NZXT Function TKL & MiniTKL im Test: Erfahrungen und Fazit
2/2Alltagserfahrungen
Wie sich die Function im Alltag schlägt, ist erneut abhängig vom Modell. Die beiden großen Varianten funktionieren wie jede andere Tastatur mit ihrem Layout. Eine interessante Idee sind die beiden seitlichen Zusatztasten, weil sie sich gut erreichen lassen. Ihr Nutzen könnte allerdings gesteigert werden, wenn sie sich frei programmieren ließen. Dass beim Stummschalten die LED aber nur einmal kurz blinkt, ist zudem wenig informativ und deshalb Unsinn, gerade weil das Aktivieren des Gaming-Modus dauerhaft visualisiert wird.
Im Grundgedanken überzeugt die Anordnung des Scrollrades. Links von den Tasten ist Platz, ohne zu Lasten der Ergonomie zu gehen. Die Hand muss zudem nur geringfügig bewegt werden. Die ratternde Betätigung erweckt jedoch nicht die Anmutung, die einer anfänglich mindestens 140 Euro teuren Tastatur gerecht werden kann, und ist weit entfernt etwa vom fein und leise drehenden Rad einer Corsair-Tastatur der K-Serie. Auch nach zwischenzeitlichen Preissenkungen um 20 bis 30 Euro ist das Gebotene aber nur okay – nicht mehr.
Beim MiniTKL-Modell muss darüber hinaus das Layout betrachtet werden. Besonders kompakte Tastaturen, die versuchen, so viele Tasten wie möglich zu retten, bringen sich in eine missliche Lage. Dicht zusammengerückte Tasten lassen sich schlecht erspüren und sind im Grunde – wie hier die sogar tiefer als die Zahlentasten gesetzte F-Reihe – eher eine Notlösung.
Was bei F-Tasten noch akzeptabel ist, ergibt bei Funktionstasten weniger Sinn. Entfernen und Page Up/Down haben einen Alltagsnutzen. Sie aber mitten in eine Reihe von Tasten zu setzen, erschwert die präzise Betätigung. Auch sie nähern sich damit notgedrungen zu einer Notlösung an, obwohl sie hier in der Anordnung zumindest grob dem normalen Layout folgen und per Software in ihrer Position getauscht werden können. Insgesamt erscheint der Rückgriff auf wenige, dafür klar zu findende Tasten wie bei einer Ducky One 2 SF aber günstiger.
Auf gleicher Ebene irritiert beim MiniTKL-Modell das Fehlen einer Status-LED. Die linksseitig angeordneten Dioden zeigen lediglich an, ob die seitlichen Zusatztaten gedrückt wurden. Capslock hat hingegen keinerlei Indikator, obwohl es gängig ist, die LED der Taste zur Anzeige zu nutzen.
Im Gesamtpaket steckt außerdem Software. In diesem Fall wird NZXTs CAM erweitert. Neben Diagnosedaten, Leuchtdioden und Lüftergeschwindigkeiten wird sie um Konfigurationsoptionen für die Function ergänzt. Wichtige Optionen sind dabei, neu belegte Tasten werden allerdings nicht farblich markiert. In die Kategorie „knapp daneben“ fällt auch die umständliche Zuweisung von Makros, die zudem als Belegung nicht angezeigt wird. Neubelegungen weist darüber hinaus erst der „Zuordnungsreiter“ aus, beim Programmieren der LEDs wird stets das Standardlayout gezeigt. Einzelne Tasten mit Sonderfunktionen abweichend leuchten zu lassen, wird so mühsam.
Dass die Software nicht minimiert starten kann und Daten mit einem Opt-out-Konzept sammelt, stört ebenfalls. Zumindest ein transparenter Konfigurationsdialog wäre unbedingt wünschenswert. Sie lässt sich im Grunde zwar nutzen, könnte aber noch viel runder laufen und erreicht nicht den Stand der Konkurrenz.
Fazit
Verkaufen lässt sich immer alles, aber nicht zu jedem Preis. Und über den Kostenfaktor stolpert NZXT. Schlecht geht anders, aber nur „nicht schlecht“ zu sein, kann keine 140 oder gar 160 Euro rechtfertigen. Wirklich gut geht anders: Dünne ABS-Tastenkappen, der etwas klackernde Sound, die seltsame Belegung der Seitentasten und die umständliche Nutzung der Software unterbinden rechte Begeisterung. Nach erster Preissenkung 110 bis 140 Euro für eine sehr kompakte, aber bloß akzeptable Tastatur sind kaum mehr als okay. Die Function-Serie richtet sich so zuvorderst an Menschen, die einfach eine Tastatur möchten, die gut in ein bestehendes Design oder Ökosystem passt. Damit liefert sie im Grunde ungefähr das Qualitätsniveau von Razer und Co, wo oftmals das gleiche Augenmerk zu beobachten ist.
Die Bewertung der Function muss aber noch in einer zweiten Dimension erfolgen. Das BLD-Modell liefert einen in der qualitativen Ebene besseren Gesamteindruck zu ähnlichen Kosten ab. Dass die Beleuchtung durch die wenig lichtdurchlässigen Kappen an Bedeutung verliert, fällt weniger schwer ins Gewicht als die bessere Anmutung beim Schreiben – und passt insgesamt ins Bild einer etwas konzeptlosen Tastatur. Der dahinterstehende Gedanke missfällt jedoch: Premiumkunden kaufen direkt beim Hersteller, der Handel wird mit „Glasperlen“ abgespeist. Für Kunden ist das ärgerlich, weil nicht klar zu erkennen ist, wo Unterschiede liegen – und dass sie überhaupt existieren. Function heißt insofern nicht immer Function. Gut möglich, dass der Versuch, für den Direktvertrieb zu begeistern, aber auf die Nase fällt, weil auch das Markenbild verwässert wird.
Nach deutlichen Preissenkungen im Handel ist aber auch die BLD-Variante aufgrund des nun deutlichen Mehrpreises keine bessere von zwei mäßigen Optionen, sofern es unbedingt eine NZXT-Tastatur sein muss. „Müssen“ sollte es aber eigentlich nicht: Gute Alternativen bietet unter anderem Corsair, vor allem aber Ducky zu teils günstigeren Preisen. Dies gilt in Form der Ducky One 2 SF besonders im SFF-Segment.
- Kompakter Bau
- Sinnvolle Anordnung von Zusatztasten
- Position des Scrollrades
- Hot-Swap-Taster
- Dünne ABS-Tastenkappen
- Anmutung des Scrollrades
- Funktions- und F-Tasten schlecht unterscheidbar
ComputerBase hat die Function MiniTKL als Leihgabe von NZXT unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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