Scheiternde Dienstleistung: Spielerzahlen in Babylons Fall fallen auf unter 100
Die Spielerzahlen von Babylons Fall sind im zweistelligen Bereich angekommen. Der Name ist damit Programm: Der Versuch, Platinum Games' Gameplay-Stärken mit Live-Service und dauerhaft klingelnder Kasse zu kombinieren, ist nur zwei Monate nach Veröffentlichung im Grunde am Ende.
Mit dem schnellen Absturz wird sogar Battlefield 2042 überholt. Der Shooter benötigte immerhin noch sechs Monate um seine Spielerzahl unter 1.000 fallen zu lassen, wenngleich von viel höherem Niveau aus.
Das Konzept an sich klang dabei sinnvoll: Platinum Games, die sich mit Kampfspielen wie der Bayonetta-Serie und NierR: Automata einen Namen gemacht haben, lassen kooperativ durch den Turm von Babel in einer abgedrehten Fantasy-Form kämpfen. Selbstüberhebung lag hier in dem Versuch, diese Stärken in ein Live-Service-Konzept mit vielen Mikrotransaktionen zu pressen.
Denn schon zum Start wurde das Spiel schlecht bewertet. PC Games monierte etwa Monotonie und fehlende Kreativität und nannte Babylons Fall ein „Live-Service-Desaster“: „Mikrotransaktionen, tägliche Boni, Multiplayer-Fokus, die komplette Palette unbeliebter Entscheidungen wurde getroffen.“ Ähnlich hieß es bei PC Gamer, der Spaß werde unter „einem Berg von Banalität und Monetarisierung begraben“. Durchschnittswertungen auf Metacritic und Steam-Nutzerwertungen lagen und liegen dabei erstaunlich dicht beieinander im eindeutig unvorteilhaften Bereich.
Neuer Content für die letzten Spieler
Von Spitzenzeiten am 4. März, als 1.166 Spielern gleichzeitig online waren, sind am heutigen Tag noch 123 übrig geblieben, zeigt SteamCharts. Über weite Teile des Tages sind aber nur noch zweistellige Nutzerzahlen gleichzeitig zu vermelden, einmalig wurden die Zahlen auch schon einstellig. Für ein Konzept, das auf hohe Spielerzahlen und „Engagement“ vertraut, um nach dem 70 Euro teuren Kauf noch Währungspakete und mehr an den Kunden zu bringen, ist das nicht nur tot, sondern schon verwesend.
Für Square Enix ist das aber bislang kein Grund zum Umdenken gewesen. Im März hieß es noch, die ersten beiden Saisons mit Inhalten seien „praktisch fertig“, an weiteren Saisons werde gearbeitet. „Es gibt keine Pläne, den Umfang der Arbeiten an Babylons Fall zu verringern“, so der Publisher. Ob das Sinn ergibt, erscheint fraglich: In der Vergangenheit konnten sich schlecht gestartete Dienstleistungsprodukte mit genug Ausdauer finanziell in sichere Gewässer retten, hatten aber selbst zu schlechtesten Zeiten mehrere Tausend Spieler und eine vernünftige inhaltliche Basis.