Mögliche Übernahme: Ubisoft wird langsam ein Kaufkandidat
Die Welle von Übernahmen kleinerer und größerer Spieleentwickler ist noch nicht am Ende. Ein Aufkauf von Ubisoft erscheint nicht mehr völlig ausgeschlossen wie noch vor Jahren. Ein konkreter Käufer zeichnet sich jedoch noch nicht ab, Interessenten sind branchenfremd.
Laut einem Bericht von Bloomberg haben Investmentfonds, darunter Blackstone, Interesse an einer möglichen Übernahme von Ubisoft signalisiert. Entsprechende Überlegungen befänden sich in einer „frühen Phase“, es hätten noch keine ernsthaften Verhandlungen mit potentiellen Interessenten stattgefunden, schreibt die Seite. Offen sei, ob die Interessenten ein Angebot abgeben würden und der größte Anteilseigner, die Guillemot-Familie, die 15 Prozent aller Aktien hält, einem Verkauf aufgeschlossen gegenübersteht. Zweifel sind berechtigt, noch im Jahr 2018 hatte CEO Yves Guillemot einen Übernahmeversuch durch Vivendi abgewehrt und seither betont, dass das Unternehmen unabhängig bleiben solle. Diese Position änderte Guillemot aber schon zu Jahresbeginn vorsichtig.
Anzeichen für möglichen Verkauf
Mittlerweile gibt es weitere Anzeichen, die auf eine Änderung dieser Haltung hindeuten. Mitarbeiter seien mittlerweile der Überzeugung, dass Ubisoft, wenn nicht an Investmentfonds, dann an jemand anderen verkauft werde, schreibt Kotaku. Der Publisher habe etwa in den vergangenen Jahren eng mit Unternehmensberatungen gearbeitet, um verschiedene Unternehmensbereiche zu kontrollieren. Solche Buchprüfungen seien ein Weg, ein Unternehmen für die Zukunft aufzustellen oder die Bücher für einen Verkauf auf Vordermann zu bringen. Da es Interessenten gibt, können solche „Audits“ auf eine grundsätzliche Bereitschaft zum Verkauf hindeuten, zumal, so argumentiert Kotaku, der Sohn des CEO das Unternehmen verlassen habe und damit kein Familienmitglied der nächsten Generation für die Übernahme des Ruders zur Verfügung stehe.
Darüber hinaus befindet sich Ubisoft in unruhigem Fahrwasser. Angestellte haben sich wie bei Activision Blizzard über Arbeitsbedingungen und Diskriminierung beklagt und die Reaktion ihres Arbeitgebers kritisiert. Auf Wünsche der Belegschaft sei nicht eingegangen worden, echter Wandel nicht zu erkennen. Dazu kommt aus diesem sowie weiteren Gründen wie der kreativen Stagnation im Unternehmen ein Exodus von Mitarbeitern, der das Klima zusätzlich belastet. Projekte verzögern sich in Folge oder kommen, wie das vor Ewigkeiten angekündigte Piraten-MMO Skulls & Bones, erst gar nicht auf den Markt, andere Titel wie das Battle Royale Hyperscape floppten. Mit neuen Titeln der großen Ubisoft-Marken ist in näherer Zukunft nicht zu rechnen. Ausdruck der Schwierigkeiten ist auch ein seit 2018 um mehr als 60 Prozent gefallener Aktienkurs.
Plausibler Kandidat
All das lässt Ubisoft im aktuellen Branchenklima zu einem logischen Kandidaten für eine weitere Übernahme werden. Mit einem Aktienwert von aktuell rund 4,7 Milliarden Euro wäre Ubisoft ein weit kleinerer Zukauf als Activision Blizzard, für das Microsoft fast 70 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen möchte, oder Zynga, die für 12,7 Milliarden US-Dollar von Take Two geschluckt wurden.