NZXT Function TKL & MiniTKL im Test: Die beste Variante gibt es nur beim Hersteller
Tastaturen von NZXT sind solide: weder fürchterlich schlecht noch begeisternd. Wie gut die Tastatur am Ende ist, hängt aber auch vom Ort des Kaufs ab. Gut ist sie nicht überall, denn der Hersteller versucht sich an der irritierenden Etablierung einer Zweiklassengesellschaft.
Im Überblick
NZXT legt die Function gleich als ganze Serie mit Modellvarianten in drei Größen auf. Neben der normalen Fullsize-Version gibt es ein Modell ohne Nummernblock und eine besonders kompakte Variante. Sie weicht als einzige vom üblichen Layout ab. Die „F“-Reihe rückt bei der „MiniTKL“ dichter an den Tastenblock und wird, da sie auch horizontal zusammengeschoben wird, um „F13“ ergänzt. Um noch mehr Platz zu sparen, werden die Funktionstasten in zwei Reihen rechts neben die Pfeiltasten gesetzt. Die ebenfalls ergänzte „NZXT“-Taste hat keine Aufgabe außerhalb der einer frei programmierbaren Reserve.
Alle Varianten greifen ansonsten in die gleiche Kiste mit Extras. Links von den Tasten sitzt ein Scrollrad, das die Audiolautstärke regelt, seitlich am Chassis befinden sich darüber hinaus drei Mikrotaster. Sie sind mit der Stummschaltung, dem Spielemodus und der Aktivierung der Hintergrundbeleuchtung in fünf Stufen fest belegt. Zu diesen Funktionen gehören zwei Status-LEDs. Weitere Dioden besitzen nur die TKL- und Fullsize-Versionen. Das kleinste Modell verzichtet komplett auf diese sonst üblichen Anzeigen, die etwa anzeigen, ob Capslock gedrückt wurde.
Die NZXT gibt es auch direkt beim Hersteller
Neben den Versionen im Handel bietet NZXT die Tastatur auch im eigenen Webshop an. Über das BLD-System (BLD von „Build“) lässt sich die Function nach dem Vorbild von Boutique-Anbietern individualisieren. Zu den Farben Schwarz und Weiß tritt Grau, Tastenkappen werden entweder Schwarz oder Grau gefärbt. Darüber hinaus können Kabel und eine Handvoll Kappen in einer bunten Akzentfarbe bestellt werden. Auch bei Tastern lässt NZXT recht freie Wahl. Preislich schlägt das zu Buche: Kabel und Kappen kosten jeweils 10 Euro Aufpreis, selbst ohne Zusatzoptionen berechnet der Anbieter zudem eine Montagegebühr in Höhe von 10 Euro. Effektiv liegt die Preisempfehlung der BLD-Tastatur 10 Euro über der ersten Preisempfehlug Endkundenversion, was durch die Servicepauschale verschleiert wurde. Mittlerweile liegt der Aufschlag insgesamt zwischen 30 und 40 Euro. Glücklicherweise ist das weniger ärgerlich, als es sein könnte, denn qualitativ ist das Modell über der Massenware für Einzelhändler platziert.
NZXT Function MiniTKL (MiniTKL) | NZXT Function TKL (TKL) | NZXT Function (Fullsize) | |
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Größe (L × B × H): | 33,9 × 12,3 × 4,0 cm | 36,1 × 12,8 × 4,0 cm Handballenauflage |
44,2 × 12,8 × 4,0 cm |
Layout: | 88 ISO (erweitert) | 105 ISO (erweitert) | |
Gewicht: | 718 g | 778 g | 910 g |
Gehäuse-Material: | ? | ||
Kabel: | USB/Type-C-USB (modular) | ||
Hub-Funktion: | – | ||
Key-Rollover: | N-KRO | ||
Schalter: | Gateron Red | ||
Switch Plate: | ? | ||
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser cut |
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Zusatztasten: | 1 × Makro 3 × Extra Scrollrad (Lautstärke) |
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Medienfunktionen: | Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück | ||
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus | ||
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
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Makros & Programmierung: | 5 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar |
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Preis: | ab 67 € | ab 74 € | 140 € |
Kappen und Taster
Welche Taster die Function besitzt, entscheidet ebenfalls der Ort des Kaufs. Für den Endhandel läuft die Serie ausschließlich mit Gateron Red vom Band. Dabei handelt es sich um eine recht direkte Kopie von Cherry MX Red, also einem leichtgängigen Taster ohne Druckpunkt. Federpingen ist den Modellen fremd, die Betätigung fein gleitend.
Gateron Red |
Cherry MX Red |
Gateron Brown |
|
---|---|---|---|
Charakteristik: | linear | taktil | |
Hubweg: | 4,0 mm | ||
Position des Signalpunktes: | 2,0 mm | ||
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | ||
Widerstand am Druckpunkt: | – | ||
Lebensdauer (Anschläge): | 50 Mio. | 100 Mio. | 50 Mio. |
Beim Kauf über NZXT können im Konfigurator alternativ Gateron Brown und Blue mit leichtem beziehungsweise sehr deutlichem Druckpunkt ausgewählt werden. Dazu kommen schwergängige lineare Taster in einer geräuschgedämpften Version und ebenfalls gedämpfte Versionen von braunen Switches. Beide Abstimmungen sind im Mainstream nicht als „Silent“-Version verfügbar, werden im Netz aber laut ersten Erfahrungsberichten gelobt. Sie sorgen dafür, dass das Angebot eine einzigartige Note gewinnt, kosten aber auch rund 80 Euro (!) Aufpreis. Eine kurze Netzrecherche zeigt, dass das Niveau leicht über den Endkundenpreisen in Shops liegt. Dass NZXT dafür die regulären Taster einspart, fließt in diese Kalkulation allerdings noch nicht ein.
Die Entscheidung für einen Taster ist jedoch nie endgültig, da die Function Hot-Swap-fähig ist. Mit einem beiliegenden Greifer können die nur gesockelten Taster einfach abgezogen werden. NZXT bietet selbst zwar keine Sets an, originale MX-Taster und deren Nachbauten sind im Handel aber mittlerweile gut verfügbar. Dass das Layout inklusive der ersten Tastenreihe der Norm entspricht, erlaubt außerdem den Austausch der Tastenkappen.
In diesem Bereich unterscheiden sich Handels-Holzklasse und teurere Individualversion deutlich. Für den Handel werden dünnwandige Tastenkappen aus ABS-Kunststoff verbaut, die eine klackernd-klappernde Akustik provozieren. Verschärfend kommt hinzu, dass bei freistehenden Tastern auch das Chassis keine dämpfende Wirkung übernehmen kann.
Ganz anders wird indes das Premiumprodukt bestückt, bei dem NZXT in diesem Punkt keine Wahl lässt. BLD-Tastaturen werden stets mit PBT-Tastenkappen ausgestattet, die darüber hinaus über eine doppelte Wandstärke verfügen. Gegen die klapprige Leertaste hilft auch das nicht vollends, insgesamt aber wird die Function hörbar ruhiggestellt. Konterkariert wird diese Verbesserung durch eine hörbar summende Hintergrundbeleuchtung, die dem regulären Modell fremd war.
Dass die Function nicht bis ins Detail durchdacht wurde, legen die Kappen auch in zweiter Hinsicht nahe. Sie sind kaum lichtdurchlässig, die Beschriftung schimmert bei PBT-Varianten deshalb nur sehr schwach durch den Kunststoff – bei Akzentkappen hingegen gar nicht mehr. Ablesen lassen sich die Beschriftungen selbst bei maximaler Helligkeit kaum noch. Aufgrund des deutlich helleren Lichtkranzes um die Kappen bleibt der Versuch anstrengend, aber wenig zielführend. Im Grunde erübrigt sich die Tastenbeleuchtung damit.