Gallery 3 Color ePaper: Farbiges E-Paper für Reader mit schnellerem Bildaufbau
Vor rund einem Monat hat E Ink die neue E-Paper-Technologie Gallery Plus vorgestellt, die zwar mehr Farben und einen höheren Kontrast als ihre Vorgänger darstellen kann, aber ebenfalls noch mit Kinderkrankheiten wie dem langsamen Bildaufbau zu kämpfen hatte. Zumindest das soll beim neuen Ableger der Vergangenheit angehören.
Neues E-Paper aus der ACeP-Plattform
Auch die im Vorfeld der vom 27. bis 29. April 2022 stattfindenden Touch Taiwan 2022 vorgestellte Gallery-3-Technologie basiert auf der Plattform E Ink Advanced Color ePaper (ACeP), bei dem die Farbdarstellung über ein Vier-Partikel-Tintensystem umgesetzt wird: Mit Cyan, Magenta, Gelb und Weiß soll eine vollständige Farbskala an jedem Pixel ermöglicht werden.
Auch das System arbeitet damit nach der substraktiven Farbmischung. Herkömmliche Monitoren setzen hingegen auf das RGB-System, bei dem auf die additive Farbmischung zurückgegriffen wird: Alle Farben zusammengemischt ergeben hier Weiß.
Die Anzahl der darzustellenden Farbtöne hat sich gegenüber der letzten Neuvorstellung von E Ink leicht verringert: Gab E Ink bei Gallery Plus diese noch mit 60.000 an, sind es nun nur noch 50.000.
Geringere Aufbauzeiten
Bei dem eher für größere Werbeschilder ausgelegten Gallery Plus stellten noch die hohen Umschaltzeiten ein Problem dar, durch die ein Einsatz in herkömmlichen E-Book-Readern nicht möglich war. Bei der neuen Technologie konnte der Marktführer im Bereich digitaler Papiertechnologie die Aktualisierungszeit nun in der höchsten Qualitätsstufe der Farbdarstellung auf 1.500 ms drücken. Nimmt der Leser eine leicht geringere Darstellungsqualität in Kauf, reduziert sich die Zeit im Standardmodus auf 750 bis 1.000 ms, im schnellen Farbmodus sind sogar nur 500 ms drin. Auch bei der reinen Schwarz-Weiß-Anzeige konnte die Zeit für eine komplette Invertierung, also dem Neuausrichten aller vorhandenen Bildpunkte, auf 350 ms gesenkt werden.
Die neuen Werte zeigen, welche Entwicklung die Technologie seit der ersten Generation genommen hat und welches Potenzial noch in ihr steckt: So lagen zu Anfang die Aktualisierungszeiten bei reiner Schwarz-Weiß-Darstellung mit 2 Sekunden bereits über den jetzt erreichten Zeiträumen. Bei einer Farbdarstellung mit lediglich 4.096 Farben konnte ein Seitenwechsel zu damaliger Zeit noch bis zu 10 Sekunden in Anspruch nehmen.
Auflösung ebenfalls erhöht
Das sind jedoch nicht die einzigen Neuerungen, die Gallery 3 zu bieten hat. Auch die mögliche Auflösung hat sich auf 300 ppi erhöht. Die zuletzt von E-Book-Readern wie dem PocketBook Color (Test) oder dem InkPad Color (Test) aus gleichem Haus verwendete Kaleido-Technologie konnte Farben nur in einer Auflösung von 100 ppi darstellen. Selbst beim Anfang April vorgestellten Kaleido 3 hat sich die darzustellende Auflösung nur leicht auf 150 ppi erhöht – bei gleicher Farbanzahl.
Darüber hinaus sieht E Ink für die neue Ausbaustufe der Plattform eine Stifteingabe in Schwarz und Weiß vor, die aber auch Farben bei einer Aktualisierungszeit von 30 ms unterstützen soll. Gleichzeitig wurde die Frontbeleuchtung des kompletten Panels, die nun auf den Namen „ComfortGaze“ hört, überarbeitet. Die ermöglicht ab sofort ein komplett blaulichtfreies Lesen. „Wir haben über 100 Millionen Dollar an Forschungs- und Entwicklungsressourcen und -budget investiert, um jeden Aspekt dieser Technologie zu verbessern“, so Johnson Lee, CEO von E Ink.
E Ink unterstreicht bei der Ankündigung abermals den Aspekt Umweltschutz, bei dem der Konzern die eigene Technologie klar im Vorteil sieht: So waren laut Angaben des Unternehmens in den letzten fünf Jahren weltweit 130 Millionen E-Book-Reader im Einsatz, welche den Kauf von Büchern in Papierform ersetzt haben. Dem Spezialisten für digitale Tinte zufolge wird geschätzt, dass Papierbücher und LCD-Geräte in diesem Zeitraum mehr als 100.000 Tonnen beziehungsweise 50 Mal mehr CO² ausgestoßen haben als Geräte mit beschriebener Panel-Technologie. Die verbesserte Farbdarstellung soll dazu beitragen, dass sich die Einsparungen noch erhöhen, weil in mehr Bereichen auf E-Paper gesetzt werden kann.
Neuerungen auch bei digitalen Etiketten
Bereits vor rund einer Woche hat das Unternehmen zudem seine neue Platfform Spectra 3100 Plus vorgestellt, welche vor allem auf die Verwendung von elektronischen Regaletiketten (Electronic Shelf Labels – ESL) ausgerichtet ist. Bei der neuen Version fügt E Ink den bestehenden vier Farben Schwarz, Weiß, Rot und Gelb der vorherigen Generation ein leuchtendes Orange hinzu. Im Gegensatz zu den anderen Panel-Technologien sind diese Farben dem Anschein nach jedoch nicht miteinander mischbar. Bei der im Mai 2013 vorgestellte ersten Spectra-Generation bestand die größte Neuerung darin, dass neben Schwarz und dadurch 16 Graustufen nun auch Rot als einzige Farbe dargestellt werden konnten. Mit Spectra 3000 folgte Gelb und im Laufe der Zeit hat sich das System zu den aktuellen Farben Rot, Gelb und Orange weiterentwickelt. Für Tiefkühltruhen und Temperaturen unter -25 Grad Celsius bietet E Ink mit Aurora nach wie vor entsprechende Labels an.
Einfachere Handhabung und hohes Einsparungspotenzial
Spectra 3100 Plus ist in sechs verschiedenen Displaygrößen erhältlich, die sich von 1,64 Zoll bis hin zu 8,14 Zoll erstrecken. Damit soll gewährleistet sein, dass jeder Einzelhändler die für den jeweiligen Einsatzzweck passende Label-Größe finden kann.
Die Technologie zeigt vor allem, dass die Digitalisierung auch im Einzelhandel voranschreitet: So sollen nach Auskunft des Unternehmens in den letzten 7 Jahren weltweit 600 Millionen Anzeigen mit einer Größe von rund drei Zoll installiert worden sein. Der Vorteil besteht vor allem darin, dass die Etiketten bei Preisänderungen nun nicht mehr von Hand ausgewechselt werden müssen, sondern die Anzeige einfach von einer Zentrale aus umgestellt wird. Gerade wenn sich die dargestellten Informationen mehrmals am Tag ändern, können Einwegpreisschilder aus Papier laut E Ink im Vergleich zu ESL 32.000 Mal mehr CO² verursachen.
Vielfältige Möglichkeiten
Welche breiten Einsatzszenarien in der Technologie stecken, hat vor rund vier Jahren die Hauptstadt des US-Bundesstaates Kalifornien, Sacramento, mit einem Feldversuch gezeigt, bei dem Fahrzeuge mit einem auf digitaler Tinte basierenden Nummernschild ausgestattet werden können.