BMW i7: Der rein elektrische 7er ist ein Kino auf Rädern
45 Jahre nach dem ersten 7er hat BMW heute die siebte Generation der Baureihe vorgestellt. Der neue 7er startet in Deutschland zunächst als rein elektrischer BMW i7. Neben der radikalen Neugestaltung des Exterieurs nimmt das großzügige Interieur eine wichtige Rolle ein. Neue Sonderausstattung ist ein ausfahrbarer Theatre Screen.
i7 xDrive60 als erstes Modell für Europa
Der neue 7er soll im November dieses Jahres auf den Markt kommen. Dabei setzt BMW je nach Region auf unterschiedliche Antriebsarten, die die Bedürfnisse der jeweiligen Märkte widerspiegeln sollen. Hierzulande und in Europa wird BMW den neuen 7er zunächst ausschließlich als rein elektrischen i7 mit der Bezeichnung „BMW i7 xDrive60“ ab 135.900 Euro anbieten. Diese Variante mit Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse kommt auf 400 kW Leistung und eine Batteriekapazität von 101,7 kWh, deren prognostizierte Reichweite bei 590 bis 625 km (WLTP) liegen soll. Das Fahrzeug beschleunigt in 4,7 s von 0 auf 100 km/h und ist elektronisch auf 240 km/h limitiert.
Ottomotoren für USA und China
Für die USA und China sind neben dem i7 direkt zum Start auch Ottomotoren mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik geplant. Dazu zählen der 735i und 740i mit Reihensechszylinder und 210 kW respektive 280 kW sowie der 760i xDrive mit Achtzylindermotor, der auf 400 kW kommt. Das Mild-Hybrid-System liefert jeweils eine zusätzliche Antriebsleistung von bis zu 10 kW. Unmittelbar nach dem Marktstart des i7 soll speziell für Europa der 740d xDrive als Dieselmodell folgen. Darüber hinaus sind für Anfang 2023 die zwei Plug-in-Hybrid-Modelle 750e xDrive und M760e xDrive geplant. Späteres Spitzenmodell soll der rein elektrische i7 M70 xDrive werden, für den BMW derzeit 485 kW prognostiziert.
Langversion ist der neue Standard
Der zum Start verfügbare BMW i7 xDrive60 misst 5.391 × 1.950 × 1.544 mm (L × B × H) bei einem Radstand von 3.215 mm und einem Leergewicht von 2.640/2.715 kg (DIN/EU). Das sind 130 mm, 48 mm und 51 mm mehr als beim Vorgänger G11. Der Zuwachs in der Länge offenbart, dass es vom neuen 7er keine Langversion mehr geben wird, weil diese jetzt Standard ist. Das Exterieur dominiert die neue Linienführung mit zweigeteilten Scheinwerfern, die kurz zuvor bereits der neue X7 erhalten hatte. „Iconic Glow“ nennt sich die beleuchtete Niere, die beim i7 geschlossen bleibt und einen Teil der Sensorik der Assistenzsysteme aufnimmt. Der elektrische 7er zeichnet sich zudem abermals durch blaue Akzente in gewissen Bereichen der Karosserie auf. Einen „Frunk“, also Stauraum auch vorne, gibt es obgleich der langen „Motorhaube“ nicht beim i7.
Neues Cockpit mit BMW OS 8
Der Größenzuwachs resultiert aber nicht nur in einer stattlichen Präsenz von außen betrachtet, sondern schafft auch mehr Platz im Innenraum, der in puncto Opulenz die neue Speerspitze unter den deutschen Autoherstellern markieren dürfte. Wo der EQS bei Mercedes-Benz nicht ganz das Niveau der S-Klasse (Test) bei Größe, Komfort und Ausstattung erreicht, stehen 7er und i7 auf derselben Architektur und damit demselben Level. Das neue Cockpit zeichnet sich durch des sogenannte Curved Display aus, das sich aus zwei Bildschirmen namens Information Display mit 12,3 Zoll vor dem Fahrer und Control Display mit 14,9 Zoll zusammensetzt. Darauf läuft jetzt auch im neuen 7er das BMW Operating System 8, das durch regelmäßige Remote Software Upgrades (RSU) aktuell gehalten werden soll. Das Auto verfügt über eine 5G-Anbindung mit zwei SIM-Karten, die wichtige Fahrzeugfunktionen und den privaten Bereich wie Multimedia abdecken. Im Frühjahr 2023 soll auf dem Control Display erstmals YouTube als App zur Verfügung stehen.
Interaction Bar für visuelles Feedback
Neben den bekannten Bedienelementen wie Touch und iDrive-Controller nimmt beim neuen 7er die serienmäßig verbaute Interaction Bar eine neue Rolle in der Bedienung und beim visuellen Feedback ein. Die entlang der Türen und des Armaturenbretts verlaufende Leiste ist Dekoration und funktionales Bauteil in einem. Die kristalline Oberflächenstruktur wurde unterhalb der Dekorleiste integriert und nimmt Bedienfelder zur Steuerung von Lüftung und Klimatisierung, Aktivierung des Warnblinkers und zum Öffnen des Handschuhfachs auf. Sofern das Fahrzeug mit elektronisch öffnenden Türen ausgestattet ist, kann auch diese Funktion über die Interaction Bar abgerufen werden.
Darüber hinaus ist die Interaction Bar Teil des Ambientelichts und lässt sich entsprechend einfarbig, mehrfarbig oder im Rahmen der „My Modes“ als Teil eines größeren Lichtszenarios beleuchten. Über die sogenannte Safe-Exit-Funktion gibt die Sensorik auf der Interaction Bar visuelles Feedback aus, ob der Ausstieg sicher ist. Nähert sich zum Beispiel ein Auto oder Fahrradfahrer beim Öffnen der Tür, erscheint eine entsprechende Warnung. Auch der Warnblinker leuchtet in der Interaction Bar auf. Der Fahrer kann über das Control Display einstellen, auf welche Ereignisse die Leiste mit dynamischen Animationen reagieren soll, etwa bei eingehenden Anrufen.
Theatre Screen mit 31,3 Zoll als Fond-Entertainment
Dem größeren Fond kommt beim neuen 7er eine ganz besondere Rolle zu, denn optional kann sich das Fahrzeug über den Theatre Screen zum Kino auf Rädern verwandeln. Die neue Sonderausstattung hatte BMW erstmals zur CES Anfang Januar in Las Vegas gezeigt, heute folgt die Enthüllung als Teil des Ganzen im 7er. Der Theatre Screen ist ein 31,3 Zoll großer Bildschirm mit 8K-Auflösung im 32:9-Format, der über eine Mechanik im seitlichen Dachhimmel bei Auswahl des Theatre Modes vor den Passagieren im Fond ausfährt und für ein immersives Multimedia-Erlebnis sorgen soll. Initiieren lässt sich der Theatre Mode über serienmäßig verbaute, jeweils 5,5 Zoll große Touch-Displays in den hinteren Türen, über die sich alle Einstellungen im Fond vornehmen lassen. Dazu gehören neben dem Theatre Screen das Audiosystem, die Klimafunktionen, die Sitzeinstellungen, das Ambientelicht und die Sonnenschutzrollos. Im Theatre Mode werden letztere für richtiges Kinofeeling automatisch geschlossen.
Fire TV bringt erfolgreiches Ökosystem
Mit dem Theatre Screen verabschiedet sich BMW zumindest im Fond ein wenig davon, ein eigenes Ökosystem speziell für Multimedia aufzubauen. Denn mit dem Partner Amazon wurde ein Fire TV in den Bildschirm integriert, der vom Funktionsumfang her dem entspricht, was Nutzer zuhause von einen Fire TV Stick oder Fire TV Cube mit Fire OS kennen. Apps und Spiele, die auf den Produkten von Amazon selbst angeboten werden, stehen damit auch im Fahrzeug zur Verfügung. Inhalte lassen sich über die 5G-Anbindung ins Fahrzeug streamen oder aber auf dedizierten 128 GB herunterladen, um sie später offline zu schauen. Speziell für den neuen 7er wurde die Fire-OS-Oberfläche für Touch optimiert, da es im Auto keine Fire-TV-Fernbedienung gibt. Für Spiele wie Crossy Road lässt sich das eigene Smartphone als Controller nutzen.
BMW selbst bespielt den Theatre Screen mit OS-8-Widgets für Dinge wie Uhrzeit, Datum und Wetter, die im Randbereich des 32:9-Bildschirms dargestellt werden, wenn diese beiden Flächen bei klassischen 16:9-Inhalten nicht anderweitig benötigt werden. Grundsätzlich können Filme und Serien aber auch auf 21:9 und 32:9 gezogen werden, wobei vor allem letzteres Format zu einem beschnittenen Bild bei vielen Produktionen führen kann. Zwei 16:9-Inhalte für unterschiedliche Filme oder Serien pro Passagier hinten werden nicht von BMW unterstützt. Noch ausstehend sind Informationen zu möglichen Office-Apps, um den 7er auch zum Büro auf Rädern machen zu können. Zu den konkreten Inhalten will sich BMW noch einmal zur Markteinführung im November äußern. Bereits jetzt bekannt ist, dass speziell für China eine Partnerschaft mit Huawei und Iqiyi unterhalten wird, weil das Amazon-Ökosystem dort nicht zur Verfügung steht.
Bowers & Wilkins befeuert bis zu 36 Lautsprecher
An den Theatre Screen können bis zu zwei eigene kabellose oder kabelgebundene Kopfhörer angeschlossen werden. Zur Serienausstattung gehört ein von Bowers & Wilkins entwickeltes Audiosystem mit 18 Lautsprechern und 655 Watt Verstärkerleistung. Optional ist das Upgrade auf das „Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System“, das sich aus 36 Lautsprechern und 1.965 Watt Verstärkerleistung zusammensetzt. Dazu gehören dann auch vier Lautsprecher im Dachhimmel, jeweils zwei Surround-Lautsprecher in den Kopfstützen und Exciter in den Lehnen, um mit effektvollen Bassfrequenzen für ein „4D-Erlebnis“ zu sorgen. Auf der Rückseite des Theatre Screens findet sich eine HDMI-Buchse, um etwa ein Notebook anzuschließen. Auch einer Nintendo Switch sollte damit nichts im Weg stehen. Die Integration von PlayStation 5 und Xbox Series X wird wahrscheinlich an der Stromversorgung scheitern.
Assistenzsysteme sollen Level 3 erreichen
Mit Blick auf die Assistenzsysteme der neuen 7er Reihe ist BMW vorsichtig mit konkreten Aussagen zum automatisierten Fahren. Mittelfristig soll der 7er eine Implementierung von automatisierten Fahrfunktionen nach Level 3 erhalten. Dass der neue 7er Level 3 unterstützen soll, hatte BMW bereits zur Ankündigung der Partnerschaft mit Qualcomm und Arriver in Aussicht gestellt. Die neue Luxuslimousine basiert aber noch auf der Partnerschaft mit Intel und Mobileye und wird zum Start auf die von BMW bekannten Funktionen im Rahmen des Driving Assistant Professional nach Level 2 beschränkt sein. Eine Ausnahme bildet abermals der nordamerikanische Markt, für den BMW auf Highways und anderen Straßen mit baulich voneinander getrennten Fahrbahnen das Fahren dauerhaft ohne Hände am Lenkrad bis 130 km/h ermöglicht. Bei diesem System gemäß „Level 2+“ (Test) muss der Fahrer aber jederzeit dazu in der Lage sein, die Verantwortung für die Lenkaufgabe wieder zu übernehmen.
Automatisiertes Parken auch mit Fernbedienung
Einen Schritt weiter geht BMW beim Parking Assistant Professional mit Remote-Bedienung und Manövrierassistent. Dieser parkt das Fahrzeug automatisiert ein und soll sich ab Frühjahr 2023 auch per Smartphone in Nähe zum Fahrzeug bedienen lassen. Über den Manövrierassistent lassen sich mit Hilfe von GPS- und durch Lenkbewegungen definierte Trajektorie-Daten Streckenlängen von bis zu 200 m speichern und später bei Ankunft am Startpunkt abrufen, um automatisiert einen Parkvorgang an engen und verwinkelten Garagen und Stellplätzen durchzuführen. Auch für dieses System soll im Frühjahr 2023 eine Fernsteuerung über die My-BMW-App nachgereicht werden. Diese Lösung soll auch der jüngst vorgestellte X7 erhalten.
Aus dem zwischenzeitlich freigeschalteten Konfigurator des BMW i7 geht hervor, dass das zunächst einzige in Deutschland verfügbare Modell i7 xDrive60 einen Basispreis von 135.900 Euro hat. Mit M Sportpaket liegt der Preis bei 142.800 Euro, mit M Sportpaket Pro sind es 146.500 Euro. Das Fond-Entertainment Professional mit iDrive-Bedienung, das den 31,3 Zoll großen Theatre Screen umfasst, kostet 4.750 Euro.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in München unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise und Abreise wurden von BMW getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.