Pico Neo 3 Link: Oculus-Quest-2-Alternative ohne Facebook-Zwang

David Pertzborn
126 Kommentare
Pico Neo 3 Link: Oculus-Quest-2-Alternative ohne Facebook-Zwang
Bild: Pico

Pico Neo 3 Link ist ein SteamVR-Headset, das dank Snapdragon XR2 auch autark genutzt werden kann. Es handelt sich dabei mit kleineren Änderungen um die günstigere Endkundenversion der Pico Neo 3, die schon letztes Jahr, insbesondere auf dem chinesischen Markt, als Oculus-Quest-2-Alternative diente.

Autark, Wireless oder mit Kabel

Mit der Pico Neo 3 Link bietet Pico Interactive zum ersten Mal ein VR-Headset direkt für den Endkunden an und legt sich über dessen drei verschiedene Betriebsmodi sowohl mit der Oculus Quest (2) als auch mit klassischen PC-VR-Headsets an.

Verbunden mit einem PC, soll die Pico Neo 3 Link sowohl kabelgebundenes als auch kabelloses SteamVR-Gaming ermöglichen. Drahtloses Streaming wird wie bei Oculus Air Link über Wi-Fi 6 oder Wi-Fi 5 realisiert. Der 5.300 mAh große Akku soll für eine Spielzeit von rund 3,5 Stunden sorgen. Die Oculus Quest 2 bietet 3.640 mAh.

Alternativ kann das Headset auch per DisplayPort-Kabel an den PC angeschlossen werden um den Qualitätsverlust zu vermeiden, der auf Grund von Kompressionsartefakten über Funk zwangsläufig auftritt. In diesem Fall dient die Pico Neo 3 Link als klassisches PC-VR-Headset. Das benötigte Kabel liegt, anders als bei der Pico Neo 3, direkt bei.

Darüber hinaus funktioniert das Headset auch komplett autark und setzt hierfür auf Qualcomms Snapdragon-XR2-Plattform mit Snapdragon-865-SoC, 6 GByte RAM und 256 GByte Speicherplatz.

Technisch auf einer Höhe mit der Oculus Quest 2

Neben dem SoC, der in genau dieser Konfiguration auch in der Oculus Quest 2 Verwendung findet, gibt es auch beim Display große Ähnlichkeiten. So nutzt auch die Pico Neo 3 Link ein Display mit 3.664 x 1.920 Pixeln auf RGB-LCD Basis. Die standardmäßige Bildwiederholrate beträgt hier 90 Hertz. Oculus bietet hier seit einiger Zeit je nach Anwendung bis zu 120 Hertz und auch Pico gibt 120 Hertz als experimentelles Feature zumindest für die Pico Neo 3 an. Wie bei der Oculus Quest 2 (58-68 mm) kann der Augenabstand der Pico Neo 3 Link (58-69 mm) in drei Stufen angepasst werden.

Beide Headsets nutzen Fresnel-Linsen und bieten Tests zufolge ein vergleichbares Sichtfeld. Pico spricht offiziell von 98°.

Das Inside-Out-Tracking setzt Pico Interactive mit Hilfe von vier Weitwinkelkameras um und verfolgt darüber auch die mitgelieferten 6DoF-Controller. Pico spricht zwar zusätzlich von 32 Sensoren pro Controller, ihr Einsatz sorgt laut Berichten zur Pico Neo 3 aber nicht für ein besonders gutes Tracking. Die meisten Tests bescheinigten in der Vergangenheit ein gleichwertiges oder leicht schlechteres Tracking als bei der Oculus Quest 2.

Ein weiterer Unterschied liegt im Gewicht und der Gewichtsverteilung. Die Oculus Quest 2 ist etwas leichter, dafür wird bei der Pico Neo 3 Link ein Teil des Gewichtes an den Hinterkopf verlagert, was laut Erfahrungsberichten trotz des höheren Gewichts für eine gute Ergonomie sorgen soll. Beide Headsets kommen ohne Kopfhörer und nutzen stattdessen Lautsprecher die den Ton gezielt auf die Ohren richten.

Die Software macht den Unterschied

Während es auf dem Papier, außer der Möglichkeit der verlustfreien Bildübertragung via DisplayPort-Kabel, kein klares technisches Unterscheidungsmerkmal zur Oculus Quest 2 gibt, sieht dies bei der Software und dem Ökosystem drumherum anders aus.

Facebook (Meta) bietet hier ein gigantisches Softwareangebot mit Exklusivtiteln und zukünftigen Experimenten wie dem Metaverse, während Pico Interactive von über 200 Apps, die zum Marktstart nativ auf dem Headsets funktionieren, spricht. Erfahrungsgemäß wird es sich hierbei jedoch nicht um 200 Top-Titel handeln.

Dafür kann die Pico Neo 3 Link ohne einen Account bei Facebook (Meta) genutzt werden und kommt ohne diese speziellen Datenschutzbedenken, die mit Ursache dafür sind, dass die Oculus Quest 2 im deutschen Handel nicht zu erwerben ist. Modelle von Pico konnten in der Vergangenheit wiederum auch ganz ohne Account als SteamVR-Headset genutzt werden. Zusätzlich soll es laut Pico für Entwickler deutlich einfacher sein Apps in Picos App Store zu veröffentlichen als dies bei Oculus der Fall sei.

Preise und Verfügbarkeit

Anders als die Oculus Quest 2 kommt die Pico Neo 3 Link auch ohne den Umweg über ausländische Shops in den deutschen Handel und kann ab dem 15. April exklusiv bei Bestware.com* vorbestellt werden. Die Vorbestellung zum Preis von 449 Euro ist bis zum 23. Mai möglich. Die initial verfügbare Stückzahl soll limitiert sein, pro Person maximal ein Headset bestellt werden. Die Auslieferung soll voraussichtlich mit Ablauf der Vorbestellfrist starten.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Pico Interactive unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.