne nennenswerten Vorteil
Beim Laden der Smartphones muss zwischen S22, S22+ und S22 Ultra unterschieden werden, wobei grundsätzlich keinem der Geräte ein Netzteil beigelegt wird. Das S22 lässt sich mit maximal 25 Watt laden, S22+ und S22 Ultra können mit bis zu 45 Watt befüllt werden. Samsungs normalerweise 50 Euro teures 45-Watt-Netzteil (EP-TA845) kann man sich aber getrost sparen, denn das vermeintlich schnellere Laden der beiden größeren Smartphones hat sich im Nachhinein als Mogelpackung herausgestellt. Wie GSMArena ermittelt hat, lässt sich das S22+ mit dem stärkeren Netzteil lediglich eine einzige Minute schneller laden, während das S22 Ultra nur 5 Minuten besser abschneidet.
Kabelloses Laden in zwei Richtungen
Kabelloses Laden wird von allen drei Varianten mit bis zu 15 Watt unterstützt und kann auch für die entgegengesetzte Richtung genutzt werden, um zum Beispiel Kopfhörer mit einem drahtlosen Ladecase über die Rückseite des Smartphones zu laden. Diese Art Ladevorgang kann mit maximal 4,5 Watt vom Smartphone ausgehend durchgeführt werden.