Im Test vor 15 Jahren: Windows ReadyBoost machte USB-Sticks zum Turbolader
Mit Windows Superfetch und ReadyBoost (Test) bot Microsoft zwei Technologien, die Computer mit Windows Vista beschleunigen sollten. Besonders kurios war ReadyBoost, das Programme präventiv in externen Flash-Speicher in Form von USB-Sticks lud, um den Computer zu beschleunigen.
Superfetch nutzte den Arbeitsspeicher aus
Die Superfetch-Funktion in Windows Vista analysierte das Verhalten des Nutzers, um häufig verwendete Programme im Arbeitsspeicher zu halten, selbst wenn sie nicht aktiv genutzt wurden. Diese Funktionalität ging so weit, dass Superfetch bereits beim Systemstart aktiv wurde und den Arbeitsspeicher füllte. Der Vorteil von Superfetch bestand darin, dass Programme nicht erst von der vergleichsweise extrem langsamen Festplatte geladen werden mussten, sollte der Nutzer sie starten wollen, sondern bereits im Arbeitsspeicher vorlagen.
Das resultierte vor 15 Jahren, als mechanische Festplatten noch die Norm waren, in einem kräftigen Geschwindigkeitsplus. Falls der Arbeitsspeicher, den Superfetch belegte, von einem anderen Prozess oder dem Betriebssystem benötigt wurde, dann wurden die geladenen Programme aus dem Arbeitsspeicher entfernt und gegebenenfalls wieder nachgeladen, sobald wieder Kapazität frei wurde.
Obwohl Superfetch prinzipiell hilfreich war, hatte es Limitierungen. Zum einen belastete es die Festplatte und das dauernde Laden von Programmen kostete Zeit. Zum anderen profitierten Nutzer von Computern mit wenig Arbeitsspeicher nicht von dieser Technologie.
ReadyBoost brachte Flash-Speicher zur Rettung
Wo Superfetch aufhörte, fing ReadyBoost an. Die Idee hinter der Technik war Flash-Speicher wie USB-Sticks zu nutzen, um die Kapazität des Arbeitsspeichers für Superfetch aufzustocken. Obwohl USB-Sticks keine besonders hohen Übertragungsraten boten, hatten sie aufgrund des verwendeten Flash-Speichers – wie er heute auch in SSDs verwendet wird – sehr schnelle Zugriffszeiten im Vergleich zu mechanischen Laufwerken. Die geringen Übertragungsraten stellten bei ReadyBoost kein Problem dar, da es große Dateien ignorierte und sie von Windows weiterhin in die Auslagerungsdatei geschrieben wurden. ReadyBoost erlaubte es, frei einzustellen, wie viel Kapazität eines USB-Sticks ein Nutzer für diese Funktionalität bereitstellen wollte und wie viel für die normale Nutzung weiterhin zur Verfügung stehen sollte.
Superfetch und ReadyBoost als Turbolader
In den Tests zeigten sowohl Superfetch als auch ReadyBoost bedeutende Vorteile auf einem System mit einem Pentium 4 mit 3,0 GHz, 1 GByte DDR400-Arbeitsspeicher und zwei Hitachi 7k250 (80 GB, SATA, 8 MB Cache, 7.200 RPM) als RAID0-Verbund. Nach einem Neustart reduzierte Superfetch die Ladezeit von Adobe Flash 8 um 45 Prozent, vom Internet Explorer 7 um 6 Prozent und von Nero um 41 Prozent. Um diese Vorteile tatsächlich zu erleben, durfte nach dem Neustart nicht direkt losgelegt werden. Man musste den Mechanismen etwas Zeit geben, damit Superfetch und ReadyBoost die entsprechenden Programme laden konnten. ReadyBoost sorgte für einen weiteren Vorteil von 23, 31 und 13 Prozent respektive. Bei niedriger Arbeitsspeicherlast sorgten die beiden Techniken für keinen Vorteil – wenn ein Programm geschlossen und wieder geöffnet wurde und es weiterhin im RAM gehalten werden konnte, dann konnte kein Vorteil entstehen.
Anders sah es bei hoher RAM-Auslastung aus. Sowohl Superfetch als auch ReadyBoost konnten für massive Geschwindigkeitsvorteile sorgen. In diesem Fall mussten Programme gegebenenfalls auf die Festplatte ausgelagert werden und der Vorteil des schnellen Flash-Speichers zeigte sich am deutlichsten.
Fazit
Während Superfetch eine durchaus interessante und nützliche Technologie war, bekamen die meisten Nutzer von ihr nicht aktiv etwas mit. Grundsätzlich bestand kein Grund, Superfetch zu deaktivieren. Einzig Anwender mit wenig Arbeitsspeicher profitierten nicht. ReadyBoost hingegen erforderte das aktive Eingreifen des Nutzers, der entsprechenden Flash-Speicher anschließen und einrichten musste. Wer das machte, konnte sich über teilweise deutlich kürzere Ladezeiten freuen. Die genauen Vorteile hingen immer vom individuellen System und insbesondere von den Festplatten ab.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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