Corsair K70 RGB Pro im Test: Erfahrungen und Fazit

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Max Doll
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Sinnvoll angelegt, übersichtlich gestaltet, Zusatzfunktionen mit Mehrwert: Die K70 spielt im Alltag die Rolle eines unauffälligen Begleiters, der bis hin zur angenehm breiten Handballenauflage unauffällig im Hintergrund bleibt. Die Tastatur funktioniert meist einfach. Das ist kein Wunder: Schon bei der K100 (Test) war jede Änderung des Grunddesigns auch eine wohl bedachte Verbesserung, die die Nutzung erleichtert. Gegenüber der K100 fällt dabei das Verschwinden des Multifunktionsrades auf: Sein Mehrwert war fraglich, seine Anmutung dem Segment wenig angemessen.

Unverständlich ist, dass Corsair nicht gleich den nächsten Schritt der K-Evolution geht und den Dreiermix aus Mikrotastern, Rubberdomes und mechanischen Tastern verschlankt. Auch unter Medientasten gehört aufgrund des dafür vorhandenen Platzes in diesem Fall MX-Technik. Drei verschiedene Arten von Rückmeldungen zu erhalten, bleibt eine irritierende Erfahrung. Weniger wäre schöner und darum sollte es gehen, wenn Geld wie hier keine Rolle mehr spielt.

Der eSports-Schalter wird auf der Rückseite versteckt
Der eSports-Schalter wird auf der Rückseite versteckt

Etwas konträr zum Gaming-Marketing liegt der neue „Pro-Schalter“ auf der Rückseite. Er aktiviert den eSports-Modus, was Beleuchtungseffekte abschaltet und die Tastenbelegungen auf ihre Standardfunktionen zurücksetzt. Makros und Neubelegungen entfallen so vorübergehend. Was damit auch gesagt wird: Im Grunde haben „Gaming-Features“ nichts mit echtem Gaming zu tun – ein interessantes Urteil über das Feature-Set der Tastatur, das genau diese Fiktion bedient. Vielleicht versteckt Corsair den Schalter deshalb schwer erreichbar auf der Rückseite des Gehäuses.

Getan hat sich auch etwas bei der Software – nicht immer zum Guten. Denn der schlichte Download der 855 (!) MByte großen Installationsdatei wird neben einer Newsletter-Anmeldung versteckt. Diese Form der Belästigung kann man bei einem 200 Euro teuren Produkt nur ungehörig nennen.

Auch den vielversprechenden Angaben zur Reaktionszeit und maximalen Anzahl der Profile („bis zu 50“), die sich nicht einordnen lassen, fehlt es etwas an Respekt dem Kunden gegenüber. Das hätte die K70 eigentlich nicht nötig. Funktional gehört die Software rein auf die Konfiguration der Tastatur bezogen immer noch zu den besten Lösungen am Markt, weil sie die massiven Möglichkeiten auf leicht verständliche Weise darbietet.

Trotzdem ist sie gegenüber älteren Versionen auch eine Verschlechterung: Denn das Übertragen von Profilen auf den Tastaturspeicher wurde versteckt, die Einstellungen der Tastatur liegen zudem seltsam ungelenk unter einer Umgebung, die viel weiter greift und unter anderem Temperaturen der Komponenten anzeigt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl: iCUE soll nicht mehr nur für ein Produkt sein, sondern ein wichtiges Systemtool. Wer nur eine Tastatur kauft, hat danach allerdings nicht gefragt.

Fazit

Was hat sich also getan? Dasselbe wie beim Sprung von der K95 (Test) auf die K100 (Test), weshalb sich auch das Urteil gleichen muss. Mit den Änderungen befindet sich die K70 wieder auf der Höhe der Zeit und erfüllt alle Anforderungen an eine moderne Tastatur im Gaming-Luxussegment. Gepaart mit einer gut strukturierten Software entsteht ein Angebot, mit dem sich wenig falsch machen lässt. Was hat sich noch getan? Nur das Nötigste – oder etwas negativer: gerade so genug, denn Corsair geht fast zu sehr auf Nummer sicher.

Ein kleiner Schritt auf die Höhe der Zeit: Corsair erfüllt das Mindestziel
Ein kleiner Schritt auf die Höhe der Zeit: Corsair erfüllt das Mindestziel

Neu ist: Als Gesamtpaket schlägt die 200 Euro teure K70 RGB Pro die K100, die zwar Makrotasten, aber auch ein Wählrad fraglichen Mehrwerts besitzt. Hier wirkt das günstigere Modell runder – selbst für die nur 20 Euro Aufpreis, die gegenwertig aufgewendet werden müssen. Geht es um Corsair, dann ist die neue K70 die beste Luxustastatur des Unternehmens – wobei ein Kauf in der Preisklasse weiterhin generell nicht das Ergebnis rationaler Überlegungen ist. Klar ist aber auch, dass deutliche Pfeile in Richtung des Ökosystems gesetzt werden und die Leistungsbilanz schlechter ausfällt, je weniger Zusatzfunktionen tatsächlich eingesetzt werden. Deshalb lohnt wie gehabt ein Blick zu Ducky und Co, wo es diese Ebene zu Gunsten reiner Funktionalität noch nicht gibt sowie mehr Taster und eine geringere Lautstärke geboten werden. Für 200 Euro gibt es zudem hochgradig anpassbare Custom-Keyboards mit freier Wahl von Tastern und Kappen wie etwa von Varmilo oder Keychron.

Und ein Upgrade? Ein klares Nein, denn dafür sind die Änderungen insgesamt zu gering. Auch die erste Version der K70 ist immer noch eine gute Tastatur, die Modelle mit iCUE-Unterstützung erst recht. Ist eine andere Tastatur im ISO-Standardlayout vorhanden, versprechen die Sets von PBT-Tastenkappen für kleines Geld einen frischen Look und eine – auch hörbare – Verbesserung des Vorhandenen.

Corsair K70 RGB Pro (MX Speed)
25.04.2022
  • Breite Handballenauflage
  • Sinnvolle Zusatzfunktionen
  • Praktische Software
  • Standardlayout
  • iCUE-Erweiterung verschlechtert Menüstruktur
  • Drei verschiedene Arten Tastentechnik

ComputerBase hat die K70 RGB Pro von Corsair zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand seitens des Herstellers nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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